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Prenzlauer Berg: Es grünt so groß im Mauerpark

Baurecht für Land: Ephraim Gothe, Stadtrat in Mitte, macht einen ungewöhnlichen Tausch-Vorschlag. Er will der Immobiliengesellschaft Vivico das Bauen genehmigen, wenn diese gleichzeitig zehn Hektar an den Park abgibt. Geht der grüne Deal auf?

Berlin - Der Mauerpark im Bezirk Pankow soll größer werden. Der derzeit etwa acht Hektar große Grünstreifen soll auf insgesamt 14 Hektar ausgebaut werden. Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) präsentierte entsprechende Pläne vor kurzem im Stadtplanungsausschuss des Bezirkes. Die Immobiliengesellschaft Vivico besitzt ein etwa zehn Hektar großes Gelände direkt am westlichen Rand des Mauerparks, das Areal des ehemaligen Güterbahnhofs Eberswalder Straße in Wedding. Durch ein Tauschgeschäft will Gothe sechs Hektar davon zum Ausbau des Parks nutzbar machen. Vivico soll diese Fläche dem Land Berlin überlassen und würde im Gegenzug Baurecht auf den verbliebenen vier Hektar erhalten (siehe Grafik). „Da wir wissen, dass das Land kein Geld für einen Kauf der Fläche hat, sind wir weiterhin an dem Tausch interessiert“, sagte ein Vivico- Sprecher.

Die Idee steht schon seit mehreren Jahren im Raum, scheiterte aber bisher auch an Einwänden von Anwohnern. Diese kritisieren, dass ein Häuserriegel die mit dem Mauerpark eigentlich beabsichtigte grüne Verbindung von Prenzlauer Berg und Wedding blockieren würde. Auch die Grünen im Abgeordnetenhaus lehnen die Pläne aus diesem Grund ab. Das Parlament muss den Flächennutzungsplan, der auf dem Vivico-Gelände derzeit nur eine Grünfläche vorsieht, so ändern, dass eine Bebauung möglich wäre. Andernfalls wäre Gothes Vorschlag nicht umsetzbar.

Michail Nelken (Linke), Stadtrat für Stadtentwicklung in Pankow, ist von den Plänen Gothes ebenfalls nicht überzeugt. „Ich lehne das Tauschgeschäft als kontraproduktiv ab“, sagte er. Der Mauerpark, so wie er bisher besteht, liegt in Pankow. Nelken findet, das Land solle das gesamte Gelände von der Vivico kaufen und zum Park ausbauen. „Man kann es sich in einer Innenstadt nicht erlauben, Grünflächen zu bebauen.“ Gothe sieht in seinen Plänen dagegen einen guten Kompromiss. „Das wird kein hermetischer Gebäuderiegel. Da sollen einzeln stehende Häuser im Stadtvillentypus entstehen“, sagte er.

Die Zeit eilt, denn das Land Berlin hatte 1990 von der Allianz-Umweltstiftung 2,3 Millionen Euro zum Ausbau des Mauerparks erhalten. Die muss es allerdings laut Vertrag zurückzahlen, wenn der Mauerpark bis 2010 nicht mindestens zehn Hektar groß ist. Ein Sprecher der Stiftung sagte, bei der Frist könnte dem Land gegebenenfalls Aufschub gewährt werden – zumindest sofern der Senat bis dahin erkennbare Schritte unternimmt, um den Vertrag zu erfüllen.

Im Haushalt sind zwei Millionen Euro für den weiteren Ausbau vorgesehen. Das Geld ist bei der landeseigenen Grün Berlin GmbH geparkt. Bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung kann Gothe auf Unterstützung hoffen. „Was er macht, ist mit uns abgestimmt“, sagte eine Sprecherin. „Wir sind unter Zeitdruck, es ist wichtig, dass wir nun Nägel mit Köpfen machen.“ Auch die CDU- Fraktion im Abgeordnetenhaus signalisierte Zustimmung. „Wenn das ein Weg ist, den Mauerpark endlich zu realisieren, dann können wir damit leben“, sagte der Sprecher für Stadtentwicklungspolitik, Robbin Juhnke. Ähnlich sieht es die SPD- Fraktion: Gothes Vorschlag sei „eine gute Diskussionsgrundlage“, sagte die stadtentwicklungspolitische Sprecherin Ellen Haußdörfer. Matthias Jekosch

Matthias Jekosch

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