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© Fotolia/ Schlierner

Rakete auf Polizisten abgefeuert: 19-Jähriger spricht vor Berliner Gericht von Versehen

Zum zweiten Mal wurde am Mittwoch ein Fall aus der Berliner Silvesternacht öffentlich verhandelt. Der Angeklagte soll eine Rakete auf Polizeibeamte gefeuert haben.

Als er Polizisten sah, soll er eine Silvesterrakete auf die Gruppe von Beamten gerichtet haben: Mit Servet S. steht nach den Silvester-Krawallen erneut ein junger Mann vor dem Amtsgericht Berlin-Tiergarten. Dem 19-Jährigen wird versuchte gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt. Er wies die Vorwürfe zurück – „es war versehentlich“ erklärte er zu Prozessbeginn am Mittwoch. Die Polizisten habe er gar nicht gesehen – „sonst hätte ich es nicht gemacht“.

Massive Angriffe auf Einsatzkräfte sorgten in der Silvesternacht für Aufsehen und Entsetzen. Zu den Krawallen liegen der Berliner Staatsanwaltschaft inzwischen mehr als 110 Verfahren vor (Stand Anfang Juni). Weitere Fälle würden noch von der Polizei bearbeitet. 18 Anklagen wurden bislang erhoben, in mehreren Fällen seien Strafbefehle beantragt worden.

Im ersten öffentlichen Prozess erhielt ein 23-Jähriger wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte und versuchter gefährlicher Körperverletzung acht Monate Haft auf Bewährung. Einen 16-Jährigen verurteilte ein Jugendgericht ohne Öffentlichkeit zu einem Dauerarrest von zwei Wochen unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion. Ein Polizist in Zivil habe ein Knalltrauma erlitten.

Servet S., ein junger Koch, war in der Silvesternacht am Alexanderplatz unterwegs. „Mit vier oder fünf Freunden“, so der Angeklagte. „Wir wollten uns amüsieren.“ Von einem Freund habe er die Rakete bekommen und sie gezündet – „so etwas habe ich das erste Mal in meinem Leben gemacht“. Er habe die Polizisten nicht treffen wollen.

Die Staatsanwaltschaft dagegen geht von einem „spontan gefassten Tatentschluss“ aus. S. habe die Beamten gesehen, kurz mit seinen Begleitern gesprochen und dabei mit dem Finger auf die in Richtung eines Restaurants laufenden Polizisten gezeigt. Er soll den Holzstiel seiner Feuerwerksrakete abgebrochen, das Geschoss auf den Boden gelegt und abgefeuert haben. Die Rakete sei zwischen den Füßen der Beamten explodiert, ohne diese zu verletzen.

Servet S. soll danach die Flucht ergriffen haben, Beamte hätten ihn allerdings gestellt. Er sagte nun, er habe sich die Finger verbrannt beim Zünden der Silvesterrakete – „weil der Stiel kaputt war“. Vielleicht sei er ein paar Schritte zur Seite gegangen, aber das sei kein Fluchtversuch gewesen. Als ihn die Beamten festhielten, habe er sich sofort entschuldigt.

Weil ein als Zeuge geladener Polizeibeamter nicht zum Prozess erschienen war, wird die Verhandlung am 12. Juli fortgesetzt. Für Juli und August seien weitere Prozesse zu Silvester-Krawallen terminiert, hieß es am Rande.

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