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Altbau ist nicht gleich Altbau. Häuser in der Rigaer Straße in Berlin-Friedrichshain.

© imago/Christian Mang

Berliner Immobilienbesitzer nutzen letzte Chance: So viele Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen wie noch nie

28.595 Wohnungen in Berlin sind 2021 zu Eigentum geworden. Nun gilt ein Umwandlungsverbot. Die Grünen fürchten jedoch eine Kündigungswelle wegen Eigenbedarfs.

Die Zahl der Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen ist 2021 in Berlin auf ein Rekordhoch gestiegen. Insgesamt 28.595 Einheiten ließen die Besitzer umwandeln. Der Wert lag damit deutlich höher als in der Vergangenheit. Noch 2020 nutzten Eigentümer das Recht in 19.189 Fällen, schon das ein Mehrjahres-Hoch.

Insgesamt wurden 119.804 Wohnungen seit 2015 in Berlin umgewandelt. Das teilte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf Anfrage der Abgeordneten Katrin Schmidberger (Grüne) mit.

Verantwortlich für den starken Anstieg dürfte die nahende Einschränkung der Praxis durch den Senat im vergangenen Jahr gewesen sein. Viele Eigentümer nutzten somit die letzte Gelegenheit zur Umwandlung, bevor das Gesetz in Kraft trat.

Der Bundestag hatte im Juni 2021 mit einer Änderung des Baugesetzbuchs beschlossen, dass die Kommunen fortan mehr Handhabe gegen die Umwandlung in Eigentumswohnungen haben sollten. Auf dieser Grundlage verbot das Land Berlin die Umwandlung in Eigentum stadtweit für alle Häuser mit mehr als fünf Wohnungen.

Eine Ausnahme davon besteht nur, wenn zwei Drittel der Mieter die von ihnen genutzten vier Wände im Falle der Umwandlung kaufen würden. Sonderregelungen gibt es daneben auch für Nachlässe.

Damit endete die zuvor weit verbreitete Praxis ziemlich abrupt. Lediglich 15 Anträge auf Umwandlung von insgesamt 340 Wohnungen wurden seither noch gestellt, heißt es in der Antwort der Senatsverwaltung. Fünf Anträge für 57 Wohnungen seien genehmigt worden. Für die restlichen liefen die Verfahren noch.

Schmidberger: Umwandlungsverbot wirkt

„Die Umwandlungsverordnung wirkt“, stellte Schmidberger zufrieden fest. Die Sprecherin für Wohnen und Mieten ihrer Fraktion hatte seit langem auf ein weitgehendes Umwandlungsverbot gedrungen. Doch in vielen Fällen sieht sie die Regelung zu spät gekommen. „Es rollt eine große Eigenbedarfskündigungswelle auf uns zu in Berlin.“

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Zwar müssten die Eigentümer bei einem Verkauf zunächst den Bestandsmietern des Hauses die Wohnungen zum Kauf anbieten. Für die meisten sei das jedoch nicht finanzierbar. „Die wenigsten Leute können es sich leisten, ihre Wohnung zu kaufen. Da mache ich mir große Sorgen“, sagte Schmidberger.

Insgesamt wurden in den vergangenen zwei Jahren 20.550 Eigentumswohnungen weiterverkauft. Nur in 1250 Fällen hätten dabei die Mieter selbst zugeschlagen, teilte die Stadtentwicklungsverwaltung mit.

Patzer der Verwaltung ermöglichte weitere Umwandlungen

Dass die Zahl der Umwandlungen im vergangenen Jahr derart hochschnellen konnte, liegt auch an einem Patzer der Verwaltung des damaligen Stadtentwicklungssenators Sebastian Scheel (Linke): So trat die vom Senat beschlossene Rechtsverordnung am 6. August in Kraft, die Begründung der Verordnung wurde jedoch erst eine Woche später am 13. August im Amtsblatt veröffentlicht.

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Die Wirksamkeit der Regelung wurde daher angezweifelt. Die Umwandlungsverordnung wurde deswegen im September vom Senat erneut erlassen und trat erst am 7. Oktober in Kraft. [Lesen Sie mehr zu diesem Patzer bei Tagesspiegel Plus.] „Dadurch hatten einige Mieterinnen und Mieter das Nachsehen“, ärgert sich Schmidberger noch immer.

Insgesamt ist die Eigentumsquote im Berliner Wohnungsbestand in den vergangenen Jahren leicht gestiegen. Gemessen an allen Einheiten lag der Anteil privater Eigentümer im Jahr 2020, dem jüngsten verfügbaren Jahr, bei 34,2 Prozent. Insgesamt 15,9 Prozent der Wohnungen in Berlin werden von den Besitzern selbst genutzt.

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