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Ermittler fahnden nach den Netzwerken für den Austausch von kinderpornografischen Inhalten im Internet.

© picture alliance / Geisler-Fotopress/Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

Sexuelle Gewalt an Minderjährigen: Berliner Polizei richtet eigenes Dezernat gegen Kindesmissbrauch ein

Berlins Landeskriminalamt will mit einem neuen Behördenzuschnitt effektiver gegen Kindesmissbrauch und Kinderpornografie vorgehen. Die Fallzahlen haben sich erhöht.

Die Berliner Polizei stellt ihre Ermittlungsarbeit zu Missbrauchsfällen bei Kindern und Jugendlichen auf ein breiteres Fundament. Im Landeskriminalamt ist das Dezernat 13 jetzt ausschließlich für diesen Bereich zuständig, andere Bereiche wurden ausgegliedert. Zugleich konzentriert sich das neu gegründete Dezernat 14 auf Sexualdelikte zum Nachteil Volljähriger.

Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellem Missbrauch sei analog zum aktuellen Koalitionsvertrag behördenweiter Schwerpunkt, heißt es in einer Pressemitteilung zu der neuen Aufgabenteilung beim LKA. Der neue Zuschnitt soll den Strafverfolgungsdruck auf Tatverdächtige erhöhen. Dafür werden in diesem und dem nächsten Jahr neue Stellen geschaffen.

2037 
Fälle von Kinderpornografie wurden im Jahr 2022 in Berlin entdeckt.

Sowohl beim Besitz von Kinderpornografie als auch bei sexueller Gewalt sind seit Jahren steigende Fallzahlen in Berlin zu beobachten, eine Ausnahme bildet die Zeit der Corona-Einschränkungen. So wurde 2018 in 363 Fällen Kinderpornografie entdeckt, vier Jahre später waren es bereits 2037 Fälle. Im gleichen Zeitraum stieg die Anzahl der gemeldeten Opfer von 1605 auf 2002.

Die Ursachen für den beobachteten Anstieg beider Delikte liegen zum Teil in rechtlichen und technischen Grundlagen, die sich im erfassten Zeitraum mehrfach verändert, verschärft und erweitert haben. Dadurch lassen sich die Zahlen der einzelnen Jahre nur schwer miteinander vergleichen.

Kinder und Tatverdächtige kennen sich oft

Sexuelle Gewalt finde am häufigsten im nahen sozialen Umfeld statt, schreibt die Polizei. Kinder und Tatverdächtige kennen sich also, können aus der Familie, deren Bekanntenkreis oder dem Sportverein kommen. Ein Großteil der Strafanzeigen im gesamten Kriminalitätsfeld stammt aus digitaler Kommunikation.

Der bedeutendste Hinweisgeber ist das in den USA gegründete National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC). Die Organisation gibt Verdachtsfälle auf Kinderpornografie im Netz auch an das Bundeskriminalamt, das die Daten an die Bundesländer weiterreicht. Die Verdachtsfälle werden zum Teil automatisiert erstellt, indem große Datensätze von einer Software auf mögliche Kinderpornografie durchsucht werden.

So kann es auch in Berlin zu einer Hausdurchsuchung kommen, weil im Datensatz eines Clouddienstes verdächtige Bilder mit Bezug zu einer in Berlin gemeldeten Person gefunden und an das Berliner LKA gemeldet wurden. Im Januar 2023 waren beispielsweise nach Hinweisen des US-Dienstes in einer abgestimmten Aktion 20 Berliner Wohnungen durchsucht worden.

Viele Straftaten im Netz haben laut Polizei ihren Hintergrund im „Cybergrooming“. Dabei nehmen Tatverdächtige über Chat- und Messengerdienste Kontakt zu Kindern auf. Häufig wird dabei eine „digitale Liebesbeziehung“ vorgespielt. Man überredet die Opfer, Nacktaufnahmen von sich zu schicken oder nötigt sie zu einem realen Treffen, bei dem es dann zu sexueller Gewalt kommt. Zum Teil geben Erwachsene sich dabei selbst als Kinder oder Jugendliche aus. Jugendliche selbst machen ein Viertel der Tatverdächtigen aus.

Unter den Messengerdiensten kommt Whatsapp eine besondere Bedeutung zu. Insbesondere in Klassenchats werden neben pornografischen Dateien auch häufig gewaltverherrlichende Inhalte eingestellt. Kinder oder Jugendliche würden oft selbst zu Täterinnen und Tätern, heißt es weiter. Ihre Motivation sei nicht pädosexuell, sondern geprägt von Sensationslust, fehlendem Unrechtsbewusstsein und mangelnder Empathie.

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