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Die Münze wurde vor knapp drei Jahren aus dem Bode-Museum auf der Museumsinsel gestohlen.

© Marcel Mettelsiefen/dpa

Update

Polizei durchsucht Wohnungen und Juweliere: Razzia in Berlin - Gold aus gestohlener Münze eingeschmolzen?

Schlag gegen die organisierte Kriminalität: Ermittler durchsuchen Wohnungen und Juweliere nach Resten der aus dem Bode-Museum gestohlenen Goldmünze.

Erneut sind Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch in Berlin gegen die organisierte Kriminalität vorgegangen. Ermittler sind auf der Suche nach den Resten der im Frühjahr 2017 aus dem Bode-Museum gestohlenen 100 Kilogramm schweren Goldmünze Big Maple Leaf. Es ist ein Fall, bei dem es auch um den berüchtigten Remmo-Clan geht.

Beamte durchsuchten seit dem frühen Mittwochmorgen mehrere Wohnungen und Juweliergeschäfte in der Hauptstadt. Es läuft ein Verfahren wegen des Verdachts der gewerbsmäßigen Hehlerei und der gewerbsmäßigen Geldfälschung.

Auch Straftaten wie Münzfälschung und Geldwäsche werden den Angaben zufolge geprüft. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Münze eingeschmolzen und zu gefälschten Goldmünzen umgewandelt worden sein könnte.

Einer der durchsuchten Juweliere soll besonders bei deutschen Rappern sehr beliebt sein. Im Zentrum der Ermittlungen steht auch ein Geschäft in der Sonnenallee in Neukölln.

Ermittelt werde gegen acht Verdächtige unterschiedlicher Staatsangehörigkeit im Alter von 14 bis 51 Jahren, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Sie stehen im Verdacht, "sich gestohlenes Gold beschafft zu haben, um dieses einzuschmelzen und daraus gefälschte Goldmünzen in Form von Anlagemünzen herzustellen", teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Die Verdächtigen sollen die hergestellten Münzen über zwei Juweliergeschäfte in Neukölln und Wedding, die von Tatverdächtigen und deren Familienangehörigen betrieben werden, als echte Münzen in den Verkehr gebracht haben. Einige der Fälschungen sollen bereits in Umlauf gebracht worden sein.

Haftbefehle sind am Mittwoch aber noch nicht vollstreckt worden. Zunächst gehe es bei der Razzia darum, ob noch Reste der Goldmünze gefunden werden können, hieß es. Bei der Razzia sind den Angaben zufolge zahlreiche Beweismittel sichergestellt worden, darunter mutmaßlich gefälschte Münzen, Fälscherwerkzeug und Bargeld in fünfstelliger Höhe.

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Insgesamt 120 Beamte waren an dem Einsatz in Neukölln und Reinickendorf beteiligt, darunter Bereitschaftspolizisten und Ermittler des Landeskriminalamtes, die für organisierte Kriminalität zuständig sind. Es seien 17 Durchsuchungsbeschlüsse in 14 Wohnungen und Geschäftsräumen vollstreckt worden, sagte ein Sprecher der Polizei.

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Im Fall der Goldmünze führen die Spuren zum berüchtigten Remmo-Clan. Für den Diebstahl waren im Februar drei Männer verurteilt worden - darunter zwei Cousins aus der deutsch-arabischen Großfamilie Remmo.

Einer von ihnen hatte die Revision gegen das Urteil – eine Jugendstrafe von viereinhalb Jahren Gefängnis - zurückgezogen, es ist seit Sommer rechtskräftig. Dennoch blieb er zunächst auf freiem Fuß. Mitte November waren er und zwei weitere Clan-Mitglieder der Remmos bei einem Großeinsatz der Polizei mit 1600 Beamten in Berlin festgenommen worden.

Die drei Männer im Alter von 23 bis 26 Jahren sitzen seither in Untersuchungshaft und stehen unter dringendem Tatverdacht, im November 2019 am Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden und dem Diebstahl des Sachsen-Geschmeides beteiligt gewesen zu sein.

Erst am Montagabend ist dann noch ein vierter Clan-Mann in Neukölln verhaftet worden. Das sollte schon Mitte November geschehen, der 21-Jährige konnte jedoch entkommen und war seither auf der Flucht.

Sächsische Polizei fahndet weiter nach Remmo-Zwilling

Zivilfahnder des Bundeskriminalamtes und des Landeskriminalamtes Berlin hatten ihn aufgespürt, er wollte offenbar in Neukölln einen Vertrauten treffen. Nun sitzt auch er in Untersuchungshaft. Die sächsische Polizei fahndet aber weiter nach seinem Zwillingsbruder.

Er ist auf der Flucht und soll ebenfalls an dem Diebstahl des Sachsen-Geschmeides beteiligt gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft Dresden ermittelt gegen die fünf Remmo-Männer wegen schweren Bandendiebstahls und Brandstiftung.

Der unschätzbar wertvolle Sachsen-Schmuck ist trotz des Ermittlungserfolges weiter verschollen. Auch von der kanadischen „Big Maple Leaf“ mit einem damaligen Goldwert von rund 3,75 Millionen Euro fehlt seit dem spektakulären Einbruch ins Bode-Museum am 27. März 2017 jede Spur. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Münze vermutlich zerstückelt und verkauft worden ist.

Spuren des Goldes waren an Kleidungsstücken und Schuhen

Ganz besonders an dem Schatz ist auch: Es handelt sich um höchstreines Gold mit einem Anteil von 99,999 Prozent. Spuren des Goldes waren an Kleidungsstücken und Schuhen zweier Clan-Männer gefunden worden.

Die Remmos sind auch im Libanon, von wo die Familie einst einwanderte, gut vernetzt. In Berlin gelten sie als größter der Clans, dessen Mitglieder immer wieder durch Straftaten auffallen.

2018 hatte die Staatsanwaltschaft 77 Immobilien beschlagnahmt, die mit der Beute aus Straftaten finanziert worden sein sollen. In zwei Fällen hat das Kammergericht das Vorgehen bereits bestätigt. Es geht um den Verdacht der Geldwäsche. Unter den eingezogenen Immobilien ist eine bekannte Villa in Alt-Buckow, eine zentrale Rolle spielt dabei Clan-Chef Issa Remmo.

Das Kammergericht war überzeugt, dass Mitglieder der Familie Remmo „durch Straftaten in erheblichem Umfang Vermögenswerte erlangt hätten, die durch den Vater des Beschwerdeführers, Issa Remmo, sowie weitere Komplizen (...) über den Erwerb von Immobilien planmäßig und systematisch in den legalen Finanzkreislauf eingeschleust worden“ seien.

Namhafte Remmo-Männer sind außerdem wegen Waffen- und Eigentumsdelikten polizeibekannt. Zuletzt hatte sich ein Zweig der Großfamilie mit jungen Tschetschenen blutige Kämpfe geliefert.

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