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Der Segeltramper. Timo Peters ist von Gibraltar über den Atlantik bis nach Brasilien gereist.

© dpa/Timo Peters

Abitur 2015: Im Meer der Möglichkeiten

Nach dem Abschluss ist Zeit, sich und die Welt zu entdecken – Erfahrungsberichte, die Fernweh wecken.

Bauen für den guten Zweck

Vom Holzhacken und Steinezuschneiden hatte Nora Mittelstädt keine Ahnung – bis sie in den Ferien an mehreren Baucamps teilnahm. Dabei treffen sich Freiwillige, um gemeinnützige Bauprojekte zu realisieren. Bei ihrem ersten Camp half Nora, eine Flüchtlingsunterkunft in Italien auszubauen. „Ich habe einen Hühnerstall und eine Schaukel gebaut, eine biologische Kläranlage vorbereitet und Holzarbeiten gemacht“, sagt die 25-Jährige, die in Halle Europäische und internationale Wirtschaft studiert. Pluspunkt: das Gruppengefühl. „Manche Freundschaften aus den Camps dauern bis heute an“, sagt sie. bauorden.de, chantierbenevolebretagne.org

Per Anhalter über den Altlantik

Timo Peters studierte Lehramt, als er beim Trampen in Portugal einen Seemann kennenlernte – der ihm eine Mitfahrgelegenheit auf seinem Schiff anbot. „Da hab ich mich mit dem Segelvirus infiziert“, erzählt er. Inzwischen hat Timo mehrere Mitsegel-Trips hinter sich, einmal sogar von Gibraltar über den Atlantik bis nach Brasilien. Je nach Skipper fällt die Beteiligung an den Kosten unterschiedlich aus. Üblich ist ein Beitrag für Diesel, Proviant und Hafengebühren. hand-gegen-koje.de

Weinernte und Gemüseanbau

Die Aussicht auf ein langweiliges Pflichtpraktikum im Büro veranlasste Maren Barczaitis, sich bei World Wide Opportunities on Organic Farms (WWOOF) umzusehen. Beim „Wwoofen“ arbeiten Freiwillige gegen Kost und Logis in ökologisch ausgerichteten Betrieben mit. Maren fand einen kleinen Selbstversorgerhof im portugisischen Avô, zwei Stunden östlich der Hauptstadt Porto. Dort half sie zwei Monate beim Gärtnern und bei der Weinernte, kochte Gemüse ein und verkaufte die Ernte auf dem Markt. „Man muss Lust auf körperliche Arbeit haben“, rät sie. Außerdem sollte man aufpassen, dass man nicht ausgenutzt wird – schließlich bekommt man für die Arbeit kein Geld. „Aber dann ist es superschön, mit anderen zusammen etwas zu schaffen.“ wwoof.net

Schule für Straßenkinder

Eigentlich studiert Niels Mayer Borgogni Bauingenieurwesen in Karlsruhe, doch seine zweite Heimat ist Mali. Seit seiner Schulzeit fliegt er jedes Jahr nach Bamako, Malis Hauptstadt. Über die italienische Hilfsorganisation Un Altro Mondo Onlus gestaltet er dort Feriencamps für Kinder und Jugendliche mit.

„Es geht darum, die Kinder in den Ferien von der Straße zu holen und mit ihnen Aktivitäten zu machen, etwa Schulunterricht, Sport oder Spiele“, erzählt der 23-Jährige. Gefordert sei vor allem Kreativität und Flexibilität. „Ansonsten braucht’s nicht unbedingt Fachkenntnisse bei der Arbeit mit Kindern. Einfach da sein und sich zur Verfügung stellen ist schon die halbe Miete.“ unaltromondo.it, wegweiser-freiwilligenarbeit.com

Hilfe für arme Hunde

Als Nicole Cibis im Januar 2014 in Nepals Hauptstadt Katmandu ankam, wusste sie nur, dass sie gerne helfen würde – am liebsten bei einem Tierprojekt. Über ihre Gastgeber beim Couchsurfen lernte sie Street Dog Care kennen, eine Auffangstation für Straßenhunde. Die Tiere werden dort gefüttert, gewaschen und medizinisch versorgt. „Es ist einfach wichtig, dass jemand da ist und sich kümmert“, erzählt Cibis. Krankheiten wie Tollwut sind weit verbreitet, Cibis war deshalb mit dem Team auch regelmäßig auf Impftour in den Straßen unterwegs.

„Am besten informiert man sich vorher im Internet, vor Ort ist es oft recht chaotisch“, rät Nicole. Und riskant: „Einen Tag bevor ich fertig war, hat mich ein Hund gebissen.“ Ihrer Tierliebe hat das keinen Abbruch getan: Zurück in Deutschland holte sich Nicole selbst einen Hund – aus einer Auffangstation in Bulgarien. streetdogcare.org. dpa

Julia Ruhnau

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