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Brandserie in Berlin.

© dpa

Update

Nach Festnahme in Lichtenberg: Informant als Brandstifter? Polizei dementiert

Innensenator und Polizei dementieren Behauptung von Linksextremisten. Der mutmaßliche Brandstifter ist wohl ein psychisch labiler Pyromane.

Von Frank Jansen

Der von Linksradikalen geäußerte Verdacht, der in der Nacht zum Mittwoch festgenommene Autobrandstifter Marcel G. sei ein Spitzel von Polizei und Verfassungsschutz, ist offenkundig falsch. „Er wurde und wird nicht als Informant oder V-Person der Polizei Berlin geführt“, teilte die Behörde am Donnerstag mit.

Nach Informationen des Tagesspiegels hat der 26-Jährige auch nicht mit anderen Sicherheitsbehörden zusammengearbeitet. Das linksextreme Internetportal „Indymedia“ hatte Marcel G. auch als Vertrauensperson des Verfassungsschutzes bezeichnet. Bei Marcel G. scheint sich aber vor allem um einen psychisch labilen Pyromanen zu handeln, der politisch zwischen links und rechts pendelt.

Die Polizei hatte, wie berichtet, den Mann in Lichtenberg in der Tasdorfer Straße festgenommen, als er an drei Fahrzeugen zündelte. Marcel G. hat bereits in Hamburg wegen Brandstiftung eine dreijährige Haftstrafe verbüßt. Im September 2015 wurde er entlassen und kam nach Berlin. Die Polizei prüft, ob er hier für weitere Brände verantwortlich ist.

Henkel: Indymedia will Polizei diskreditieren

Dass die Polizei deutlich erklärt, ein Festgenommener sei kein Informant oder V-Person, passiert nur selten. Üblicherweise sagen Sicherheitsbehörden gar nichts, wenn in der Öffentlichkeit über Spitzel spekuliert wird. Wenn die Polizei jetzt ohne Umschweife die Behauptung dementiert, Marcel G. habe für sie spioniert, ist es wenig wahrscheinlich, dass sich später das Gegenteil herausstellt.

Die Polizei wird kaum eine glasklare Aussage machen, wenn sie befürchten muss, einer Lüge überführt zu werden. Zumal dann auch die politisch Verantwortlichen ein größeres Problem bekämen. Die Gefahr sieht offenbar auch Innensenator Frank Henkel (CDU) nicht. Vielmehr warf er Indymedia vor, die Spitzelgeschichte sei der zweite Versuch „in kürzester Zeit, die Arbeit der Berliner Polizei zu diskreditieren“.

Erst vergangene Woche sei behauptet worden, die Polizei habe Daten an Rechtsextremisten durchgestochen. „Die Strategie ist ebenso durchschaubar wie perfide“, sagte Henkel. „Es ist und bleibt ein Erfolg, dass ein mutmaßlicher Serienbrandstifter gefasst wurde. Deshalb bekräftige ich die Glückwünsche an die Berliner Polizei.“

Krawalle am Sonnabend befürchtet

Die linksextreme Szene schließt offenbar auf eine Spitzeltätigkeit von Marcel G., weil er 2012 in seinem Verfahren in Hamburg anbot, sich über die Berliner Autonomen zu äußern. Der Mann hoffte offenbar, für seine Brandstiftungen in der Hansestadt nur milde bestraft zu werden. Er machte Angaben über die linksradikale Hochburg in der Rigaer Straße und über militante Aktionen.

Außerdem verkündete er, er wolle die Szene verlassen. Die Aussagen waren offenbar nicht so gravierend, dass die Berliner Polizei an einer Zusammenarbeit mit Marcel G. interessiert gewesen wäre - zumal er in Hamburg eine Haftstrafe absitzen musste.

Außerdem wurde er von der linksextremen Szene verstoßen. Marcel G. wandte sich nach seiner Rückkehr nach Berlin der rassistischen „Bärgida“- Gruppierung zu.
Bei der für diesen Sonnabend angekündigten linken Demonstration befürchten Sicherheitskreise Krawalle. Die Szene hat einen „schwarzen Juli“ ausgerufen. (Mitarbeit: Christoph Stollowsky, Melanie Berger)

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