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Brandenburg, Lübbenau: Petra Nakoinz aus Schleife verziert Eier in Bossiertechnik. Hierzu wird farbiges Wachs auf die Eier aufgetragen. Im Spreewald-Museum in Lübbenau fand zum 22. Mal eine Ostereiermesse statt, in diesem Jahr mit 40 Ausstellern aus Brandenburg, Berlin und Sachsen.

© dpa/Frank Hammerschmidt

Sorben sind das „Ostervolk“: Brandenburgs Gemeinden pflegen zu Ostern Brauchtum

Ostern bedeutet auch Traditionspflege. Dabei spielen Feuer, Eier und Gesänge eine Rolle. Für das Volk der Sorben ist es das traditionsreichste und größte Fest.

Ostersingen, Osterfeuer, Eierbemalen, Kirchgänge: In Brandenburg werden auch in diesem Jahr zum Osterfest zahlreiche Bräuche gepflegt, unter anderem bei den Sorben in der Lausitz. Sie gelten als „Ostervolk“. So können Besucher des Spreewaldes nach Angaben des Tourismusverbandes zum Osterwochenende auch heute noch praktizierte sorbische und wendische Bräuche erleben. Den wohl bekanntesten Brauch, das Ostereierverzieren, können Gäste auch selbst ausprobieren, beispielsweise mit Wachs und Gänsefederkielen.

Die Sorben/Wenden sind seit rund 1500 Jahren in der Lausitz ansässig. Nach offiziellen Schätzungen bilden etwa 60.000 Menschen heute das Volk der Sorben und Wenden in Ober-und Niederlausitz. Das Ei gilt heute noch als Symbol des erwachenden Lebens und der Fruchtbarkeit.

Auch das Ostersingen ist in den vergangenen Jahren wieder aufgelebt, etwa in Dissen, Ruben und Jänschwalde (alle Spree-Neiße). Der Brauch stammt aus alter Zeit. Einst zogen die sorbischen Mädchen in der Osternacht durch die Dorfstraßen. Sie sangen Choräle bis zum Sonnenaufgang und verkündeten fröhlich die Auferstehung des Herrn. Die Lieder lernten sie an Winterabenden bei der Heimarbeit von ihrer Vorsängerin, der sogenannten Kantorka.

Diana-Susanne Schuster aus Drachhausen ist eine von ihnen. Sie hat in der Schule Sorbisch gelernt. Am frühen Sonntagmorgen bei Sonnenaufgang werde sie vor den Fenstern der Häuser im Dorf mit bis zu 14 Ostersängerinnen auftreten, erzählte die studierte Slawistin der Deutschen Presse-Agentur. In Anlehnung an die Bibelgeschichte wird mit Chorälen die Auferstehung Christi verkündet. Der heidnische Hintergrund ist das Singen für eine gute Ernte. Am Nachmittag findet Gesang dann in den Kirchen statt.

Beim traditionellen wendischen Kirchgang am Ostersonntag in Burg (9.30) im Spreewald werden viele Besucher erwartet. Damit wird einmal im Jahr an eine alte Tradition erinnert. An hohen kirchlichen Feiertagen war es üblich, eine schwarze Tracht zu tragen. Halstuch, Schürze und Kopftuch wurden aus schwarzer Damastseide gefertigt. Der Kirchgang beginnt mit einem Familiengottesdienst mit Musik und Gesang. Spreewälderinnen treten in komplett schwarzen Trachten auf.

In anderen landeskirchlichen Gemeinschaften Brandenburgs haben sich mit der Corona-Pandemie neue Traditionen entwickelt. So zieht das Bläserensemble Gloriosa aus Kahren im Spree-Neiße-Kreis am Ostermontag durch zahlreiche Dörfer und bringt den Bewohnern ein Ständchen vor Gaststätten und Feuerwehren.

Auch Osterfeuer finden in vielen Landkreisen statt, darunter in der Uckermark, Märkisch-Oderland, Oder-Spree und Barnim. Sie gelten als Symbol der Sonne und werden traditionell in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag entzündet. Inzwischen gibt es in den Gemeinden landesweit keinen einheitlichen Termin für den Brauch. (dpa)

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