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Ein Kabelbrand legt den Ostring lahm. Auf der Strecke haben Kabel gebrannt.

© dpa

Update

Nach dem Kabelbrand nahe dem Ostkreuz: S-Bahn-Verkehr soll ab Donnerstag wieder störungsfrei sein

Die Störung bei der Berliner S-Bahn dauert an. Die Polizei legt sich immer noch nicht auf eine Ursache für den Kabelbrand fest. Die Bahn geht nicht von einem technischen Defekt aus.

Auch am Mittwoch gibt es weiterhin Pendelverkehr bzw. Schienenersatzverkehr auf dem Ostring wegen des Kabelbrands vom Vortag. Die Einschränkungen sollen erst im Laufe des Tages aufgehoben werden können. Auch die S25 auf der Nord-Süd-Achse ist betroffen; hier gibt es einen 20-Minuten-Takt. Zu Betriebsbeginn am Donnerstag soll der S-Bahnverkehr jedoch wieder störungsfrei sein, sagte ein Bahnsprecher.

Die Ursache für das Feuer ist laut Polizei immer noch unklar. "Wir können weder einen technischen Defekt, noch eine fahrlässige Brandstiftung und auch einen Anschlag nicht ausschließen", erklärte Polizeisprecher Thomas Neuendorf. Zwar deute derzeit nichts auf einen Brandanschlag hin - auch ein Selbstbezichtigungsschreiben sei noch nicht eingegangen. Aber die Untersuchungen müssten noch abgewartet werden. "Die werden noch einige Zeit dauern", sagte Neuendorf. Dir Kriminaltechniker prüften die Ursache mit einem sehr aufwändigen Verfahren. Dabei werde geschaut, ob es zu "Ausgasungen" kommt - ein Zeichen dafür, dass Benzin oder ein anderer Brandbeschleuniger eingesetzt wurde. Das angeschmorte Stück Kabel ist 20 mal 40 Zentimeter groß. Es handelt sich um einen ganzen Kabelstrang, in dem sich etwa 40 Kabel befinden.

Die Deutsche Bahn AG schließt hingegen einen technischen Defekt aus: "Wir gehen davon aus, dass der Brand durch äußere Einwirkung entstanden ist", sagte ein Sprecher der Bahn dem Tagesspiegel. Grund könnte also Fahrlässigkeit oder tatsächlich eine gezielte Brandstiftung sein. Die Polizei wollte das am Morgen jedoch nicht bestätigen. "Zur Brandursache liegen uns noch keine Ermittlungsergebnisse vor", sagte ein Polizei-Sprecher.

Noch gibt es keine Hinweise auf einen Anschlag. So seien an der Feuerstelle keine Brandbeschleuniger oder offensichtliche Spuren einer Brandlegung entdeckt worden. Auch ein Bekennerschreiben sei nicht eingegangen. Ob der Staatsschutz den Fall übernimmt, werde geprüft. Ebenso denkbar sei eine fahrlässige Brandstiftung, etwa durch eine weggeworfene Zigarettenkippe, sagte ein Polizeisprecher. Ergebnisse seien erst in den nächsten Tagen zu erwarten.

Noch am Dienstag Morgen hatten Mitarbeiter auf vielen Bahnhöfen die Fahrgäste über einen „Brandanschlag“ informiert – auf elektronischen Anzeigetafeln, auf Kreideschildern und über Lautsprecher. Später wurde die Anzeige in „Kabelbrand“ geändert.

Die Ursache des Brandes ist noch unklar. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Ein Sprecher der Bahn distanzierte sich von früheren Aussagen, ein Brandanschlag könne der Grund für die Brände sein. Die Mitarbeiter am Bahnhof Neukölln scheinen das noch nicht mitbekommen zu haben: Hier informiert ein Schild die Fahrgäste über einen Brandanschlag.

© Sydney Gennies

Die Vermutung, dass der Brand gezielt gelegt wurde, ist nicht so abwegig: Denn es ist fast auf den Tag genau ein Jahr her, dass ein von Linksextremisten verübter Brandanschlag auf eine Kabelbrücke am Ostkreuz ein verheerendes Verkehrschaos angerichtet hatte. Dies hatte damals auch eine Diskussion über die Sicherung der Bahn-Infrastruktur ausgelöst, um derartige Folgen eines solchen Anschlages zumindest zu erschweren.

