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Insgesamt fünf eigene Läden betreibt Sawade in Berlin. Zudem beliefert das Unternehmen rund 350 Fachhändler in ganz Deutschland.

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Update

Sawade ist insolvent: Traditionsreicher Pralinenhersteller hat Coronakrise nicht überstanden

Die traditionsreiche Pralinenmanufaktur Sawade aus Reinickendorf muss Insolvenzantrag stellen: Durch Corona gingen die finanziellen Reserven aus.

Berlins älteste Pralinen- und Trüffelmanufaktur Sawade aus Reinickendorf hat keine finanziellen Polster mehr und musste "Insolvenzantrag in Eigenverantwortung" beim Gericht stellen, wie es hieß.

Grund der finanziellen Krise sei die Corona-Pandemie. Der Umsatzeinbruch während des Lockdowns sei zu massiv gewesen, sagte eine Sprecherin des Unternehmens dem Tagesspiegel.

"Wir hatten nicht mehr genug finanzielle Polster, um den Einbruch in der Coronakrise aufzufangen." Die Sprecherin betonte, dass die Gehälter der insgesamt 84 Beschäftigten erst einmal über das Insolvenzgeld sichergestellt seien. 

Auch die Produktion- und der Geschäftsbetrieb liefen erst einmal weiter, die fünf eigenen Läden in Berlin bleiben geöffnet.

Die Geschäftsführung hofft auf eine Investorenlösung im Herbst dieses Jahres.

Das Unternehmen ist nicht zum ersten Mal in der Insolvenz.
Das Unternehmen ist nicht zum ersten Mal in der Insolvenz.

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Das 1880 in Berlin "Unter den Linden" gegründete Unternehmen Sawade betreibt fünf Läden in Berlin und beliefert deutschlandweit rund 350 Fachhändler mit Trüffeln und Pralinen.

Neben der Feinkostabteilung von Galeria Kaufhof Karstadt führen etliche Feinkostläden die Schokoladenspezialitäten im Sortiment.

"Durch den Lockdown mussten viele Fachhändler schließen oder sogar aufgeben, auch dadurch haben wir Verluste gemacht", schildert die Sprecherin. Erst 2019 hatte die Geschäftsführung begonnen, zu expandieren und zu modernisieren - auch dieser Prozess war durch Corona ins Stocken geraten. Sawade habe nicht von den Soforthilfen des Landes zur Abmilderung der wirtschaftlichen Einbrüche profitieren können, da der Betrieb bereits im vorigen Jahr kein Gewinn erzielt habe und somit nicht die Kriterien erfüllte, erklärte die Sprecherin des Unternehmens.

Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) sagte dem Tagesspiegel zu der Sawade-Insolvenz: "Die Insolvenz von Berlins ältester Pralinenmanufaktur ist eine traurige Nachricht. Wir kämpfen um die Unternehmen, doch nicht jeder Kampf wird erfolgreich sein. Unternehmen, die schon vorher in Schwierigkeiten oder Umstellungen waren, trifft es besonders. Wir haben in Berlin und auch bundesweit sehr schnell mit Hilfsprogrammen eine erste Stabilisierung der Unternehmen erreicht. Jetzt helfen wir mit spezifischeren Maßnahmen für die Unternehmen, die länger von Corona betroffen sind."

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Sawade war bereits 2013 insolvent und damals von dem Ehepaar Melanie und Benno Hübel aus der Insolvenz übernommen worden. Ziel war damals die "Restrukturierung des maroden Unternehmens innerhalb von drei bis fünf Jahren", wie es aus dem Unternehmen hieß. 

Die Insolvenz als Rettungsschimmer für das Unternehmen

Damals handelte es sich um eine reine Insolvenz, diesmal sei das eine "Insolvenz in Eigenverantwortung", erklärte die Unternehmenssprecherin, was bedeutet: Nicht ein Insolvenzverwalter übernimmt, sondern ein "Sachwalter", wie es in der Branche heißt. 

Er ist vom Gericht beauftragt, den Prozess zu begleiten. Ziel ist dabei, den "reibungslosen Geschäftsbetrieb in den kommenden Monaten zu gewährleisten", sagte die Sprecherin und mit dem Insolvenzgeld die kommende Produktion für das Weihnachtsgeschäft zu bewerkstelligen. Alles in der Hoffnung, dass das Unternehmen noch gerettet werden kann.

Senatorin Pop äußerte sich insgesamt skeptisch: "Zum Herbst hin können wir wegen der wieder einsetzenden Insolvenzantragspflicht eine erste Bilanz ziehen. Die ersten Prognosen gehen davon aus, dass Deutschland einen herben Dämpfer bei der Wirtschaftsleistung erleidet. Berlin wird davon keine Ausnahme sein, denn die Pandemie hat weltweite negative ökonomische Folgen.“

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