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Berlin sprüht Fahrrad. Hier wird ein auf der Frankfurter Allee ein neuer Radweg eingerichtet.

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

ADFC vergibt nur ein „Ausreichend“: Schlechtes Ergebnis für Berlin als Fahrradstadt

245.000 Radfahrer stimmten bundesweit ab: Beim „Fahrradklimatest“ kommt Berlin nur auf Platz 9 unter den deutschen Großstädten. Auch für Brandenburg gab es nur die Note 4.

| Update:

Wieder nur Platz 9 für Berlin. 6656 Radfahrer haben bei der bundesweiten Umfrage des Fahrradclubs ADFC teilgenommen – und die Schulnote 4,13 vergeben. Bundesweit vergaben Radfahrer die Note 3,96, die Hauptstadt ist damit deutlich schlechter als de Schnitt. Trotz einer grünen Verkehrssenatorin verbesserte sich Berlin auch nicht. 2020 gab es das gleiche schlechte Ergebnis mit der Note 4,14. Der Test fand zum zehnten Mal statt, bundesweit machten fast 250.000 Menschen mit.

Dies sind die wichtigsten Ergebnisse für Berlin: Für 65 Prozent der Befragten ist es „stressig“, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Das entspricht einer Note von 4,0 – schlechter als vor zwei Jahren. Zu diesem Stress tragen laut ADFC diese Faktoren bei: 85 Prozent der Radfahrer fühlen sich auf der Fahrbahn von Autos bedrängt und behindert, dafür gab es die Schulnote Mangelhaft (4,8).

89 Prozent der Befragten gaben an, häufig Konflikte mit Autofahrern zu haben (Note 4,7). 87 Prozent der Befragten kritisierten, dass Falschparker auf Radwegen „großzügig von der Stadt geduldet werden“, dafür gab es ein glattes Mangelhaft mit Note 5,1. Die Umfrage fand zwischen dem 1. September und 30. November 2022 statt.

Gute Noten bekam Berlin bei den Punkten „Führung an Baustellen“ und bei der möglichen zügigen Geschwindigkeit.

Vor zwei Jahren hatte Berlin für die in der Corona-Pandemie entstandenen Pop-up-Radwege einen Sonderpreis als Stadt, die bei Corona „am meisten für den Radverkehr getan hat“. Berlin war damals im deutschlandweiten Ranking unter den 14 Großstädten von Platz zwölf auf Platz neun geklettert.

Wir brauchen Radwege, für die man nicht mutig sein muss.

Solveig Selzer, politische Referentin des ADFC Berlin

„Bei diesen Zahlen wird deutlich, warum sich 83 Prozent der Befragten auf Berliner Straßen als Radfahrende nicht sicher fühlen“, kommentierte Berlins ADFC-Sprecher Karl Grünberg die aktuellen Ergebnisse. Mit Platz 9 von 14 bleibt Berlin deutlich hinter Städten wie Leipzig und München zurück. Als „Aufholer“ unter den Großstädten nannte der ADFC Frankfurt (Main), Hamburg und Köln.

Solveig Selzer, die politische Referentin des ADFC Berlin, mahnte deshalb, dass Berlin sich anstrengen müsse, um nicht den Anschluss zu verlieren. Selzer kritisierte, dass Radfahrer „nach wie vor die Zähne zusammenbeißen müssen“, wenn sie sich in den Berliner Verkehr wagen: „Wir brauchen Radwege, für die man nicht mutig sein muss.“

Doch die Berliner Radwege bekamen wieder ein glattes Mangelhaft (5,0), weil zu schmal und zu holprig sind. Ebenfalls ein Mangelhaft (5,1) gab es, weil Ampeln nicht gut auf Radfahrer abgestimmt sind.

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Die größte Sorge aber haben Berliner, dass das Rad gestohlen wird (Note 5,3). In Berlin wurden 2022 genau 26.833 Räder bei der Polizei als gestohlen angezeigt, die Aufklärungsquote lag mit 3,9 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit 2017. Mit anderen Worten: Jeder 25. Diebstahl wird aufgeklärt.

In Brandenburg machten 45 Kommunen bei der Umfrage mit, so viel wie noch nie. Die Hälfte davon – 23 – bekam nur ein Ausreichend oder noch schlechter. Besser war Potsdam, die Landeshauptstadt kam unter den 40 Städten zwischen 100.000 und 200.000 Einwohnern mit der Note 3,8 immerhin auf Platz 8. Noch besser war Potsdam 2019 mit Platz 5 im bundesweiten Ranking.

Fast ein Spitzenergebnis erzielte Schwedt an der Oder mit einem glatten Befriedigend: Platz 4 unter den 447 kleineren Städten. Der Vorsitzende des ADFC Brandenburg, Stefan Overkamp, ist dennoch nicht zufrieden. Das Ergebnis „stagniert auf niedrigem Niveau“. In keiner der sechs Städtegrößenklassen landete Brandenburg auf dem Podium.

Auffallend ist, dass viele Gemeinden im Berliner Speckgürtel bessere Noten (3,5 bis 3,6) als der Durchschnitt bekamen, so Hennigsdorf, Oranienburg und Kleinmachnow. Desaströs dagegen ist das Ergebnis von Planebruch: Mit der Note 4,56 landete die Gemeinde bei Brück auf Platz 459 der 474 Teilnehmer.

Der Fahrradklimatest findet alle zwei Jahre statt, die Ergebnisse werden vom ADFC erhoben. Sie gelten als nicht repräsentativ, weil weit überwiegend Radfahrer mitmachen. Das Bundesverkehrsministerium fördert die Umfrage finanziell.

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