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Der Mann mit dem Koks ist da. In Berlin durchaus üblich.

© dpa/Grzegorz Momot

Heizen mit Kohle in Berlin: Rauchende Schlote in landeseigenen Wohnungen

Von wegen Vergangenheit: Tausende Berliner heizen mit Kohle. Betroffen sind auch Mieter landeseigener Unternehmen.

Das Ziel der rot-rot-grünen Regierungskoalition ist klar: Die Luftqualität in der Berliner Innenstadt soll verbessert werden. Nicht zuletzt deshalb hat Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) rußenden Diesel-Fahrzeugen den Kampf angesagt. Aktuell treten die bereits im Vorjahr verhängten Diesel-Fahrverbote in den Bezirken Neukölln und Mitte in Kraft - die mehrfach verschobene Montage der Verbotsschilder startete am Freitag.

Für eine andere Art der Luftverschmutzung verantwortlich zeigen sich ausgerechnet jene Wohnungsbauunternehmen, die dem Land Berlin gehören. Eine Anfrage des FDP-Politikers Marcel Luthe offenbart, dass in Wohnungen der landeseigenen Wohnungsunternehmen 1876 Mietparteien ausschließlich oder mit Unterstützung von Kohleöfen heizen. Der überwiegende Teil von ihnen wohnt in Pankow (1270).

Spitzenreiter bei der Zahl der Wohnungen mit Kohleofen im Bestand ist die "Gesobau". In 1121 Wohnungen der mehr als 51.000 Wohneinheiten verwaltenden Gesellschaft wird derzeit noch allein oder mit Unterstützung von Kohleöfen geheizt, mehr als 800 dieser Wohnungen befinden sich in Pankow. Es folgen die "Gewobag" (650) und die "Wohnungsbaugesellschaft Mitte" (WBM) mit 83 Wohnungen.

Mit 22 Kohle-beheizten Wohnungen liegt die Wohnungsbaugesellschaft "Stadt und Land" am Ende des Rankings der landeseigenen Unternehmen. Allerdings kann laut Stadtentwicklungs-Staatssekretär Sebastian Scheel bei 55 Wohnungen der "Degewo" nicht ausgeschlossen werden, dass auch sie mit Kohle- oder Nachtspeicheröfen beheizt werden.

Luthe kritisiert "Kreuzberger Braunkohleöfen"

Luthe, der seit jeher als entschiedener Kritiker der Maßnahmen zur Feinstaubreduzierung des Senats gilt, erklärte dazu: "Während private Autofahrer durch den Senat eifrig wegen angeblichen Feinstaubs behelligt werden, pustet dieser in seinen landeseigenen Wohnungen nach wie vor Lausitzer Braunkohlebriketts in die Luft und wundert sich dann über Umweltbelastungen. Statt mit den eigenen Objekten mit gutem Beispiel voranzugehen, bekämpft der Senat den sauberen Euro5-Diesel und unterhält Kreuzberger Braunkohleöfen."

Hinzu kommt: Auch die Zahl der mit Öl beheizten Wohnungen in landeseigenem Besitz geht in den mittleren vierstelligen Bereich. Während "Stadt und Land" mit 3171 Wohnungen deutlich an der Spitze steht, sind 1673 Wohnungen der Gewobag mit Ölheizungen ausgestattet. Spitzenreiter unter den Bezirken ist dabei Tempelhof-Schöneberg mit 1940 Ölheizungen, gefolgt von Neukölln mit 1188 Fällen. Das bereits beschlossene Klima-Paket der Bundesregierung sieht vor, den Bau neuer Ölheizungen ab 2026 zu verbieten. Wer seine Öl-Heizung zugunsten einer die Umwelt schonende Alternative austauschen lässt, hat Aussicht auf eine Förderung.

Mit Bezug auf die mit Kohle-Öfen beheizten Wohnungen lässt sich feststellen: Ihre Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr kaum gesunken. Eine ebenfalls von Luthe an den Senat gestellte Anfrage aus dem Oktober 2018 hatte ergeben, dass die Zahl der ausschließlich oder zusätzlich mit Kohle beheizten Wohnungen in der Hand landeseigener Unternehmen bei 1939 lag. Innerhalb eines Jahres hat sich ihre Zahl dementsprechend um 63 Wohnungen reduziert.

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