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Die Mitarbeitenden des Anne Frank Zentrums beginnen ihre zweite Tarifkampagne.

© Hanna Beisel/TSP

Protest in Berlin-Mitte: Beschäftigte des Anne Frank Zentrums fordern gerechtere Arbeitsbedingungen

Bezahlung nach Tarif und bessere Rahmenbedingungen – dafür kämpfen die Mitarbeitenden des AFZ. Sie setzen auch ein Zeichen für andere Einrichtungen der außerschulischen Bildung.

Elisa K. arbeitet seit drei Monaten als freie Mitarbeiterin in der Ausstellung des Anne Frank Zentrums (AFZ) am Hackeschen Markt. Die außerschulische Bildungsarbeit im Bereich Nationalsozialismus und Antisemitismus wird oft gelobt, sagt sie. Trotzdem zeige sich dies nicht im entsprechenden Gehalt.

Am Donnerstagnachmittag kamen daher gegen 16 Uhr rund 20 Mitarbeitende des Anne Frank Zentrums in Berlin zu einer Protestaktion zusammen. Sie versammelten sich im Innenhof der Rosenthaler Straße 39, nur wenige Meter entfernt vom Eingang des AFZ. „Wer an Bildung spart, hat sie bitter nötig“ ist auf ihre roten Warnwesten gedruckt. Ihre Forderungen: eine Bezahlung nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder sowie gerechte Rahmenbedingungen für freie Mitarbeiter:innen.

Als deutsche Partnerorganisation des Anne Frank Hauses in Amsterdam bietet das AFZ Ausstellungen und Bildungsangebote an, die an das Leben der jungen Anne Frank erinnern sollen. Damit leisten die Mitarbeiter:innen des Zentrums einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär André Pollmann. Trotzdem seien die Arbeitsbedingungen der notwendigen Bildungs- und Jugendarbeit nicht gerechtfertigt.

„Tarifvertrag jetzt!“

„Let’s do it again! Tarifkampagne 2023“ steht auf einem im Hof aufgehängten Plakat. Bereits 2018 konnten sich die Mitarbeitenden des AFZ mithilfe monatelanger Warnstreiks einen Tarifvertrag erkämpfen. Da dieser nun nach fünf Jahren abläuft, nehmen sie den Arbeitskampf erneut auf und fordern weitere Verbesserungen.

„In der zweiten Tarifkampagne fordern wir das, was in der ersten Runde noch nicht erreicht werden konnte“, sagt Alexandra Riha, die seit 15 Jahren im Anne Frank Zentrum tätig ist. Mitarbeitende, die wie sie schon länger im AFZ arbeiten, leiden besonders unter dem jetzigen Vertrag. „Beim letzten Mal konnten wir zwar die ersten drei Arbeitsstufen an den Tarifvertrag angleichen, die höheren Arbeitsstufen jedoch nicht. Das heißt, dass Mitarbeiter mit mehr Arbeitserfahrung nicht dementsprechend bezahlt werden.“

Arbeitsbelastung freier Mitarbeiter:innen

Besonders die Arbeit der freien Mitarbeiter:innen werde immer noch nicht ausreichend entlohnt. Sie seien zahlreichen Belastungen ausgesetzt und müssten für Wochenendseminare in anderen Bundesländern regelmäßig Hunderte Kilometer hinter sich legen. Zeit, die ihnen nicht als Arbeitszeit entlohnt wird. Sie fordern eine Entlohnung von Reisezeiten, höhere Honorare sowie die Anerkennung freiberuflicher Tätigkeiten als Berufserfahrung.

Matthias Schröder, Betriebsratsvorsitzender der Amadeu Antonio Stiftung, unterstützte die Protestaktion am Donnerstagnachmittag. „Unser Gehalt steht in keinem Verhältnis zu dem, was wir als Demokratieförderung machen. Dass es sich lohnt, dafür zu kämpfen, hat uns das AFZ gezeigt“, sagt Schröder. Das Anne Frank Zentrum diene damit als großes Vorbild für Einrichtungen der außerschulischen Bildung.

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