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Seeed

© Kasskara/Warner

Berliner Beats: Beatkapelle im Anzug

Seeed füllen an drei Tagen die Freiluftbühne in der Wuhlheide. Dabei haben auch sie mal klein angefangen. Ein Gespräch über Hertha BSC, Kakao und allem Pipapo.

Das alte Olympiastadion kennt Pierre Baigorry ziemlich gut. Es fing an mit einem irren Pokalspiel, Januar ’81, Hertha spielte gegen Uerdingen. Pierre war noch klein, und als Hertha BSC ein Tor schoss beim fulminanten 5:1, so hat Baigorry später lachend erzählt, sei er von der Bank aufgehüpft und habe einem Fan „eine komplette Tasse heißen Kakao über die Lederjacke gekippt“. Damals seien „ja viele knorrige Berliner“ zu Hertha gegangen, so Baigorry, „aber einem Kind haut man ja zum Glück nicht in die Fresse“.

"Sind so viele knorrige Berliner": Peter Fox über Hertha BSC

Am kommenden Wochenende könnte Pierre Baigorry, 35, nun selbst dort unten stehen, und das Stadion wäre weitaus voller als damals in den achtziger Jahren. Baigorry trägt den Künstlernamen „Pete Fox“ und ist Sänger der Reggae-Kapelle Seeed. Die spielen Freitag, Sonnabend, Sonntag in der Wuhlheide. Drei Abende hintereinander, drei Mal vor 17 000 Menschen. Die große WM-Schüssel würden sie dennoch nicht für ein Konzert buchen: „Im Olympiastadion spielen wir garantiert niemals“, sagt Baigorry. „Das ist ’ne absolute Anti-Location für ein Konzert. Wir wollen ja, dass die Leute ein bisschen Stimmung von der Bühne mitkriegen und nicht auf Großbildleinwände starren müssen – das ist dann wie Fernsehen, und kein Konzert.“ Wenn er mal ins Stadion geht, dann nur zu Hertha (und an diesem Wochenende ging es ja gut los für Baigorry und seinen Verein, als die Berliner den Meister aus Stuttgart 3:1 schlugen).

Der erste Auftritt von Seeed war auf der Schulinsel im Tegeler See

Es ist schon beeindruckend, welche Karriere die elf Beatmusiker aus Berlin hingelegt haben. Sie touren längst durch Europa, schafften einst die wunderbare Berlin-Hymne „Dickes B“ (… oben an der Spree…), verkauften unzählige Platten und tänzelten überaus lässig über den neuen Rasen bei der Eröffnungsfeier der Fußball-WM, die weltweit von Millionen Menschen im Fernsehen gesehen wurde.

Bei Baigorrys erstem Konzert als Musiker ging es weniger pompös ab. Es muss wohl Anfang der 90er gewesen sein, „vor 40 Figuren in der Aula auf der Schulinsel Scharfenberg im Tegeler See“, erzählt er. „Es war der Hammer, vor allem die Reise dahin, mit Fähre und allem Pipapo.“ Den ersten Gig mit Seeed hatte er dann im Januar 1999 bei einer Party auf der Insel der Jugend am Treptower Park (Baigorry: „Krass, schon wieder ’ne Insel.“). Seeed wollten damals schon „richtig cool sein“ und in Anzügen auftreten, sagt Baigorry. Nur leider kam der zweite Sänger Demba in einer Trachtenjacke „und meinte, das wäre doch sowas wie ein Anzug“. Naja, fast.

Heute treten sie meist in maßgeschneiderten Jacketts auf, tragen große Hüte, übrigens auch seit einigen Tagen in „Legoland“ am Potsdamer Platz, wo viele, viele kleine gelbe Männchen begeistert vor elf Figürchen alias Seeed stehen und die Ärmchen hochreißen.

Drei Abende spielen sie nun in Berlin, drei Konzerte mit vollem Tempo, das kommt gut an in Berlin – vor allem, wenn auch die Musiker aus der Stadt stammen: Rosenstolz haben die Wuhlheide drei Tage hintereinander gefüllt, die Ärzte haben das vor drei Jahren ebenfalls geschafft, ohne auch nur ein Werbeplakat zu kleben. Und weil das so gut geklappt hat, wiederholen sie das im kommenden Sommer gleich noch einmal. Man muss es nicht groß erwähnen: Aber zwei der drei Ärzte-Konzerte sind schon ausverkauft. Klar, auch Seeed-Sänger Baigorry war schon mal bei den Alt-Rockern: „Die Ärzte waren eine der ersten Bands, die ich live gesehen habe“, erinnert er sich. Ende der 80er war es, im Tempodrom. Die Halle haben auch Seeed zum Kochen gebracht – im Februar erst.

Am 24., 25. und 26. August spielen Seeed in der Wuhlheide, 18:30 Uhr. Für den Sonntag gibt es noch Restkarten.

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