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Beim Tag der offenen Baustelle am letzten Augustwochenende 2018 gab es Einblicke ins Humboldt Forum.

© imago/snapshot

Das Stadtmuseum im Humboldt Forum: Einladung zum Mitmachen

Die Berlin Ausstellung, die im Humboldt Forum entsteht, will alle Bürger erreichen. Und geht schon jetzt auf Gruppen zu, die eher selten Museen besuchen.

Humboldt Forum? „Nein, noch nichts davon gehört!“ Bei einem Glas Tee sitze ich in einer Runde älterer Männer, die vor mehreren Jahrzehnten aus der Türkei nach Berlin eingewandert sind. Wöchentlich treffen sie sich in einem interkulturellen Verein und tauschen sich aus. Aber vom Humboldt Forum, nein, davon haben sie noch nichts mitbekommen. Aufmerksam hören sie zu, wie ich über das größte Kulturprojekt Deutschlands und über die dortige Berlin Ausstellung erzähle, für die ich arbeite. Als sie erfahren, dass das Humboldt Forum an ihren Geschichten interessiert ist und daran, mit ihnen zusammenzuarbeiten, sind sie erstaunt: In der Mitte der Stadt soll das präsentiert werden, in einem so repräsentativen Gebäude wie dem Stadtschloss? „Das finden wir gut!“

Auf der einen Seite steht das Humboldt Forum im Zentrum der Aufmerksamkeit. Medien berichten regelmäßig über den Stand der Dinge, Politiker diskutieren und entscheiden mit, Privatpersonen unterstützen das Vorhaben durch Spenden. Auch die Gegner des Humboldt Forums sind aktiv – das Projekt wird öffentlich kontrovers diskutiert.

Drei Freiflächen für Außenstehende

Auf der anderen Seite treffe ich Menschen, die noch nie etwas vom Humboldt Forum gehört haben. Es sind Menschen, die kaum aus eigener Initiative ein Museum besuchen. Diese Leute möchte Paul Spies, Chefkurator des Landes Berlin im Humboldt Forum und Direktor des Stadtmuseum Berlin, genauso erreichen wie andere Berliner Gruppen. Die Berlin Ausstellung soll möglichst alle ansprechen. Also entwickelten wir in unserem Ausstellungsteam verschiedene Möglichkeiten für Berlinerinnen und Berliner, sich an der Ausstellungsvorbereitung zu beteiligen: durch eigene Geschichten und Objekte, durch aktive Mitarbeit, Kooperationen oder auch durch eine eigene Präsentation innerhalb der Ausstellung. In jedem der geplanten sieben Themenräume – Revolution, Freiräume, Grenzen, Vergnügen, Krieg, Mode, Verflechtungen – gibt es Möglichkeiten, mitzumachen, außerdem wird es drei Freiflächen geben, auf denen Außenstehende eigene Ausstellungen gestalten können.

Darüber hinaus begleiten sogenannte „Critical Friends“, ausgewählte Expertinnen und Experten, den Ausstellungsprozess – von der Konzeption bis zu den Texten. Es sind Menschen aus verschiedenen Berufsgruppen, wie etwa eine aus Syrien geflüchtete Journalistin, Historiker, eine engagierte Krankenschwester und eine sehr gut vernetzte Stadtplanerin.

Stolz auf die Mitwirkung

Schon in der Vorbereitungsphase der Berlin Ausstellung kommen also verschiedene Menschen mit unserem Team zusammen, diskutieren und gestalten den Prozess aktiv mit. Es sind keine Großveranstaltungen. Vielmehr finden Gespräche in Workshops mit wenigen Personen statt, die wir zum Beispiel über die Bürgerstiftung Neukölln kennengelernt haben. Dabei fällt mir auf, dass die Mitwirkenden an langfristigen Bindungen interessiert sind. Und auch uns liegt viel daran, diese Netzwerke nachhaltig in die Museumsarbeit einzubauen.

Personen aus verschiedenen Bezirken und unterschiedlicher Herkunft melden sich und würden gern mitwirken. Die Reaktionen sind meist sehr positiv – häufig sind gerade Menschen, die sonst nicht ins Museum gehen, stolz, dass ihre Mitwirkung erwünscht ist, ihre Geschichten interessant sind für eine Ausstellung.

Sicherlich ist unsere Community-Arbeit nicht auf das ganze Humboldt Forum übertragbar, denn sie hat direkt mit der Vorbereitung der Berlin Ausstellung zu tun. Andere Museen und Institutionen im Humboldt Forum haben hierfür gewiss andere Formate. Und das ist sicherlich eine besondere Herausforderung und eine große Chance: viele verschiedene Bindungen aufzubauen und unterschiedliche Dimensionen des Engagements anzubieten – in Berlin und weltweit.

Die Autorin ist Koordinatorin für Partizipation und Kuratorin in der Berlin-Ausstellung im Humboldt Forum. Die Berlin Ausstellung entsteht im Auftrag des Landes Berlin als Koproduktion zwischen Kulturprojekte Berlin und dem Stadtmuseum Berlin.

Verda Kaya

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