zum Hauptinhalt
Salvador-Allende-Brücke ist gesperrt . Blick von Süden gen Nordseite.

© Kevin P. Hoffmann

Berlin: Salvador-Allende-Brücke dicht - so läuft der Berufsverkehr in Köpenick

Im Südosten Berlins sind die Straßen ohnehin dicht - jetzt ist auch die Salvador-Allende-Brücke in Köpenick gesperrt. Anwohner sind verärgert. Ein Ortsbesuch.

Das große Verkehrschaos an der Salvador-Allende-Brücke ist am Freitag im morgendlichen Berufsverkehr ausgeblieben. Die Brücke ist seit Donnerstag wegen gravierender Schäden gesperrt. Die Autofahrer haben sich offensichtlich schnell auf die neue Situation im Südosten Berlins eingestellt.

Die Brücke verbindet das südliche Köpenick, die Plattenbausiedlung und das Allende-Viertel mit dem nördlichen Teil und Mahlsdorf.

© Pieper-Meyer/Tsp

Am frühen Morgen hatten nur wenige Autofahrer versucht, über die Brücke zu gelangen. Sie mussten an der Straßensperre umdrehen. Nur wenige Fußgänger und Radfahrer nutzen am Morgen die für Fahrzeuge gesperrte Brücke. Auch die Bahnhofsstraße, die den Verkehr gen Norden durch Köpenick bringt, war am Freitagmorgen ungewöhnlich leer. Wegen der Sperrung ist eine weiträumige Umfahrung nötig. Die Arbeiten am Neubau der bereits angerissenen westlichen Brückenhälfte gingen indessen weiter. Erste Fundamente und Sockel für die Fahrbahn stehen schon.

Ärger bei den Anwohnern

An der südöstlichen Seite der Brücke berichtet Friseurin Jaqueline Hofrath (35), dass sie um Kunden in ihrem Salon "Twins Cut" fürchtet. „Wir müssen abwarten, wie sich das entwickelt. Aber wie es aussieht, sind wir hier jetzt total abgeschnitten. Es gibt ja keinen Durchgangsverkehr mehr.“

An der Südöstlichen Seite der gesperrten Salvador-Allende-Brücke berichtet Friseurin Jaqueline Hofrath (35), dass sie um Kunden in ihrem Salon "Twins Cut" fürchtet.

© Kevin P. Hoffmann

Hofrath betreibt den Salon mit ihrer Zwillingsschwester Nicole Hofrath seit Juni 2012. An diesem Morgen habe ein Stammkunde sein Auto am Baumarkt auf der Nordseite der Brücke abstellen müssen, um zu ihr zu kommen. Er werde sich einen neuen Salon suchen müssen, habe er gedroht. „Das lässt Du mal schön bleiben“, habe sie ihm erwidert.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Vor dem Salon kommt Rentner Conrad Börner, Jahrgang 1941, mit dem Fahrrad vom nahen Allende-Viertel, wo er seit 35 Jahren wohnt, um sich ein Bild von der Lage an diesem verschneiten Morgen zu machen. Der gebürtige Ostpreuße schimpft: „Früher in der DDR hat man rund um die Uhr an solchen Projekten gearbeitet. Die Leute hier lassen ja schon um halb vier den Hammer fallen“, habe er beobachtet. Und es seien ja eh nur ein paar wenige Arbeiter da, wie man sehen könne. „So wird das nichts mit dem Neubau." Das liege daran, dass die Verantwortlichen im Senat wahrscheinlich ihre Entscheidungen nur aus der „warmen Stube und am Telefon“ fällen würden, anstatt sich einmal hier umzusehen.

Anwohner Börner wünscht sich, dass die Brücke wenigstens für Rettungsfahrzeuge geöffnet bleibt – was angesichts der Sperrungen offenbar nicht vorgesehen ist. „Wenn die von Norden kommen und den riesigen Umweg über die nächste Brücke fahren, ist der Patient schon tot“, fürchtet er. Die DRK-Kliniken im nahen Allende-Viertel beherbergen auch die zentrale Rettungsstelle für die angrenzenden Ortsteile. Zumindest Notfälle aus dem nördlichen Köpenick, aus Friedrichshagen, Rahnsdorf und dem südlichen Mahlsdorf dürften künftig deutlich länger zu einer Rettungsstelle unterwegs sein.

st Salvador-Allende-Brücke ist gesperrt, hier im Blick von Norden zur Südseite. Auf der westlichen Seite der Brücke gehen die Bauarbeiten zum Neubau der bereits abgerissenen Hälfte weiter.

© Kevin P. Hoffmann

Die marode Salvador-Allende-Brücke, die über die Müggelspree führt und das südliche Köpenick sowie die Plattenbausiedlung, das Allende-Viertel, mit dem nördlichen Teil und Mahlsdorf verbindet, ist seit Donnerstagabend geschlossen.

Nach Angaben der Senatsverwaltung für Verkehr sind bei einer planmäßigen Überprüfung des Bauwerks gravierende Schäden festgestellt worden. Deshalb sei die Sperrung „zwingend erforderlich“. Die Sperrung wird mehrere Monate andauern. Anwohner rechnen mit einem Verkehrsinfarkt von und nach Köpenick. Auch die Strecke über Müggelheimer Straße und die „Lange Brücke“ Richtung Westen ist chronisch überfüllt, sodass es häufig zu Staus kommt.

Salvador-Allende-Brücke ist gesperrt. Westlich der Brücke steht bereits ein Sockel für den Neubau der bereits abgetragenen Fahrbahn-Seite.

© Kevin P. Hoffmann

Zwölf Newsletter, zwölf Bezirke: Unsere Leute-Newsletter aus allen Berliner Bezirken können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false