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Die Mühlendammbrücke in der Nähe des Alexanderplatzes muss erneuert werden: Bürger:innen können nun online mitentscheiden.

© Jörg Carstensen/dpa

Sitzgelegenheiten oder Vorbild Ponte Vecchio?: Berliner können im Netz Vorschläge zur Mühlendammbrücke einreichen

Bürger:innen können online über den Neubau der Mühlendammbrücke abstimmen. Am Dienstag wurden in einer Diskussionsrunde bereits Wünsche geäußert.

Der Streit um den Neubau der Mühlendammbrücke in Berlin-Mitte wird nun auf einer digitalen Plattform weitergeführt. Auf "mein.berlin.de" können Bürger:innen seit dem 5. März Vorschläge zur Planung abgeben – und damit Einfluss auf die weitere Gestaltung der Brücke nehmen, verspricht die Senatsverwaltung für Verkehr. Einig sind sich die Beteiligten noch lange nicht. Am Dienstag fand dazu eine digitale Diskussion mit Workshops statt.

Die Teilnehmenden konnten Wünsche äußern. Sitzgelegenheiten auf der Brücke war einer der bescheideneren Vorschläge, andere wünschten sich eine Kolonnaden-Brücke mit Geschäften links und rechts nach dem Vorbild der Ponte Vecchio in Florenz.

Als weitere Punkte wurden eine gute Anbindung an die Kieze durch barrierefreie Fußgängerwege genannt, ein zügiger Tramausbau und Flüsterbeton als Straßenbelag.

Ganz oben auf der Liste: Die Gestaltung. Es müsse eine elegante Brücke entstehen, die gut ins historische Zentrum Berlins passe – anders als die bisherige autobahnähnliche Mühlendammbrücke.

Staatssekretär Streese: "Kommen der Verkehrswende Stück für Stück näher"

Mit der Veranstaltung hatte die Verkehrsverwaltung auf Kritik an der neuen Brücke reagiert. Zu massiv, zu breit, zu viele Autos, die weiterhin durch Berlins historische Mitte rasen – diese Vorwürfe hatten mehrere Berliner Vereine und Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) an die Senatsverwaltung gerichtet. Plötzlich trat ein SPD-Politiker in der Öffentlichkeit als Verteidiger der Verkehrswende auf und die grüne Verwaltung stand als Bremserin da. Keine gute Botschaft in Wahlkampfzeiten.

[Die Autorin dieses Textes, Julia Weiss, schreibt den Tagesspiegel-Newsletter aus Berlin-Mitte. Den gibt es hier – kostenlos und kompakt: leute.tagesspiegel.de]

Bei der Veranstaltung am Dienstag bemühte sich Staatssekretär Ingmar Streese, dieses Bild im Sinne der Senatsverwaltung gerade zu rücken. "Wir kommen der Verkehrswende Stück für Stück näher. Das wird sich in wenigen Jahren zeigen", sagte Streese in der Videokonferenz. Der Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel werde den Autoverkehr reduzieren. Die Kritik am Neubau der Mühlendammbrücke nehme er sehr ernst. "Viele Brücken müssen erneuert werden", sagte er. Da sei das ein wichtiger Input.

Zunächst zwei Autospuren auf jeder Seite

In einem Punkt bleibt die Verkehrsverwaltung hart: Die Brücke brauche, anders als von den Kritiker:innen gefordert, zwei Autospuren auf jeder Seite. Sonst gebe es Stau. Ein Nadelöhr müsse vermieden werden. Erst in einer zweiten Planungsphase nach geglückter Verkehrswende könne der Platz auf der Brücke neu verteilt werden und eine Autospur wegfallen. Das ist der Kompromiss.

Bis 24. März können Interessierte Vorschläge auf "mein.berlin.de" abgeben. Gleichzeitig bewerben sich Firmen bereits mit Entwürfen um den Auftrag. Der Realisierungswettbewerb läuft. Am 28. Juli wählt die Jury einen Siegerentwurf. Die Anmerkungen aus der Bürgerschaft sollen bei dieser Entscheidung einbezogen werden, erklärte die Verkehrsverwaltung am Dienstag.

Nicht nur die Mühlendammbrücke soll erneuert werden, auch die benachbarte Gertraudenbrücke ist baufällig. "Da geht es schon wieder so los wie bei der Mühlendammbrücke", sagte Bezirksstadtrat Gothe am Donnerstag in der Bezirksverordnetenversammlung Mitte. Die Verkehrsverwaltung habe ihm die Pläne für den Neubau präsentiert. Auch hier will der Bezirk eine weniger breite Straße als geplant. Der nächste Streit ist programmiert.

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