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So sah es früher mal aus am Tacheles. Heute kostet ein Loft am selben Ort 4,31 Millionen Euro.

© imago stock&people

Könnte stinken: Szenen vom Berliner Wohnungsmarkt

Aus dem Tacheles, dem wilden Szenesymbol wird ausgerechnet ein Quartier für Multimillionäre. Man kann nicht über alles eine Käseglocke stülpen. Eine Glosse.

Tacheles reden heißt in Berlin auch: übers Tacheles reden. Ja, das marode Szene- und Kunstprojekt in Ruinen war in seiner Nachwende-Form nicht zu halten – berühmt ist Klaus Wowereits Verdikt anlässlich der Grundsteinlegung, man könne nicht über alles eine Käseglocke stülpen. Aber wir sind in Berlin, und was hier nun ohne Käseglocke nach außen dringt, müffelt zwar nicht direkt, wird aber manchem stinken, der sich Sorgen um bezahlbaren Wohnraum macht.

Denn im Tacheles-Haus der hochmögenden Basler Architekten Herzog & de Meuron sind zwar noch ein paar Lofts frei, allerdings nur zum Kauf. Und da muss, wer einziehen will, sich für die Anschaffung einer 137-Quadratmeter-Penthouse-Wohnung, ein Bad, ein Schlafzimmer, 4,31 Millionen Euro vom Munde absparen. Nein, kein Neid: So was gibt es halt in Weltstädten. Nur hat es mehr als ein Geschmäckle, wenn aus dem weltbekannten, wilden Szenesymbol mit Rückhalt der Politik ausgerechnet ein Quartier für Multimillionäre wird – die es dann womöglich auch noch leer stehen lassen und die Werbeversprechen eines lebendigen Stadtquartiers Lügen strafen.

Berlin kann anders, kann auch bremsen. So ist jetzt der Plan, den einst mit Tennisplätzen grün besiedelten Innenhof des Mendelssohn-Komplexes hinter der Schaubühne in Charlottenburg zu bebauen, am Votum des Verwaltungsgerichts gescheitert. Das Projekt habe mit seiner Massivität und Größe gegen den Denkmalschutz des bedeutenden Ensembles verstoßen, heißt es.

Gebaut werden darf trotzdem, nur eben kleiner und mit mehr Rücksicht aufs Denkmal. Dass im Ergebnis preisgünstige Wohnungen entstehen, ist aber wohl auch hier eher unwahrscheinlich.

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