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Der pro-russische Autokorso wurde abgesagt, die Gegendemo fand trotzdem statt.

© Christoph M. Kluge

Demonstrationen in Berlin: Pro-russischer Autokorso abgesagt – Gegenkundgebungen finden statt

Ein pro-russischer Autokorso wird am Sonntag kurzfristig abgesagt. Gegendemonstranten verbuchen das als Erfolg. Die Veranstalter planen jedoch weitere Demos.

Ein pro-russischer Autokorso, der am Sonntagnachmittag durch Berlin ziehen sollte, wurde kurzfristig abgesagt. Einer der Organisatoren veröffentlichte am Samstag ein Video in den sozialen Netzen. Darin behauptete der Mann, der sich „René“ nennt, von „Ukrainern“ bedroht worden zu sein.

Das sei der Grund für die Absage. Aber die Einsatzleitung der Polizei hat keine Bedrohungen festgestellt, auch der Staatsschutz nicht. Es wurde bis jetzt auch keine Strafanzeige gestellt.

Außerdem kündigte er an, an den Gedenkveranstaltungen am 9. Mai teilnehmen und danach auch wieder Autokorsos veranstalten zu wollen. 

Eine Gegenkundgebung fand trotz der Absage am S-Bahnhof Ahrensfelde statt. Ein Redner sagte gegen Mittag, die Absage des Putin-Korsos sei ein Erfolg des Gegenprotestes. Doch in den kommenden Wochen seien weitere russisch-nationalistische Demonstrationen geplant.

Eine junge Frau rief: „Es ist nicht nur Putins Krieg!“ Auch die russische Bevölkerung sei mitschuldig an den Kriegsverbrechen in der Ukraine, weil sie nichts tue, um Putin zu stoppen.

Eine junge Frau rief: „Es ist nicht nur Putins Krieg!“

© Christoph M. Kluge

Eine weitere Kundgebung fand am Sonntagnachmittag am Alexanderplatz statt. Dort demonstrierten rund 150 Menschen gegen den russischen Angriffskrieg. Aufgerufen hat die Initiative Demokrati-JA. An einem offenen Mikro sprachen junge Menschen aus der Ukraine über ihre Erfahrungen im Krieg.

Dabei waren auch Russinen und Russen. Sie zeigen eine weiß-blaue Flagge, die der russischen ähnelt. Es fehlt der rote Streifen. Diese Fahne "ohne Blut" wird von Putin-kritischen Russinnen und Russen verwendet.

Am Alexanderplatz demonstrierten etwa 150 Menschen gegen den russischen Angriffskrieg.

© Christoph M. Kluge

Bereits Anfang April war ein Autokorso mit etwa 400 Fahrzeugen durch Berlin gezogen. An ihren Autos hatten viele Teilnehmende Fahnen angebracht. Darunter waren nicht nur russische und sowjetische Flaggen, sondern auch Abzeichen militärischer Einheiten der russischen Streitkräfte. Ein Autofahrer zeigte das „Z“-Symbol, das den Angriffskrieg verherrlicht und deshalb verboten ist. Die Polizei hinderte dieses Auto an der Teilnahme.

Der Anmelder „René“ postet regelmäßig russisch-nationalistische Videos im sozialen Netzwerk TikTok. Die Korsi hat er gemeinsam mit seinem Freund „Igor“ organisiert, der bürgerlich Christian Freier heißt. Die beiden Männer behaupteten gegenüber verschiedenen Medien, die Idee dazu sei spontan entstanden. Sie hätten einfach auf Diskriminierung von russischsprachigen Menschen hinweisen wollen.

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Doch bereits Anfang März waren die beiden bei einer kleinen pro-russischen Kundgebung vor dem Brandenburger Tor aufgetreten, gemeinsam mit Vertretern der kremltreuen „Nachtwölfe“-Rocker. Auch mit der Russischen Botschaft stehen „René“ und „Igor“ in Verbindung. Am 16. April begleiteten sie den russischen Militärattaché zu einer Gedenkveranstaltung im brandenburgischen Seelow, auch hier zusammen mit „Nachtwölfen“.

Freier ist der Eigentümer einer Kfz-Werkstatt in Mahlsdorf. In einem Interview mit dem russischsprachigen Berliner TV-Sender „OstWest“ sprach er von Drohanrufen, die er aufgrund seiner politischen Aktivität erhalten habe. Anonyme Nutzer hätten außerdem seine Werkstatt im Internet schlecht bewertet.

Tatsächlich sind beim Bewertungsportal „Kennst du einen“ mehrere negative Kommentare zu sehen wie „Die unterstützen Mord von Kindern in der Ukraine“ oder „Sie hassen jeden, der kein Russe ist.“

Erfundene Anschläge

Von russischen Propagandakanälen auf Telegram wurde außerdem behauptet. „ukrainische Randalierer“ hätten nach dem Autokorso Fahrzeuge von Teilnehmenden mit Brandsätzen angegriffen. Als vermeintlicher Beweis diente ein Video, das ausgebrannte Autos auf einer Straße in Berlin zeigt. Doch diese angeblichen Anschläge sind eine Erfindung der Propaganda. Das Recherchenetzwerk „Correctiv“ stellte in einem Faktencheck fest, dass es keinen Zusammenhang zum Konflikt gibt.

Rund um den 9. Mai dürfte es wieder zu Zusammenstößen von pro-russischen und pro-ukrainischen Gruppen kommen. Offizielle Vertreterinnen und Vertreter der Russischen Föderation werden Kränze am Sowjetischen Ehrenmal in Treptow niederlegen, voraussichtlich auch dann wieder mit Unterstützung von Aktivisten wie „René“ und „Igor“.

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