zum Hauptinhalt
Barbara Breuer (blaue Weste) mit Simon Evans, Hanna Gindina und Gästen vorm Zentrum in der Lehrter Straße.

© Sven Darmer

Tagesspiegel-Aktion "Menschen helfen!": Spenden für mehr Übernachtungsplätze bei der Stadtmission

Die Berliner Stadtmission will Gäste vor einer Infektion schützen. Es fehlt an Corona-Luftfiltern in Schlafsälen – die Tagesspiegel-Leser können helfen.

In diesem Jahr bittet der Tagesspiegel-Spendenverein „Menschen helfen!“ für Unterstützung in der Coronakrise um Spenden. Stellvertretend für alle 30 Initiativen für Berlin, Brandenburg und die Welt stellen wir zwölf Projekte in unserer Spendenserie bis Weihnachten vor. Heute: Die Notübernachtungen der Berliner Stadtmission.

Kältebusse, Notunterkünfte und Kleiderkammern, Butterbrote und Kaffee für alte Menschen in Senioreneinrichtungen: Das Engagement der Stadtmission der Evangelischen Kirche mit ihrem Berliner Zentrum in der Lehrter Straße 68, Nähe Hauptbahnhof, ist vielfältig.

Aber gerade in den - für viele auf der Straße lebenden Menschen so wichtigen - fünf Notübernachtungen machen sich die Einschränkungen der Corona-Krise besonders bemerkbar. Um ihr Übernachtungsangebot wieder ausweiten zu können, bittet die Stadtmission dringend um Leser-Spenden der Tagesspiegel-Weihnachtsaktion „Menschen helfen!“.

„Vieles funktioniert auf der Straße nicht mehr, wie vorher“, erzählt Ulrich Neugebauer, Leiter der Notübernachtungen der Berliner Stadtmission. Verdienstmöglichkeiten würden wegfallen und die Leute hätten keine Orte mehr, wo sie hinkönnen. „Wir haben hier in der Lehrter Straße offiziell 120 Plätze. Normalerweise sind hier aber auch nachts um vier noch Leute reingekommen und haben einen warmen Platz und eine warme Suppe bekommen. Das war ein verlässlicher Ort, wo alle wussten, da wirst du nicht abgewiesen.“ Der 60-Jährige bedauert, dass dieses Jahr anders ist.

Momentan dürfen noch 80 Gäste rein, davon je die Hälfte in Schlafsaal und Aufenthaltsbereich. „Es ist furchtbar, sagen zu müssen, wir dürfen niemanden mehr reinlassen“, sagt er. Darunter würden Gäste und Mitarbeitende leiden. „Aber wir lassen niemanden einfach stehen. Wenn möglich, versuchen wir die Menschen noch mit unseren Kältebussen irgendwo hinzufahren und ihnen weiterzuhelfen.“

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

In den Schlafsälen werden zwischen den Übernachtungsgästen Betten freigelassen, um einen Mindestabstand zu gewährleisten. „In der Kopenhagener Straße übernachten normalerweise 50 Leute in einem Raum“, berichtet Barbara Breuer, Mitarbeiterin und Pressesprecherin der Stadtmission. Und auch in der Corona-Zeit sind es noch 30 Leute in Stockbetten. Bei so vielen Menschen in einem Raum werden trotz Abstand Aerosole zum Problem. Um das Infektionsrisiko mit dem Coronavirus und der anschließenden Erkrankung Covid-19 einzudämmen, plant die Stadtmission nun den Einbau von sogenannten Schwebstofffiltern. Diese können Aerosole und somit auch Viren aus der Luft herausfiltern.

Für die Installation rechnet man mit Kosten in Höhe von 5000 Euro. Die Summe ist nicht eingeplant, daher hofft die Stadtmission auf Spenden zur Finanzierung. Natürlich gebe es auch derzeit schon Lüftungsanlagen, die seien aber laut Neugebauer zehn Jahre alt und nicht für den Einsatz in einer Pandemie gedacht. „Wir erhoffen uns natürlich, dass wir mit einer neuen Filteranlage auch wieder mehr Personen beherbergen können. „Aber auch derzeit sind Gäste nicht einfach dem Infektionsrisiko ausgesetzt.“ Mit Corona-Schnelltests für jeden Übernachtenden versucht die Stadtmission, die Gefahr einer Ansteckung so gering wie möglich zu halten. Wer herein will, muss nach dem Test 20 bis 30 Minuten auf sein Ergebnis warten.

„Mit Gottvertrauen weitergemacht“

„Der Andrang hat sich durch Corona insgesamt erhöht, bei fast allen Hilfsangeboten der Stadtmission“, sagt Barbara Breuer. „Wahrscheinlich auch, weil andere Einrichtungen geschlossen haben, während wir weiter offen sind.“ Das sei nur durch den Einsatz vieler engagierter Helfer möglich. Kleineren Einrichtungen fehle dafür auch einfach das Personal, vermutet die 47-Jährige. Auch wenn die Situation in den vergangenen Corona-Monaten teils aussichtslos ausgesehen habe - Breuer ist fasziniert, „wie die Stadtmission in der Krise zur Hochform aufläuft: „Da wurde mit einem Gottvertrauen weitergemacht, obwohl niemand wusste, ob das weiter finanziert werden kann, es wird einfach weitergemacht. Und es funktioniert.“

[Wer noch mehr über ehrenamtliches Engagement in Berlin erfahren will: Der Tagesspiegel-Newsletter Ehrensache erscheint monatlich, immer am zweiten Mittwoch. Hier kostenlos anmelden: ehrensache.tagesspiegel.de]

„Etwas Gutes hat Corona aber doch bewirkt“, berichtet Ulrich Neugebauer. Die Unterkunft zur Anspruchsklärung (UzA), die im Mai eingerichtet wurde, bietet ein neues, mittelschwelliges Hilfsangebot für Menschen, die auf der Straße leben. Dort bekommen sie die Möglichkeit, den ganzen Tag über zu bleiben und werden versorgt. „Wer bereit ist, etwas an seiner Lebenssituation zu ändern, kann aus der niedrigschwelligen Notübernachtung dorthin wechseln“, erzählt Neugebauer. Stand jetzt wird die UzA bis April offenbleiben, aber Neugebauer hofft auf die Politik, damit ein solches nachhaltiges Angebot auch längerfristig beibehalten werden kann.

Bis dahin soll den Übernachtungsgästen erst einmal mit neuen Luftfiltern geholfen werden. Aber die müssen mit Spendengeldern bezahlt werden, auf die alle dringend hoffen.

Das Spendenkonto: Empfänger: Spendenaktion Der Tagesspiegel e.V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse BIC: BELADEBE, IBAN: DE43 1005 0000 0250 0309 42, Bitte Namen und Anschrift für den Spendenbeleg notieren. Auch Online-Banking ist möglich.

Marian Schuth

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false