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Sollen Handys an Grundschulen in Zukunft verboten werden?

© picture-alliance/ dpa

Smartphones an Berliner Grundschulen: Handyverbot in der Schule: CDU-Idee stößt auf Skepsis

Die Berliner CDU fordert ein Verbot von Handys an Grundschulen. Doch diese Idee sorgt für viele Diskussionen.

Schon die Kleinsten haben heute ein Smartphone und bringen dieses auch mit in die Schule. Etwas, das die Berliner CDU-Fraktion nicht länger hinnehmen möchte und deshalb ein grundsätzliches Verbot von Handys an Grundschulen fordert.

Die Schulen und auch der Senat verstehen diesen Vorstoß nicht. „Bei uns gibt es bereits ein Handyverbot“, berichtet Harry Könnecke von der Vineta-Grundschule in Mitte, „die Schüler dürfen die Telefone dabei haben, sie müssen aber auf dem Schulgelände ausgeschaltet sein.“ Halten sich die Schüler nicht daran, werde das Handy eingesammelt, passiert das mehrmals, müssen die Eltern des Kindes das Handy in der Schule abholen. Jörg Brode, Schulleiter der Carl-Sonnenschein-Schule in Mariendorf, sieht das ähnlich. „Für uns sind die Handys auch eine Entlastung: Wenn es zu Unterrichtsausfall kommt, können die Schüler ihre Eltern selbstständig anrufen“, sagt er.

Die CDU fordert, dass die Handys direkt am Eingang eingesammelt werden, mit ausgeschalteten Telefonen sei es nicht getan. Brode widerspricht: „Die Kinder lernen so mit Regeln umzugehen und sich an diese zu halten. Würde man die Handys direkt einsammeln, gäbe es diesen Lerneffekt nicht.“

Darüber hinaus sind sich die Schulleiter der befragten Schulen auch einig, dass die Kinder durch das Handy auch Medienkompetenz lernen. Würde das Handy in der Schule gar nicht mehr stattfinden, können die Kinder den Umgang mit diesem auch nicht lernen. Das größere Problem als Handys im Unterricht seien ohnehin Chats, deren Inhalt nicht immer kontrolliert wird.

„Von logistischen Hürden sollten wir uns nicht aufhalten lassen“

„Ich bin mir sicher, dass der Großteil der Eltern eine handyfreie Zone befürworten würde“, sagt Hildegard Bentele, bildungspolitische Sprecherin der CDU. „Von logistischen Hürden sollten wir uns nicht aufhalten lassen.“ Logistische Hürden wie die Handys von mehreren hundert Schülern einzusammeln und nach Schulschluss, der zu unterschiedlichen Zeiten ist, wieder zu verteilen. Im Idealfall würden die Handys ganz Zuhause bleiben: „Die meisten Kinder werden ohnehin gebracht und abgeholt“, so Bentele.

Sylvia Betzing von der Kolumbus-Grundschule sieht die Aufgabe den Kindern einen gesunden Handykonsum beizubringen nicht nur bei der Schule: „Viele Eltern haben selbst ständig ihr Handy in der Hand, so lernen es die Kinder gar nicht anders.“

In Brandenburg hat der Landesschülerrat unlängst gefordert: Das Verbot, Smartphones in der Schule zu benutzen, müsse aufgehoben werden. Ein vom Land ausgesprochenes, generelles Handyverbot gibt es an Brandenburger Schulen zwar nicht, häufig ist es jedoch untersagt, die Geräte im Schulhaus einzuschalten. Die Schulen regeln selbst, inwieweit elektrische Geräte genutzt werden dürfen – nämlich meist gar nicht, wie der Landesschülerrat kritisiert. Im Rahmen der von Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) ausgerufenen Digitalisierungskampagne im Klassenzimmer müsse es auch möglich sein, die eigenen Geräte einzusetzen.

Laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom nutzen über ein Drittel der Sechs- und Siebenjährigen bereits ein Smartphone, bei den Zehnjährigen sind es 68 Prozent. Grundschüler mit Smartphone sind also keine Seltenheit mehr, die befragten Schulen halten ein Zwangs-Einsammeln aber nicht für notwendig.

Julia Kopatzki, Marion Kaufmann

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