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Lederkutte mit dem weltweit bekannten Hells-Angels-Patch.

© dpa

Update

Bandidos und Hells Angels: Verrat von Rockerrazzia: Polizist unter Verdacht

Die Berliner Polizei ist offenbar einem Maulwurf in den eigenen Reihen auf der Spur. Ein Beamter steht in Verdacht, Informationen über eine geplante Rocker-Razzia an die Bandidos und Medien weitergegeben zu haben.

Nach monatelangen Ermittlungen haben Staatsanwaltschaft und Polizei nun Wohnung und Arbeitsplatz eines langjährigen Beamten durchsucht. Der Mann steht im Verdacht des Geheimnisverrats vor den spektakulären Verboten von Berliner Rockervereinen in diesem Sommer. Der Polizist arbeitet seit vielen Jahren in der für Rocker zuständigen Abteilung des Landeskriminalamtes. Bei dem Verdächtigen wurden Computer und Telefone sichergestellt.

Bis zur Auswertung durch die Staatsanwaltschaft wurde der Beamte aus dem Dezernat für Rockerkriminalität in eine andere Abteilung versetzt. Es gelte die Unschuldsvermutung, sagte ein Polizeisprecher, die beschlagnahmten Utensilien würden nun sorgfältig ausgewertet. Zum genauen Alter und dem Dienstgrad des Verdächtigen wurden keine Angaben gemacht.

Seit Juni wurde intern ermittelt, weil aus den Reihen der Polizei wichtige Informationen an Journalisten von „Spiegel Online“ weitergegeben worden sind. Die amtierende Polizeipräsidentin Margarete Koppers hatte kürzlich erklärt, man habe vergeblich gebeten, den Bericht zu den anstehenden Verboten zurückzustellen – Stunden vor der geplanten Razzia am 30. Mai ging ein entsprechender Artikel online. Dadurch könnten die Hells Angels des Charters „Berlin City“ in der Residenzstraße vor dem unmittelbar bevorstehenden Verbot ihrer Rockerdependance gewarnt worden seien. Die Männer hatten schon Insignien der Bruderschaft von den Wänden entfernt, als die Polizei das Vereinsheim in der Nacht stürmte. Die Region um Berlin gilt als Zentrum der Auseinandersetzungen unter Rockern, die um Einfluss im Rotlichtmilieu konkurrieren.

Bildergalerie: Der Kampf gegen die kriminelle Rockerszene

In Berlin hatte Innensenator Frank Henkel (CDU) im Mai dieses Jahres die Verbote von zwei Sektionen der Hells Angels und eine der Bandidos angeordnet. Bis auf die Hells Angels in der Reinickendorfer Residenzstraße hatten sich die betreffenden Rockergruppen aber selbst aufgelöst – die Verbotsverfügungen konnten so den mutmaßlichen Clubmitgliedern nicht ausgehändigt werden. Die Hells Angels aus Reinickendorf klagen derzeit vor dem Verwaltungsgericht gegen die Verbotsverfügung.

Schnell war nach den Verboten darüber spekuliert worden, ob die Rocker – wie es in der Vergangenheit mehrfach der Fall war – über persönliche Kontakte von den internen Polizeiplänen erfahren hatten. Beispielsweise weil sie Beamte aus dem Fitnessstudio oder noch von der Schule kannten, oder weil sie – wie 2010 in Berlin – von Polizisten gegen Geld oder Gefälligkeiten gewarnt wurden. Rocker selbst gaben an, „Eins und Eins zusammengezählt“ zu haben: Die Verbotsforderungen wurden lauter, Innensenator Henkel kündigte entschlossenes Handeln an. Als dann bei einer Razzia gegen die Bandidos in Weißensee im März auch noch Elitepolizisten aus Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen dabei waren, hätten viele geahnt, dass es sich um die Generalprobe handelt.

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