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Eine der Kuppeln des Berliner Doms vor der Kugel des Fernsehturms.

© dpa

Gebühr für Kirchenaustritt in Berlin: Senat verschreckt Gemeindemitglieder

Die Austrittswelle aus den beiden großen Kirchen nimmt vor der Einführung der neuen Verwaltungsgebühr zu. Das trifft aber die evangelische Glaubensinstitution härter als die katholische.

Die vom Berliner Senat geplante Einführung einer Verwaltungsgebühr für Kirchenaustritte von 30 Euro macht den beiden großen Kirchen zu schaffen: Im ersten Quartal 2013 erklärten nach Angaben der Senatsverwaltung für Justiz 2382 evangelische Christen und 1617 Katholiken ihren Kirchenaustritt, wie jetzt bekannt gegeben wurde. Das liegt deutlich über den Zahlen der Vorjahre und schmerzt vor allem die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO): Sie verlor in den vergangenen acht Jahren rund 200 000 Gemeindeglieder. Inzwischen gehören der Evangelischen Kirche in Berlin und Umgebung nur noch 1 060 061 Menschen an. Setzt sich der Trend fort, dürfte sie in spätestens drei Jahren weniger als eine Million Gemeindeglieder haben.

Verwaltungsgebühr für Kirchenaustritte

Der rot-schwarze Senat beschloss, wie berichtet, im Frühjahr eine Verwaltungsgebühr für Kirchenaustritte, die in den meisten anderen Bundesländern bereits üblich ist. Nach der Sommerpause muss noch das Abgeordnetenhaus zustimmen.

Hauptgrund für den Mitgliederverlust ist nach Angaben der Evangelischen Kirche allerdings nicht die Gebühr, sondern die demografische Entwicklung. Es sterben mehr Protestanten, als evangelische Kinder getauft werden. „Dazu kommt, dass besonders junge Menschen der Arbeit in andere Bundesländer hinterherziehen“, sagt Kirchen-Sprecherin Heike Krohn. „Taufen und Wiedereintritte gleichen die Zahl der Todesfälle, der Wegzüge und Austritte nicht aus.“

Vor allem bei den Erwachsenentaufen hat die evangelische Kirche in den vergangenen Jahren massiv an Boden verloren: Während sich 2006 noch 1831 Menschen als Erwachsene taufen ließen, schrumpfte die Zahl innerhalb von fünf Jahren auf die Hälfte. Was bemerkenswert ist: Denn im Rahmen ihrer Vorbereitungen auf das Reformationsjubiläum 2017 beging die EKD das Jahr 2011 bundesweit als „Jahr der Taufe“. Das nahmen Kirchenkreise zum Anlass, große Tauffeste zu organisieren, „um auf die sich ändernden gesellschaftlichen Verhältnisse zu reagieren“, sagt Kirchensprecherin Krohn.

Katholische Erzbistum profitiert von höherem Katholikenanteil unter Zuzüglern

„Manche Menschen suchen einen geeigneten Zeitpunkt für ihre Taufe, für andere, zum Beispiel Alleinerziehende, ist ein großes Tauffest ein attraktives Angebot.“ Zudem würden in vielen Kirchengemeinden und Kirchenkreisen Glaubenskurse angeboten. „Die Kurse richten sich an Menschen, die sich mit Fragen und Antworten des Glaubens und Lebens aus christlicher Perspektive beschäftigen wollen.“ Diese Angebote sollen auch Menschen ansprechen, die nicht unbedingt gleich der Kirche beitreten wollen.

Besser aufgestellt ist das katholische Erzbistum: Weil der Bevölkerungsanteil der Katholiken fast überall in der Welt höher ist als in Berlin und Brandenburg, gewinnt das Erzbistum durch den höheren Katholikenanteil unter den Zuzüglern laufend mehr Mitglieder hinzu, als es durch Tod und Austritte verliert. Aktuell zählt das Bistum insgesamt 401 588 Katholiken in Berlin sowie in den ihm zugehörigen Teilen Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns, wie ein Sprecher am Freitag mitteilte. 2011 waren es noch 396 095 Katholiken gewesen. Da fallen auch die durch die drohende Verwaltungsgebühr erzeugten Kirchenaustritte nicht so stark ins Gewicht.

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