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Ein Kind spielt auf einem Spielplatz.

© Christoph Soeder/dpa

Spielplätze wieder geöffnet: Endlich wieder andere Kinder sehen

Buddeln, rutschen, klettern - und die Eltern sitzen am Rand. Auf Spielplätzen in Neukölln und Kreuzberg ist Erleichterung bei Familien zu spüren.

Etwas ist anders dieser Tage in der Hasenheide. Eigentlich würde hier jetzt im Mai das große Volksfest, die Maientage, brummen und blinken, die Fahrgeschäfte tuten, Schlager und Popsongs dröhnen, in der Luft der Geruch nach Zuckerwatte und Fettigem. Doch die große Wiese in der Senke, wo sonst um diese Zeit die Achterbahnen, Karussells und Buden stehen, ist leer, von ein paar wenigen Menschen, die bei kühlem, regnerischem Wetter im Gras sitzen oder Gymnastikübungen machen, abgesehen.

Immerhin, auch das ist anders als noch vor ein paar Tagen - vom großen Spielplatz im Park hört man jetzt wieder Kinderlachen und Kreischen. Seit Donnerstag sind viele Spielplätze in Berlin wieder offen, in Neukölln laut Bezirksamt alle 123 öffentlichen.

Gleich nach dem Frühstück auf den Spielplatz

Bei den Eltern, die am Sonnabend mittags am Rand des Spielplatzes sitzen und ihre Kinder beobachten, ist Erleichterung zu spüren. „Meine Tochter wollte am Donnerstag sofort nach dem Frühstück auf den Spielplatz“, erzählt eine Mutter. „Da war zwar noch niemand sonst hier, aber das war ihr egal.“

Ihre Tochter ist dreieinhalb und klettert gerade auf dem Piratenschiff herum. Bedenken, dass ihr Kind auf dem Spielplatz anderen zu nahe kommt oder sich anstecken könnte, hat die 33-Jährige nicht. In dem Alter würden die Kinder meist noch nicht so intensiv zusammen spielen. In die Kita kann das Mädchen noch nicht wieder gehen, und sie vermisse ihre Freunde dort und ihre Erzieherin. Auch für sie als Mutter sei es fast ungewohnt, jetzt wieder auf dem Spielplatz zu sein. „Es ist krass, wieder so viele Leute zu sehen.“

Am Spielplatzeingang hängt ein Hinweisschild des Bezirksamts.
Am Spielplatzeingang hängt ein Hinweisschild des Bezirksamts.

© Sylvia Vogt

Der Spielplatz ist gut besucht, aber längst nicht überfüllt. Die Kinder schaukeln, klettern, rutschen und buddeln, die Eltern unterhalten sich oder geben Hilfestellung, eigentlich alles wie immer. Am Eingang hängt ein Schild, auf dem steht, man rate dringend vom Besuch der Spielplätze ab. „Vermeiden Sie Menschenansammlungen und halten Sie zwei Meter Abstand“, heißt es dort. „Wir bitten alle Eltern, die Spielplätze nur zu nutzen, wenn es nicht anders geht und vor allem zu volle Spielplätze zu vermeiden“, steht auf der Webseite des Bezirksamts. Das Ordnungsamt werde das Abstandsgebot zwischen den Eltern kontrollieren und Spielplätze bei Überfüllung auch temporär räumen.

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„Vorhin war viel mehr los“, sagt ein Vater, der mit seinen drei und  fünf Jahre alten Kindern hier ist. Liegt wohl am Wetter, jetzt fängt es an zu hageln. Die Kinder verziehen sich in ein Spielhaus und winken aus dem Fenster, der Vater packt den Regenschirm aus. Es sei schön, dass jetzt wieder mehr Abwechslung für die Kinder möglich sei. Er findet, dass es auf dem Spielplatz entspannter und ungefährlicher ist als beispielsweise im Supermarkt, wo sich im geschlossenen Raum viele Menschen drängen. Und wie haben sie die vergangenen Wochen herumgebracht? „Wir haben Inlineskates besorgt, Frisbee gespielt und Radtouren gemacht“, erzählt der Vater.

Die Tiergehege in der Hasenheide, für viele Kinder sonst ein fester Programmpunkt, sind am Wochenende und an Feiertagen noch nicht wieder geöffnet, aber unter der Woche kann man von 9 bis 15 Uhr wieder hin.

"Am tollsten ist die Seilrutsche und das Hangeln"

Auch ein paar hundert Meter weiter, in Kreuzberg, sind die Spielplätze gut besucht. Am Rand des Zickenplatz-Spielplatzes im Graefekiez stehen Tino und Kristin mit ihrer eineinhalbjährigen Tochter und wollen gerade einpacken, weil es jetzt stärker regnet. Auch wenn ihre Tochter noch nicht mit anderen Kindern spiele, sei es doch toll und wichtig für sie, wieder andere Kinder zu sehen und beobachten zu können, sagt Mutter Kristin. Auch für sie als Eltern eine Erleichterung. „In unserer kleinen Wohnung muss man mehr aufpassen, hier kann ich sie besser herumlaufen und im Sand buddeln lassen.“ Eigentlich sollte das Mädchen jetzt in der Kita eingewöhnt werden, aber das geht nun wegen Corona nicht. „Wir wissen noch nicht, wann sie in die Kita kann, jetzt ist für uns eine Art verlängerte Elternzeit.“

Auch die sechsjährige Liv verlässt mit ihrer kleinen Schwester und ihrem Vater gerade den Spielplatz. „Ich finde es toll, dass wir jetzt wieder hierher können“, sagt sie. „Ich bin am liebsten auf der Seilrutsche oder hangle an den Ringen.“ Ihr Vater erzählt, dass er selbst gleich zu Anfang der Pandemie positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Die Familie musste in Quarantäne, inzwischen ist alles wieder gut. „Danach kamen die Kontaktbeschränkungen, aber für uns war es eine Erleichterung, dass wir überhaupt wieder raus durften.“ Ob es richtig war, die Spielplätze zu sperren? Schwer zu sagen. Aber, gibt er zu bedenken, wenn die Kinder dann außerhalb um den abgesperrten Spielplatz herumflitzen oder auf anderen Freiflächen spielen, könnten sie sich auch nahe kommen.

Nicht überall in Berlin sind die Spielplätze wieder offen. In Tempelhof-Schöneberg sollen sie wie berichtet erst am 4. Mai geöffnet werden, in Pankow öffneten am Donnerstag erst etwa 100 der insgesamt 224 Spielplätze, die weiteren  sollen aber in den nächsten Tagen folgen.

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