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Vor Gericht (Symbolbild).

© dpa

Berliner Trödelhändler angeklagt: Prozess um Tiefkühltruhen-Mord neu gestartet

Im zweiten Anlauf des Mordprozesses um den grausigen Fund, der bundesweites Aufsehen erregte, schweigt der Angeklagte weiterhin zu den Vorwürfen.

Der zweite Anlauf gelang reibungslos: Der Prozess um den Mord an Heinz N., dessen Leiche zehn Jahre in einer Tiefkühltruhe in seiner Wohnung in Prenzlauer Berg versteckt war, begann mit Verlesung der Anklage. Josef S., ein Trödelhändler, soll den 80-jährigen Witwer heimtückisch, aus Habgier und zur Ermöglichung einer anderer Tat erschossen, die Leiche zerteilt und im Eis versteckt haben. Am ersten Prozesstag hüllte sich der 56-Jährige in Schweigen.

Heinz N. aus der Hosemannstraße verschwand unbemerkt. Zehn Jahre lang wurde er nicht vermisst. Der Fall löste bundesweit Entsetzen aus. Der Täter, so die Ermittler, habe das Verbrechen mit großem Aufwand vertuscht. Und die Rente von monatlich 2000 Euro kassiert. „Er verfolgte mit der Tötung des Opfers das Ziel, sich dessen Vermögen zu verschaffen“, so die Anklage.

Der Trödelhändler soll den Witwer, den er bereits länger kannte und der ihm vertraute, um den Jahreswechsel 2006 zu 2007 getötet haben. Mit einem Kopfschuss. Die Ermittler glauben: In der Silvesternacht, als Böller krachten. „Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte die Tiefkühltruhe eigens für die Tat angeschafft hatte“, so der Staatsanwalt am Rande der Verhandlung.

Der Angeklagte soll die Tat aufwändig jahrelang vertuscht haben

Planvoll soll der Trödelhändler die Tat verschleiert haben. Regelmäßig wurde Miete gezahlt, gelüftet, der Briefkasten geleert. Zudem soll S. mit falscher Unterschrift im Namen des Opfers Schreiben ans Finanzamt und an den Vermieter geschickt haben.

Es war schließlich ein Nachbar des Witwers, der zwei Polizisten überreden konnte, in der Wohnung von N. nach dem Rechten zu sehen. Sie machten am 9. Januar den grausigen Fund. Josef S., der am nächsten Tag verhaftet wurde, schweigt seitdem zu den Vorwürfen. Das könnte sich ändern. „Es kommt möglicherweise am zweiten Verhandlungstag zu einer Aussage“, kündigten seine beiden Anwälte an.

Bekannte von Josef S. saßen wie beim ersten Prozessanlauf, der vor zwei Wochen nach einer Besetzungsrüge scheiterte, mit im Saal. Vor der Tür sagte ein früherer Imbiss-Betreiber (69) nachdenklich in Mikrofone: „Er war nett, freundlich und hilfsbereit. Es ist unfassbar, was er gemacht haben soll.“ Der Prozess soll am kommenden Mittwoch fortgesetzt werden.

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