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Powernapper’s Paradise, Samir Arabzadeh

© Samir Arabzadeh / Powernapper's Paradise

Skandale, Beethoven und Bernd Begemann: Die Tagestipps für Berlin am 14. November 2023

Heute noch nichts vor? Wir haben sieben Tipps zu Kurzfilme, Lesungen, Ausstellungen und jede Menge Konzerte, die Ihnen garantiert den Dienstag versüßen.

Von

1 Konzert: Rahill

Sängerin Rahill ist die Queen der emotionalen Coolness.

© Zachary Wright

Singer-Songwriterin Rahill Jamalifard nimmt an die Hand, legt ihr Leben und sich selbst offen. Als Tochter einer iranischen Einwandererfamilie war ihr Leben von der Suche nach Identität und Kultur geprägt. Wie ein Buch, Kapitel für Kapitel, erzählt sie Gedanken und Anekdoten.

Mit einer auffällig großen Gelassenheit begegnet sie den Themen ihres Lebens. Das Level an Coolness wundert wohl kaum irgendwen, denn die New Yorkerin zählt schon längst nicht mehr als Newcomerin. Obwohl sie vergangenes Jahr erst ihr Debüt feierte, begann ihr musikalischer Werdegang bereits früh, mit der Gründung der Psych-Rock-Band Habibi. Damit schmückte sie ihre Teeniejahre aus und sammelte reichlich Erfahrungen, um so ihr erstes Soloalbum „Flowers At Your Feet“ (2023) bereits sehr erwachsen klingen zu lassen.

Denn verwirrt oder gar suchend, wirkt Rahill nicht. Die Jazz- und Hip-Hop-Instrumentals bilden ein harmonisches Fundament, auf dem Rahill mit ihrer selbstsicheren Stimme ihr Narrativ spinnt. Sogar Megagröße Beck produzierte am Album mit. Die Solo-Karriere ist ein Zeugnis ihres bisherigen Werdegangs als Musikerin und zugleich Sammelsurium lyrischer, persönlicher Bilder.

2 Lesung: Kerstin Deckers „Eine kleine Geschichte des Windes“

Kerstin Decker ist ein Fan von Wind!

© Gunnar Decker

„Wir können uns weigern zu essen und zu trinken, aber wir können uns nicht weigern zu atmen“, schreibt Autorin Kerstin Decker in ihrem Buch „Eine kleine Geschichte des Windes“ und führt Leser:innen auf eine umfassende Reise ins Reich der Natur- und Kulturgewalt – mal informativ, mal unterhaltsam. Wie wäre die Welt, wenn es keinen Wind gäbe?

Eine ganz andere, weiß Decker und erklärt, warum die Geburt der europäischen Demokratie aus dem Geist des Windes stammt und wie die Menschheit dank der bewegten Luft die Erde umsegeln und neue Gebiete erschließen konnte. Mit ihren Worten ruft sie auch die Allgegenwärtigkeit des Windes vor Augen: vom Tropensturm, mit massiver Zerstörungsgewalt, bis zum ersten Atemzug eines Neugeborenen und dem, was wir Seele nennen, denn auch das meint ursprünglich nichts anderes als Hauch, philosophiert die Autorin.

Am Ende ist die unkonventionelle Geschichte voller Wertschätzung für das mächtige Element: „Ist es nicht Glück, den Wind in den Bäumen zu hören?“

3 Konzert: Spider Murphy Gang

Der Hit um Rosis Nummer beschert der Spider Murphy Gang bis heute stetigen Tantiemenfluss.

© Hangen Photo

Die Spider Murphy Gang um die verbliebenen Gründungsmitglieder Günther Sigl und Barny Murphy setzt über 40 Jahre nach ihrem Superhit „Skandal im Sperrbezirk“, einer der größten Erfolge der Neuen Deutschen Welle, natürlich gnadenlos auf die Nostalgiekarte. Das ist auch völlig okay, wenn das Gestern so charmant ins Heute grätscht wie hier.

4 Kurzfilm Festival: Interfilm 39

„Powernapper’s Paradise“ (2022, Regie: Samir Arabzadeh) zeigt, wie Arbeitende auf den Philippinen ihr Nickerchen machen.

