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Neue Perspektiven. So sähe der Blick vom Neptunbassin zum Landtagsschloss aus – über die „Wiese des Volkes“ und die hier kaum auszumachende Breite Straße.

© Repro: Manfred Thomas

Potsdam: Statt Hotel Mercure ein historischer Lustgarten

Die Stadtspitze will die Sanierung des Hotels „Mercure“ unmöglich machen, es dann kaufen – und abreißen.

Potsdams Stadtspitze unter Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) nimmt einen neuen Anlauf, um langfristig den umstrittenen DDR-Plattenbau des Hotels „Mercure“ in der historischen Stadtmitte der Landeshauptstadt zu kaufen und abzureißen. Dafür soll das Stadtparlament Sanierungsziele für das Areal beschließen. Damit würde festgelegt, dass jede Baumaßnahme, die an dem Gebäude vorgenommen würde, von der Stadt genehmigt werden müsste – innen wie außen. Das Kalkül ist folgendes: Sanierungen und alles, was in irgendeiner Weise den Wert des DDR-Baus steigern würde, würden dann nicht mehr genehmigt, sodass das Gebäude langsam verfallen würde.

Nach Einschätzungen von Verfahrensbeteiligten könnte Potsdam das „Mercure“ in einigen Jahren für einen hohen einstelligen Millionenbetrag erwerben. Dazu kämen geschätzte Abrisskosten von vier Millionen Euro. Über die Rechtmäßigkeit eines solchen Verfahrens könnten womöglich Gerichte entscheiden. Das „Mercure“ gehört derzeit dem US-Unternehmen Starwood Capital. Hotelchef Marco Wesolowski beklagte, dass er erst am Donnerstag erfahren habe, wie der Masterplan aussehen soll, obwohl er selbst als Sachgutachter beteiligt war. Laut Absprache hätte er die Unterlagen vorab bekommen sollen, das sei aber nicht passiert.

Areal zum Entspannen

Um die Zukunft des Gebäudes hat es immer wieder heftige Konflikte zwischen Gegnern und Bewahrern des Baus gegeben. Den einen gilt der 60 Meter hohe DDR-Plattenbau als letztes großes architektonisches Zeugnis der DDR-Vergangenheit und identitätsstiftend für Potsdam. Die anderen sehen in dem Bau einen hässlichen Klotz, der der Wiedererrichtung der im Zweiten Weltkrieg zerstörten, später auf Geheiß der DDR-Oberen geschleiften historischen Stadtmitte im Wege steht.

An die Stelle des 17-stöckigen Hotels soll nach Plänen der Stadt eine abgewandelte Form des historischen Lustgartens treten. Geplant ist eine „Wiese des Volkes“. Sie befände sich vis-à-vis des neuen Landtags. Im Wesentlichen handelt es sich bei dem frei werdenden Areal um eine Rasenfläche, die zum Sonnen, Entspannen oder Spielen genutzt werden könnte. Aber auch für Demonstrationen soll sie geeignet sein.

Henry Kramer, Katharina Wiechers

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