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Polizisten kontrollieren einen Mann am Görlitzer Park in Kreuzberg.

© dpa

Drogenhandel im Görlitzer Park: „Razzien verdrängen nur das Problem“

Die Situation am Görlitzer Park ist in den vergangenen Tagen eskaliert. Der Drogenexperte Georg Wurth hat eine Lösung für Kreuzberg.

Am Görlitzer Park ufert der Drogenhandel aus. Was kann man dagegen tun?

Was wir dort erleben, ist eine Folge der Prohibition. Wenn die Menschen ihren Hanf zu regulären Preisen in staatlich überprüften Läden kaufen könnten, würde der Schwarzmarkt zusammenbrechen. Wir haben ja im Görlitzer Park auch keinen illegalen Schnapshandel, weil man sich den legal besorgen kann.

Dort wird aber ja nicht nur mit Hanf gehandelt, sondern auch mit härteren Drogen.
Aber der große Teil der dort verkauften Drogen ist Cannabis, ich schätze 80 Prozent. Und wenn man den Hanfverkauf legalisiert, würde zumindest ein großer Teil des illegalen Marktes mit all seinen negativen Begleiterscheinungen zusammenbrechen.

Georg Wurth ist Geschäftsführer des Deutschen Hanfverbands.

© Promo

Sie spielen auf die geplanten Coffee-Shops an, die Kreuzbergs Bezirksbürgermeisterin plant. Was ist da der Stand der Dinge?
Wir haben die Planungen sehr intensiv mit begleitet. Nun geht es um die Frage, wie diese Coffee-Shops ausgestaltet werden sollen. Also: Will man möglichst viele Kunden bedienen, die dann auch von weiter her kommen? Oder will man testweise eher eine kleine Lösung, also wenige Fachgeschäfte mit einem begrenzten Kundenkreis, um auszuprobieren, welche Auswirkungen das hat?

Und dann?
Diese Entscheidung muss Kreuzberg jetzt noch treffen und dann den Modellversuch beim Bundesinstitut für Arzneimittel beantragen. Dazu muss sichergestellt werden, wie man das wissenschaftlich begleitet, woher die Ware kommt und so weiter. Es wird noch einige Monate dauern, bis der Antrag fertig ist

Die CDU – und nicht nur die – fordert stattdessen ein härteres Vorgehen gegen Dealer, will den Park nachts schließen lassen und tagsüber Besucher polizeilich kontrollieren. Was halten Sie davon?
Ja, wo leben wir denn? Durch solche massiven Maßnahmen und große Polizeieinsätze verdrängt man das Problem nur. Das ist keine Lösung. Wir haben seit längerem viele Razzien im Görlitzer Park, ständig sind Polizeistreifen unterwegs. Was soll denn da als nächstes kommen – Kampfhubschrauber?

Immerhin handelt es sich hier um organisierte Kriminalität, die man doch nicht einfach so tolerieren kann.
Wir haben in Berlin hunderttausende Konsumenten, jährlich werden Tonnen von Cannabis verkauft – wenn man das Geschäft dem Schwarzmarkt überlässt, ist es nicht in den Griff zu kriegen.

Georg Wurth ist Geschäftsführer des Deutschen Hanf-Verbandes. Zuvor war er Finanzbeamter. Er engagiert sich seit langem politisch bei Bündnis 90/Die Grünen.

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