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Die Fotos waren nicht, wie behauptet, von Helmut Newton.

© imago/gezett

Prozess um gefälschte Meisterwerke in Berlin: Betrüger kassierten Millionensummen für wertlose Fotos

Wegen Millionenbetrugs mit gefälschten Kunstfotografien steht eine mutmaßliche Bande vor Gericht. Darunter mit Stephan W. ein alter Bekannter der Justiz.

Der Pass der Sammlerin war mal niederländisch, mal litauisch und mit dem Foto einer australischen Ärztin versehen. Im Namen von „Nila Brenninkmeijer“ wurden Werke von bekannten Fotografen wie Helmut Newton, Cindy Sherman, Robert Mapplethrope oder Nan Goldin angeboten. Doch Ermittler stellten später fest: Ein Phantom, das Betrüger erfunden hatten, um mit Fälschungen Millionensummen zu kassieren. Vor dem Berliner Landgericht begann am Mittwoch der Prozess gegen eine mutmaßliche Bande.

Vier Männer und eine Frau auf der Anklagebank. Als Hauptakteure gelten ein Geschäftsmann und ein Rechtsanwalt: Stephan W. und Arnold V., 55 und 72 Jahre alt. Ihnen wird unter anderem gewerbs- und bandenmäßiger Betrug und Urkundenfälschung vorgeworfen. Ein Kfz-Mechaniker ist wegen Beihilfe angeklagt, ein 60-Jähriger und eine 31-Jährige, die bei W. wohnt, müssen sich wegen Geldwäsche verantworten. Da geht es um 1,5 Millionen Euro, um die ein Käufer geprellt worden sein soll.

Stephan W. gilt als umtriebiger Geschäftsmann – „Markenzeichen Rollkoffer“. Er verhalf auch zu diplomatischen Ehren – so habe er Ex-Tennis-Star Boris Becker 2018 einen Diplomatenpass der Zentralafrikanischen Republik vermittelt. Für die Justiz ist W. ein alter Bekannter – mehrfach ist er wegen Betrugs verurteilt worden. Zuletzt wurde er Ende März auf dem Berliner Flughafen festgenommen. Seitdem befindet er sich in Untersuchungshaft.

Die mutmaßliche Bande soll ab Oktober 2020 in kriminelle Geschäfte mit Fotokunst eingestiegen sein. Vermeintliche Meisterwerke seien mit falschen Künstlersignaturen, Herkunftsangaben und Stempeln versehen gewesen und in verschiedenen Kunstspeditionen zum Verkauf angeboten worden – unter Vorlage des Passes der angeblichen Eigentümerin Nila Brenninkmeijer.

Die Preise für wertlose Digitaldrucke bewegten sich laut Anklage zwischen 1,5 und 6,6 Millionen Euro. In einem von acht Fällen sei eine Schweizer Investmentfirma getäuscht worden und habe 1,5 Millionen Euro für Fälschungen gezahlt. Beträge aus der Beute seien von Konto zu Konto überwiesen, abgehoben, ausgegeben worden – „um die Einziehung des erlangten Geldes zu verhindern“, so die Anklage.

Weil es W. gesundheitlich nicht gut ging, musste die Verlesung der Anklage unterbrochen werden. Einer seiner Verteidiger machte am Rande klar, dass der Anklage widersprochen werde. W. sei ein „ausgenutzter Vermittler“. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.

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