Seit Dienstag um drei Uhr früh stehen die Signale auf der Bahnstrecke auf Rot: Die Bundespolizei rückte aus und entdeckte einen Kabelbrand an der Elsenbrücke zwischen den Bahnhöfen Treptower Park und Ostkreuz. Da das Gebiet auch nach den Umbauarbeiten am Bahnhof Ostkreuz Baustellenbereich ist, liegen die Kabel hier offen im Gleis, Kabelschächte gibt es noch nicht. Die Polizisten konnten den Brand selbst mit einem Handfeuerlöscher ersticken.

Nicht so leicht sind die Reparaturarbeiten zu bewerkstelligen, auch wenn nach Polizeiangaben Kabel nur auf kleinen Fläche von 20 mal 40 Zentimetern beschädigt wurden. Nach Auskunft eines S-Bahn-Sprechers müssen wie schon vor einem Jahr die Sicherungskabel Stück für Stück repariert und isoliert werden. Man werde unter Flutlicht die Nacht durcharbeiten. Es sei nicht abzusehen, wann die Reparatur geschafft sei. Zudem müsse es dann noch eine Probefahrt geben. Der Brand sei während der Betriebspause der S-Bahn auf der gesicherten Baustelle ausgebrochen.

Bildergalerie: Das S-Bahn-Chaos

Auf dem nördlichen Teil der Ringbahn lief der Verkehr am Dienstag offenbar normal: Die Bahn kam in kurzen Abständen und die Fahrgäste wurden über die Anzeigetafeln über den Polizeieinsatz informiert. Noch am Dienstagmorgen richtete die Bahn einen Schienenersatzverkehr mit Bussen zwischen Neukölln und Treptower Park ein, zwischen Treptower Park und Ostkreuz pendelten die Züge. Die Fahrzeiten verlängerten sich, die Fahrt zwischen Neukölln und Ostkreuz dauerte bis zu einer halben Stunde. Bei normalem S-Bahn-Verkehr benötigt man für diese Strecke etwa zehn Minuten. Teilweise setzte die Bahn auch Reisebusse ein. Das führte aber dazu, dass etwa Mütter mit Kinderwagen auf den nächsten Bus warten mussten. Auch die Ausschilderung war teilweise dürftig: Zwar zeigte die Bahn in Neukölln an, dass es einen Ersatzverkehr gibt, aber ohne Ortskenntnis fanden viele Fahrgäste die Haltestelle nur schlecht. Die Busse waren teilweise überfüllt.

Ebenfalls in der Nacht zu Dienstag wurde ganz in der Nähe des Brandortes ein Anschlag auf eine „Burger King“-Filiale verübt: Unbekannte warfen Steine und Flaschen mit Fäkalien gegen die Scheibe. Das Schnellrestaurant liegt im Treptower Park im ehemaligen Haus Zenner. Ein Polizeisprecher sagte jedoch, man könne keinen Zusammenhang zwischen beiden Fällen erkennen.

Erst am vergangenen Wochenende, in der Nacht zu Sonntag, haben vermutlich Linksextremisten einen Brandanschlag auf eine Baufirma in der Modersohnstraße in Friedrichshain verübt. Der Tatort liegt „nur einen Steinwurf“ vom jetzigen Brandort entfernt, wie ein Ermittler sagte. Die vom Brandanschlag betroffene Firma arbeitet wie berichtet unter anderem für die Deutsche Bahn, die BVG, den Siemens-Konzern und die Telekom. Alle diese Unternehmen waren in den letzten Jahren von zahlreichen Brandanschlägen betroffen.

Hier die Fahrplan- und Streckenänderungen, die von Dienstagmorgen an bis auf Weiteres gelten, im Einzelnen:

Linie S41 verkehrt von Neukölln über Westkreuz nach Ostkreuz im 10-Minuten-Takt
Linie S42 verkehrt von Ostkreuz über Westkreuz nach Neukölln im 10-Minuten-Takt
Linie S47 verkehrt Spindlersfeld - Schöneweide
Linie S8 verkehrt Greifswalder Straße - Birkenwerder
Linie S9 verkehrt Flughafen Schönefeld - Schöneweide

Die zusätzlichen Züge der Linie S5 in der Hauptverkehrszeit zwischen Mahlsdorf und Ostbahnhof (Mahlsdorf um jeweils 01, 21, 41 Minuten nach der vollen Stunde) sowie Ostbahnhof ab 12, 32, 52 nach der vollen Stunde) entfallen. Die regulären Züge der S5 zwischen Strausberg Nord / Strausberg / Hoppegarten und Spandau fahren nach gültigem Fahrplan.

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