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Berlin: Raus aus der Küche

Zehn Jahre fand Kitty Solaris keine Plattenfirma Jetzt hat sie selbst eine gegründet. Gut so

Wer Kirsten Hahn reden hört, weiß sofort, dass diese Frau hinter ein Mikrofon gehört. Um Kinderbücher vorzulesen, so hell und zart klingt ihre Stimme. Aber: Das ist nur die Sprechstimme. Mit Gitarre in der Hand kann Hahn klingen, wie immer sie will: verspielt, direkt, verrucht, aufsässig, manchmal so nachdrücklich, dass man gar nicht weiß, wo diese zierliche Frau die Kraft hernimmt. Kirsten Hahn ist das, was man „Singer/Songwriter“ nennt, seit zehn Jahren tritt die Berlinerin unter dem Namen „Kitty Solaris“ auf und spielt ihre englischsprachigen Stücke in Kneipen und Clubs. Jetzt ist ihr Album „Future Air Hostess“ erschienen, und das war eine schwere Geburt.

Lange schon wird Hahn von der Musikpresse gelobt. Als „Pop-Königin“, als „wunderbar melancholisch“ und immer wieder als „Geheimtipp“. „Wir sind wohl Kritikerlieblinge oder so“, sagt Steffen Schlosser, der Hahn als Drummer unterstützt. Das Problem: Lieblinge bei den Plattenfirmen sind die beiden nicht. Verschickte Probe-CDs blieben grundsätzlich unbeantwortet. Das Problem haben natürlich viele ambitionierte Bands, aber bei wenigen ist dies so schade. „Würde ich Deutsch singen, wäre es vielleicht einfacher“, sagt sie. Das tut sie aber nur in Ausnahmefällen, „manche Sätze gehen auf Englisch besser“. „I love you“ zum Beispiel oder „You have to shave, Mister, before I kiss you“. Brächte sie das auf Deutsch, wäre es Schlager, sagt Hahn. „Höchstens.“

Weil auch im zehnten Jahr ihres Schaffens keine Plattenfirma Erbarmen hatte, wurde Hahn selbst tätig – und gründete ihr eigenes Label. „Solaris Empire“ heißt es, um das notwendige kaufmännische Basiswissen zu erlernen, besuchte sie einen Kurs. Angenehm sei der nicht gewesen, aber zum Glück bald vorbei. „Future Air Hostess“ ist die erste Veröffentlichung ihres Labels. Zwölf zeitlose, unaufgeregte Popsongs sind darauf zu finden, in guten Momenten erinnern sie an die US-Sängerin Catpower, in weniger guten an die Filmmusik aus „Bandits“. Man glaubt Kitty Solaris sofort, dass sie ihre Songs zu Hause in Prenzlauer Berg in der Küche komponiert – und Freunden dort testweise vorspielt. „Out of the kitchen“ hieß ein früheres Album, das wollte auch keine Plattenfirma haben.

Sollte Kirsten Hahn als Labelmanagerin so schnell dazulernen wie als Sängerin, könnte es klappen. Als Schlosser Hahn das erste Mal auf der Bühne sah, fand er sie „peinlich“. Weil Hahn da ihr Publikum noch mit Sätzen wie „Könnt Ihr mich verstehen?“ begrüßte und vor Nervosität Rotwein verschüttete. Schlosser ließ sich nicht vom Äußeren abschrecken, zum Glück.

Hörproben im Internet:

www.myspace.com/kittysolaris

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