zum Hauptinhalt
Aufwärts. In Marzahn gehören Hochhäuser zum Stadtbild.

© Kitty Kleist-Heinrich

Senat diskutiert „Hochhausleitbild“: So will Berlin in die Höhe wachsen

Bisher gibt es kaum Hochhäuser in der Hauptstadt. Weil Berlin aber Wohnraum braucht, soll sich das ändern. Der Senat will Vorgaben für neue Bauten definieren.

Soll die Stadt grün bleiben und trotzdem wachsen, geht das nur, wenn der Himmel über Berlin erschlossen wird. Ein „Hochhausleitbild“ soll dafür die maßgeblichen Standards setzen, ein erster Entwurf soll am Dienstag den Senat passieren. Anschließend beginnt die Beteiligung von Verbänden, Bezirken und im September auch der interessierten Öffentlichkeit. Ende des Jahres soll sich das Parlament mit dem Leitbild beschäftigen.

Konkrete Aussagen zu geeigneten Standorten für neue Hochhäuser wird es in dem Leitbild aber nicht geben. Das würde nur die Bodenspekulation weiter anheizen, heißt es aus dem Haus von Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke). Definiert werden vor allem die Mindestanforderungen an künftige Hochhausprojekte.

Ein Bebauungsplanverfahren ist durchzuführen, der beste Entwurf ist in einem Architektur-Wettbewerb zu ermitteln, das Erdgeschoss muss für die Öffentlichkeit nutzbar sein, das oberste Geschoss möglichst auch, nachteilige Auswirkungen wie etwa Verschattung sind zu kompensieren. Frühzeitige und umfängliche Partizipation der Öffentlichkeit ist wesentlich und: Hochhäuser über 60 Meter sollten multifunktional genutzt werden.

Hochhäuser spielen in Berlin – trotz zahlreicher Bauvorhaben – bislang kaum eine Rolle. Nur 0,35 Prozent aller Berliner Gebäude und Bauwerke sind höher als 35 Meter. Von dieser Höhe an ist das Leitbild anzuwenden. „Berlin verfügt über keine ,Skyline‘“, heißt es denn auch im Leitbild-Entwurf, „Hochhäuser sind bisher Einzelfälle“. Ob das ein Makel ist oder eher von Vorteil, thematisiert der Plan nicht.

Neben dem Hochhausleitbild hätte Lompscher gerne auch ihren Stadtentwicklungsplan (Step) Wohnen in den Senat eingebracht – und beschlossen. Der Step Wohnen ist schon seit Wochen fertig verhandelt und abgestimmt, doch aus der Senatskanzlei kommen immer neue Änderungswünsche.

Zum Bau von Wohnungen gibt es in der Koalition noch keinen Konsens

Dabei geht es um das besonders für die SPD sensible Thema Wohnungsbau. Der Step Wohnen beschreibt vor allem Potenzialflächen für neue Quartiere und gibt das Ziel von rund 200.000 zusätzlichen Wohnungen bis 2030 vor. Die SPD hätte gerne noch mehr – und vor allem schneller.

Der Stadtentwicklungsplan Wohnen 2030 ist fertig – und wird dennoch seit Wochen nicht im Senat beschlossen. Aus meiner Sicht ist das falsch“, erklärte Lompscher am Montag. Der Plan sei mit Experten, Verbänden und Bezirken, aber auch mit den Entwicklungsplänen für Kleingärten und Gewerbe abgestimmt.

[In unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken befassen wir uns regelmäßig unter anderem mit Wohnungsthemen. Die Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Zuletzt hatte der SPD-Baupolitiker Volker Härtig für Ärger in der Koalition gesorgt, weil er Potenzialflächen in Pankow, die im Step Wirtschaft bereits für gewerbliche und industrielle Ansiedlungen vorgesehen sind, dem Wohnungsbau zuschlagen wollte. Auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) zeigte Sympathie für Härtigs Vorschlag.

Der Step Wohnen soll dem Vernehmen nach am 23. Juli im Senat verabschiedet werden – dann möglicherweise mit zusätzlichen Textbausteinen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false