© Samir Arabzadeh / Powernapper's Paradise

Das Interfilm-Festival fand 1982 erstmals in besetzten Häusern in Kreuzberg statt. 39 Jahre später ist es zum größten Kurzfilmfestival Berlins geworden. Zusammen mit dem Schwesterfestival Kuki präsentieren sie dieses Jahr mehr als 350 Kurzfilme an unterschiedlichsten Orten in der Stadt. Das Besondere an Kurzfilmen? Sie treffen oft den Puls der Zeit, durch ihr kompaktes und knappes Inhalts- und Zeitverhältnis.

Am Dienstag wird mit großer Feierlichkeit in der Volksbühne eröffnet, an den folgenden Tagen sind Filmvorführungen, Events und Workshops geplant. Dabei liegt der Fokus auf progressiven Inhalten, die mit starkem Narrativ beeindrucken, Kritik an Gesellschaft und Politik gibt es außerdem: In den Kurzfilmen werden koloniales Erbe, antikapitalistische Positionen, globale Ungerechtigkeit, sexuelle und geschlechtliche Selbstbestimmung thematisiert.

5 Konzert: Juilliard String Quartet

Das Juilliard String Quartet gehört seit 1947, dem Jahr seines ersten Auftretens, zu den führenden Streichquartettensembles der Welt.

© Erin Baiano

Mit seinem zehnten Streichquartett, B-Dur, Opus 130, überspannte Beethoven den Bogen der Publikums-Flexibilität so sehr, dass selbst sein Verleger ihn bat, den wilden Schluss neu zu schreiben, was dieser, ungewohnt einsichtig, auch tat. Dennoch fanden Publikum und Kritik auch so genug Reibungsflächen für interessante Pausenkonversationen.

Das famose Juilliard String Quartet (inzwischen mit umgekehrtem Geschlechterverhältnis seit dem Eintritt von Astrid Schween als erster Musikerin 2016) spielt nun Opus 130 in der revidierten Fassung, sowie die Große Fuge Opus 133, kontrapunktiert vom Streichquartett 8 und 10 („Cavatina“) von Jörg Widmann – beides Studien über Beethoven.

6 Ausstellung: Marejesho

Das Ausstellungsprojekt Marejesho befasst sich mit dem Maji-Maji-Aufstand (1905-1907) in dem damals von Deutschland kolonialisierten Tansania.

© Konradin Kunze

„Ich verneige mich vor den Opfern der deutschen Kolonialherrschaft. Und als deutscher Bundespräsident möchte ich um Verzeihung bitten für das, was Deutsche hier Ihren Vorfahren angetan haben [...] und ich möchte Ihnen versichern, dass wir Deutsche mit Ihnen nach Antworten suchen werden auf die offenen Fragen, die Ihnen keine Ruhe lassen.“

Die Fragen, die Frank-Walter Steinmeier jüngst auf seiner Rede in der Maji-Maji-Gedenkstätte in Tansania zu beantworten versprach, können nun eindringlich in der Wanderausstellung „Marejesho“ nachgelesen werden. Flinn Works ging nun auf die Suche nach den „Leichen im Keller“ des Preußischen Kulturbesitzes, des Grassimuseums in Leipzig und des Linden-Museums in Stuttgart und machte die dort gewonnen Bilder und Erkenntnisse anschaulich zugänglich für die tansanische Bevölkerung.

Das Museumsprojekt „Marejesho“ tourte um den Kilimandscharo als einem Ort der Information und des Austauschs, aber auch der Formulierung von Wünschen und Forderungen.

7 Konzert: Bernd Begemann

Bernd Begemann ist ein deutscher Sänger, Gitarrist und Entertainer.

© Miguel Ferraz Araújo/Miguel Ferraz Araújo

Der Wahlhamburger Bernd Begemann ist heute Abend musikalische Begleitung zu Schnittchen und Sekt in der Bar jeder Vernunft. Der Allrounder tritt als Solokünstler, Bandleader, Podcaster, Schauspieler und Moderator in Erscheinung. Über seinen Weggang aus dem Bezirk St. Pauli sagte er: „Ich bin kein Komparse für diese Spießer!“

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