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Erstklassige Ordensverleihung. Für Ulrich Matthes hielt der Bundespräsident eine ganz persönliche Rede

© REUTERS

Dem Mimen einen Kranz geflochten: Schauspieler Ulrich Matthes in Berlin mit Bundesverdienstkreuz geehrt

Frank-Walter Steinmeier überreicht dem Schauspieler Ulrich Matthes das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, nachdem er ihn am Vorabend noch auf der Bühne erlebt hat.

Eine ehrwürdige Ordensverleihung als großes intellektuelles Kino inszeniert, kann man sich nur schwer vorstellen. Mit den richtigen Protagonisten geht das aber. Dem Ernst des Anlasses geschuldet verfielen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der im Schloss Bellevue am Dienstag mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrte Schauspieler Ulrich Matthes vom vertrauten „Du“ aber immer mal ins offizielle „Sie“.

Dass sie sich gut kennen, daran blieb kein Zweifel. Und kein Wunder wohl, da sich der Bundespräsident in seiner persönlich gehaltenen Rede als Theaterkenner und -liebhaber zu erkennen gab. Dazu gehörte die Erinnerung an gemeinsam genossene Buletten in der Kantine des Deutschen Theaters.

Noch am Vorabend hatte Steinmeier sich für diesen Anlass bei der Aufführung von Molières „Menschenfeind“ in Schwung gebracht und zitierte Ulrich Matthes in der Rolle des Alceste mit den Worten „Was ich im Leben vollbracht, dafür wird kein Staat mich ehren“. Da sei man hier ganz anderer Meinung, leitete er die eigentliche Ordensübergabe ein.

Woraufhin sich der Schauspieler, „sehr bewegt durch die sehr persönliche Rede“, dazu „gerührt, verlegen und nervös“ mit sanfter Ironie dazu bekannte, dass ihm mit den Schlussworten des Bundespräsidenten gerade „die Pointe geklaut“ worden sei, mit der er seine Dankesworte einleiten wollte.

Tiefer Einblick in die Schauspielkunst

Glücklicherweise kamen in der Rede des Bundespräsidenten Variationen zum Thema vor, zum Beispiel aus Schillers Prolog zum „Wallenstein“: „Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze.“ Warum es dennoch richtig ist, das zu tun, erläuterte Steinmeier, indem er einen tiefen Blick in die Schauspielkunst warf. Den Mut zu haben etwa, „sich sehr genau anzuschauen und dann auch sehr genau darzustellen, was als furchtbare Möglichkeit im Menschen angelegt ist“.

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Er erinnerte an große Rollen, die Ulrich Matthes verkörpert hat, im „Tatort“ zum Beispiel und vor allem als Propagandaminister Goebbels in „Der Untergang“. Da habe er „den Abgrund des Bösen selbst sichtbar gemacht“.

Das vielfältige Engagement des „engagierten, nachdenklichen und selbstkritischen Zeitgenossen“, ob in der Akademie der Künste oder als Berliner Schwimmpate, kam in der Laudatio aber auch zur Sprache.

Glück mit den Eltern

Engagement halte er für selbstverständlich antwortete Matthes. Schließlich müsse die Demokratie immer neu gestärkt werden. Er und sein Bruder hätten Glück gehabt mit ihrem Elternhaus. Eltern nämlich machten es besonders gut, wenn sie ihre Kinder gleichermaßen mit Wurzeln und Flügeln ausstatteten. Das sei für seinen Beruf existenziell und lebensentscheidend.

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Für ihn sei es ein Privileg gewesen, dass er in den letzten 42 Jahren im Spiel spielend die Menschenmöglichkeiten habe erkunden können. Er erinnerte daran, dass sein Vater Günter Matthes, der frühere Chefredakteur des Tagesspiegels, diese Ehrung 1979 bekommen hatte.

Zum Schlussbild trat überraschend auch Angela Merkel nach vorn, die sich sonst eher rar macht gerade.

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