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Bei einer Notfallübung am künftigen Flughafen Berlin Brandenburg (BER) in Schönefeld (Brandenburg) verlassen Passagiere ein Flugzeug.

© dpa

Schuldschein für Berliner Flughafen: Private Anleger sollen BER 100 Millionen Euro bringen

Eine Großbank will für den Hauptstadtflughafen 100 Millionen Euro am Kapitalmarkt besorgen. Die Eröffnung wird weiterhin 2017 angestrebt.

Obwohl er nicht eröffnet ist, wird der unvollendete Hauptstadtflughafen immer attraktiver für Kapitalanleger. Nach Tagesspiegel-Informationen prüft die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) aktuell das Angebot einer Großbank, einen Schuldschein auszugeben. Damit könnte eine neue Finanzierungsquelle für den BER erschlossen und erprobt werden. Dem Vernehmen nach geht es um bis 100 Millionen Euro, die dem Unternehmen zufließen könnten, dessen Finanzlage wegen der verspäteten Eröffnung des BER angespannt bleibt. Finanzgeschäftsführerin Heike Fölster hat den Plan intern bereits vorstellt. Eigentümer und Aufsichtsräte haben aufgeschlossen reagiert.

Der BER-Schuldschein wird auch Thema sein, wenn der vom Berliner Regierenden Michael Müller (SPD) geleitete Aufsichtsrat am Freitag tagt. Bei der Sitzung soll die Eröffnung im Jahr 2017 allerdings nicht gekippt werden. In den BER hat die öffentliche Hand bereits Milliarden investiert. Es wäre das erste Mal, dass die Flughafengesellschaft privates Kapital erschließen kann, ohne dass es dafür eine extra Absicherung durch Berlin, Brandenburg und den Bund gäbe, also auch keine 100-Prozent-Bürgschaft der öffentlichen Hand, wie es bisher der Fall war.

Positives Rating für die Flughafengesellschaft

Vorangegangen war ein überraschend positives Rating für die Flughafengesellschaft. Im Februar vergab die Londoner Agentur Moody’s ein „A1“, also gute Bonität und gute Aussichten. Gründe dafür waren, so Moody’s, die verlässliche Eigentümerstruktur und vor allem das stabile starke Passagierwachstum in der Hauptstadtregion.

Es ist nicht das erste Angebot in diese Richtung. Im vergangenen Jahr hatten bereits mehrere Investoren nachgefragt, die sogar direkt als Mitgesellschafter einsteigen wollten. Allerdings hat der Regierende Bürgermeister eine Teilprivatisierung bereits öffentlich ausgeschlossen. 2015 hatte der Flughafen – in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat – den Einstieg eines Minderheitengesellschafters nach BER-Start als Szenario durchgerechnet. Die Beteiligung eines Investors sollte mittelfristig die größeren Erweiterungen des Flughafens finanzieren.

Die Kosten, die bis 2012 offiziell mit 2,5 Milliarden Euro angegeben worden waren, sind bis heute auf 4,3 Milliarden Euro gestiegen. Aktuell prüft die EU-Kommission in Brüssel eine weitere durch die öffentliche Hand finanzierte Kapitalspritze in Höhe von 2,2 Milliarden Euro. Mit dem Geld soll der BER fertiggebaut und ein erstes 650-Millionen-Euro-Erweiterungsprogramm zur Abwendung von Kapazitätsengpässen in den ersten Jahren nach Eröffnung finanziert werden. Brüssel hat angekündigt, bis Mai über den Antrag zu entscheiden.

Finanzen und Eröffnungstermin hängen eng zusammen; jeder Monat Nicht- Eröffnung kostet einige Millionen Euro. Gegenüber der EU-Kommission hat die Bundesrepublik Deutschland angekündigt, dass der Flughafen bis Ende 2017 eröffnet wird. Auf diesen Fahrplan sind auch die 2,2 Milliarden Euro kalkuliert.

Eröffnung nächstes Jahr wird eng

Wie berichtet, wird es aber eng für die Eröffnung im nächsten Jahr. Acht Monate besteht der Rückstand zu dem Fahrplan, den 2014 der damalige Geschäftsführer Hartmut Mehdorn und der Aufsichtsrat beschlossen hatten. Der noch ausstehende Umbau der Entrauchungsanlage im Terminal kann erst richtig beginnen, wenn der verspätetet eingereichte fünfte Nachtrag zur Baugenehmigung vom Bauordnungsamt des Kreises Dahme-Spreewald genehmigt wird.

Größtes Problem dabei ist die Entrauchung zwischen Terminal und Tunnelbahnhof. Gegenüber der Baubehörde muss in Simulationen nachgewiesen werden, dass im Brandfall ein- und ausfahrende Züge nicht den Qualm in den Bahnhof ziehen oder umgekehrt ins Terminal drücken. Ausgeschlossen muss sein, dass sich wie beim Düsseldorfer Flughafeninferno 1996 eine Feuerwalze durch das Gebäude fressen kann.

Diese Simulationen sind so aufwendig, dass dafür sogar auf Großrechnerkapazitäten in den USA und den Niederlanden zurückgegriffen werden müsse, sagte Flughafenchef Karsten Mühlenfeld. Er nimmt an, dass diese Simulationen bis Ende Mai, bestenfalls bis Mitte Mai vorliegen. „Aber das behindert uns nicht beim Bauen. Das ist eine Erkenntnis der letzten Wochen.“ Man sei dazu permanent in enger Abstimmung mit der Baubehörde. Auch vor diesem Hintergrund geht der Manager davon aus, dass es für einen BER-Start 2017 zwar knapp wird, er aber zu schaffen sei: „ Solange das nicht total unmöglich ist, bleiben wir bei diesem Termin.“ Allerdings ist damit nicht ausgeschlossen, dass bis Herbst noch eine Absage folgt.

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