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Der Berlkönig könnte eine Mobilitätslücke schließen und nicht nur Behinderte barrierefrei bis vor die Haustür bringen.

© dpa/Jens Kalaene

Ärger um ein Konzept der BVG: Senat will kein Billigtaxi finanzieren

Nur zehn Fahrgäste pro Tag fahren im Heiligensee-Berlkönig. Und nun streitet der Senat mit der BVG um ein neues Berlkönig-Konzept.

Der Senat ist weiterhin strikt gegen eine Finanzierung des BVG-Berlkönigs in der Innenstadt. In der Verkehrsverwaltung hieß es, dass es „keine Querfinanzierung des Berlkönigs als Billigtaxi“ geben werde. Zuvor hatte die Berliner Morgenpost von einem BVG-Konzept berichtet, der das vom Senat gewünschte Rufbus-System in den östlichen Außenbezirken mit dem in der Innenstadt fahrenden Berlkönig verknüpfen will. 

Erforderlich wäre ein BVG-Ticket und ein Zuschlag von 1,50 Euro für die Fahrt zum nächsten Bahnhof. Längere Fahrten sollen kilometerweise abgerechnet werden – wie ein Taxi, nur billiger. 

Bekanntlich steht der Innenstadt-Berlkönig aber seit Jahresanfang vor dem Aus, da das Land kein Geld mehr zuschießen will. Die Regierungsparteien SPD, Linke und Grüne hatten weitere Millionenzahlungen strikt abgelehnt.

Rufbus soll auch in Mahlsdorf getestet werden

Nachdem seit Ende März während der Corona-Zeit kostenlos Mitarbeiter des Gesundheitswesens gefahren wurden, ist der Dienst seit Juni wieder im regulären Betrieb. Zuletzt gab es noch eine Fristverlängerung bis Oktober

Die BVG betreibt den Fahrdienst mit der US-Firma ViaVan, seit September 2018 gab es gut 1,4 Millionen Fahrten. Allerdings stiegen in der östlichen Innenstadt vor allem Partygänger in die per App bestellten Kleinbusse. Angestrebt war, mehrere Fahrgäste mit ähnlichen Zielen mit einer Fahrt zu befördern. Diese Bündelung hat nicht einmal in der Innenstadt funktioniert.

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Dass es in den Außenbezirken noch viel schlechter aussieht, zeigen die beiden Versuche in Schulzendorf und Heiligensee. Hier liegen dem Tagesspiegel interne Zahlen vor. Dieser „Berlkönig BC“ startete im Februar werktags von Heiligensee nach Tegel zur U-Bahn. Täglich zähle man gerade einmal zehn Fahrgäste, hieß es bei der BVG. 

Im bereits Mitte 2019 gestarteten Rufbus von Rudow nach Schulzendorf-Eichwalde sind es nach Corona zwischen zehn und 20. Die Akzeptanz sei frustrierend gering, hieß es tief enttäuscht, vor allem im Norden. Denn in Heiligensee fahre der Bus ganztägig, das Angebot sei also deutlich besser als im Süden, wo nur morgens und abends für Pendler gefahren werde.

Der vom Senat 2019 beschlossene Nahverkehrsplan sieht bekanntlich den Test eines App-basierten Rufbusses in drei unterschiedlich strukturierten Kiezen vor. Und zwar in Mahlsdorf (Einfamilienhäuser), sowie Teilen Neuköllns (dicht besiedelt) und Lichtenbergs (Plattenbau-Siedlung). Vier Jahre will das Land testen, ob Autofahrer zum Umstieg bewegt werden können, wenn ein Bus sie direkt zum nächsten U-Bahnhof bringt. 

Verkehrsverwaltung warnt, dass Geld fehlt

Geplant ist der Einsatz von Elektrobussen. In Mahlsdorf soll der Versuch 2021 starten, hatte die Verkehrsverwaltung gerade dem Grünen-Abgeordneten Stefan Ziller mitgeteilt, die „notwendigen Abstimmungen mit der BVG zur Erprobung solcher on-demand-Verkehre in Außenbereichen sind noch nicht abgeschlossen“.

Die Verkehrsverwaltung warnte am Donnerstag vor fehlendem Geld, „Corona hat viele Lücken gerissen“. Und die BVG-Pläne „kosten ein paar Millionen“. Die beiden BC-Berlkönige sind auch nur nur bis Jahresende finanziert. Der Senat ist vor allem verärgert über das erneute Vorpreschen der BVG in die Öffentlichkeit. 

Im Februar hatte die BVG eine Ausweitung des Berlkönigs auf die ganze Stadt vorgeschlagen – für 43 Millionen Euro Kosten. Dies hatte das Land strikt abgelehnt. Auch jetzt habe die BVG nur eine Powerpoint-Präsentation vorgelegt, aber keine Zahlen, hieß es in der grün geführten Verkehrsverwaltung. Der SPD-Experte Tino Schopf lehnte erneut Berlkönig-Fahrten als Direktverbindungen als „Kannibalisierung des Berliner Taxigewerbes“ strikt ab.

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