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Hochhäuser sind nach Überzeugung von Berlins Bausenator Christian Gaebler kein entscheidendes Mittel gegen die Wohnungsnot in Berlin. Dieses steht am Kreuzberger Franz-Mehring-Platz.

© dpa/Soeren Stache

Schwarz-roter Streit über Hochhauspläne für Berlin: Bauverwaltung will zusätzliche Stockwerke nicht einfach erlauben

Gebäude sollen weiterhin nur mit Sondergenehmigung höher als 22 Meter sein, sagt die Verwaltung. Der Bausenator hält die CDU-Pläne für 100 Meter hohe Wohntürme für nicht sinnvoll.

Der Senat will die Traufhöhe für Berliner Häuser nicht zugunsten zusätzlicher Stockwerke und Wohnungen erhöhen. „Eine Anhebung der Hochhausgrenze in der Berliner Bauordnung ist nicht geplant“, erklärte Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt in der Antwort auf eine schriftliche Anfrage des Abgeordneten Andreas Otto (Grüne). Dieser hatte gefragt, ob es Pläne gebe, die Hochhausgrenze in Berlin auf 30 Meter zu erhöhen, um Gebäude bis zu dieser Höhe einfacher bauen zu können.

Mit seiner ablehnenden Haltung verzichtet der Senat weiterhin auf die Möglichkeit, relativ unkompliziert die Zahl der möglichen Wohnungen auf der begrenzten Berliner Stadtfläche zu erhöhen.

Häuser bis zu einer maximalen Höhe von 22 Metern fallen in Berlin unter die Gebäudeklasse 5. Um sie zu bauen, ist keine Sondergenehmigung nötig. Für die Bauherren sind damit weniger Auflagen verbunden, Planung und Bau der Gebäude einfacher.

Mit 30 Metern hätten wir drei Geschosse mehr und würden bei jedem Haus zusätzliche Wohnungen gewinnen.

Baupolitiker Andreas Otto (Grüne) will die Berliner Traufhöhe anpassen

Alle höheren Bauten gelten in Berlin rechtlich als Hochhäuser. Für sie bestehen zusätzliche Anforderungen, etwa beim Brandschutz, weil die Leitern der Feuerwehr nicht mehr als Rettungsweg für Menschen in den höchsten Stockwerken infrage kommen.

Baupolitiker Otto kann die Absage des Senats dennoch nicht nachvollziehen. Bei Hochhäusern würden die Menschen an Manhattan denken. Aber in Berlin gelte heute schon ein 25-Meter-Bau als Hochhaus.

Interessant für den Wohnungsbau seien ohnehin nicht hundert Meter hohe Türme, sondern Bauten mit 30 bis 50 Metern, sagte Otto. „Mit 30 Metern hätten wir drei Geschosse mehr und würden bei jedem Haus zusätzliche Wohnungen gewinnen. Wir fordern den Senat auf, sich da nochmal neu zu positionieren.“

Der Bausenator will nicht

Zugleich deutet sich in der schwarz-roten Koalition neuer Streit über Hochhäuser in Berlin an. Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) hält sie nicht für einen entscheidenden Beitrag gegen die bestehende Wohnungsnot in Berlin.

„Ich warne davor, Hochhäuser als Alternative zu einer ‚normal hohen‘ Nachverdichtung im Innenstadtbereich zu sehen“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. „Manchmal hat man schon den Eindruck, das gilt im Moment als die Königslösung zu sagen: Wir bauen lieber 100 Meter hohe Wohnhochhäuser, dann müssen wir woanders nichts mehr bauen.“ Das werde aber nicht funktionieren. „Insbesondere dann nicht, wenn man bezahlbares Wohnen haben will.“

Kompliziert im Bau, teuer im Betrieb

Ähnlich äußerte sich auch Senatsbaudirektorin Kahlfeldt aus Gaeblers Verwaltung. Die Herstellungskosten pro Quadratmeter Wohnfläche seien bei Hochhäusern in der Regel höher. „Dies ist vor allem auf die besonderen technischen Anforderungen an Brandschutz, Erschließung (Aufzüge), Fassade, Tragwerk und sonstige Gebäudetechnik zurückzuführen“, schreibt sie in der Antwort auf Ottos Anfrage.

Hinzu kämen häufig höhere Kosten für längere, komplexere Planungs- und Genehmigungsphasen, einen besonders aufwendigen Baustellenbetrieb und den Einsatz von spezialisiertem Personal und besonderen Gerätschaften. Auch die Bewirtschaftung sei „zumeist ebenfalls vergleichsweise aufwendig und kostenintensiv“, erklärt die Senatsbaudirektorin. „Somit sind die Voraussetzungen für die Schaffung bezahlbaren Wohnraums in Hochhäusern zunächst nicht besonders günstig.“

Anders als die SPD-geführte Senatsbauverwaltung macht sich die Berliner CDU-Fraktion für mehr Hochhäuser in der Hauptstadt stark. In einem Positionspapier mit dem Titel „Radikal, vertikal – Hochhäuser als Leuchttürme der Stadtentwicklung“ fordern die Abgeordneten einen Hochhausentwicklungsplan für Berlin. Umweltschützer und Architekten hatten daran deutliche Kritik geübt.

Auch Gaebler sieht dies kritisch: „Wir haben in Berlin ein Hochhausleitbild, das wollen wir evaluieren und fortschreiben“, sagte er. „Bei einem Hochhausentwicklungsplan muss man immer aufpassen, welche Folgen das konkret hat. Wenn man zum Beispiel punktgenau sagt: Da und da kommen Hochhäuser hin, treibt man dort sofort die Grundstückspreise in die Höhe.“

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