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Vor Gericht (Symbolbild).

© dpa

„Das Martyrium nahm kein Ende“: 28-Jähriger muss nach Gruppenvergewaltigungen zehn Jahre in Haft

Im Prozess um drei Gruppenvergewaltigungen wird ein 28-Jähriger verurteilt. Mit Komplizen soll er Frauen in ein Auto gezerrt und misshandelt haben

„Was für ein Menschenbild steckt dahinter, wo blieb Ihr Herz“, sagte die Vorsitzende Richterin. Sie sah den 28 Jahre alten Mann auf der Anklagebank eindringlich an. Doch Mohammed T. blieb äußerlich regungslos. Zehn Jahre und sechs Monate Haft hat das Landgericht am Freitag gegen ihn verhängt. Es wurde der besonders schweren Vergewaltigung, der gefährlichen Körperverletzung, Freiheitsberaubung sowie der Geiselnahme schuldig gesprochen.

„Es sind schreckliche Taten – da ist man fassungslos“, hieß es weiter im Urteil. „Eine Horde wildgewordener Männer stürzt sich auf Frauen.“ An drei Übergriffen sei T. nach Überzeugung des Gerichts beteiligt gewesen. „Die Täter griffen sich junge Frauen.“ Von der Straße seien sie in ein Auto gezogen, sexuell misshandelt worden. „Die Frauen hatten Todesangst.“ Sie seien bis heute traumatisiert. Das jüngste Opfer war damals 18 Jahre alt.

Das Gericht hatte über drei Gruppenvergewaltigungen innerhalb eines halben Jahres verhandelt. In der Nacht zum 1. August 2019 sollen zwei Täter mit ihrem Auto an einem Taxistand in Kreuzberg gestanden haben. Offen sei, ob sie auf der Suche nach einem Opfer waren, hieß es weiter im Urteil.

Ein australisches Pärchen sei an das Fahrzeug getreten in der Annahme, es handele sich um ein Taxi. Nach kurzer Fahrt sei der junge Mann aus dem Wagen geworfen, die junge Touristen vergewaltigt worden. „Sie konnte sich der Übermacht nicht erwehren.“

Frauen, die aus dem Club kamen, ins Auto gezerrt

Der nächste Überfall am 18. Januar 2020. Eine Abiturientin, die aus einem Club in Friedrichshain kam, wurde von fremden Männern aus einem Auto heraus gepackt. Sie hätten ihr den Mund zugehalten, sie gewürgt, auf die Rückbank gezogen, misshandelt. Die Täter verschleppten sie in eine Wohnung. Über Stunden sei die Schülerin immer wieder misshandelt worden – „das Martyrium nahm kein Ende“.

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Einen Monat später wurde eine 21-Jährige, die ebenfalls aus einem Club in Friedrichshain kam, auf offener Straße gepackt, in einen Wagen gezogen, massiv gewürgt, misshandelt. Vier Täter seien im Auto gewesen. Die Frau habe sich das Autokennzeichen weitgehend merken können, erklärte das Gericht. Im Wagen sichergestellte DNA-Spuren würden den Angeklagten belasten. Der dreifache Vater sei auch nicht zu Hause gewesen. Es gebe Chats - „seine Frau erwartete ihn.“

Gericht: Voraussetzungen für Sicherungsverwahrung nicht gegeben

Für den Iraker Mohammed T., der keine Vorstrafen hat, hatte seine Verteidigerin zu Prozessbeginn im April erklärt: „Die Vorwürfe werden bestritten.“ Auf Freispruch hoffte er. Dreizehn Jahre und elf Monate Haft sowie Anordnung einer anschließenden Sicherungsverwahrung hatte die Staatsanwältin gefordert. Die Voraussetzungen einer Sicherungsverwahrung seien aber trotz der schrecklichen Taten nicht gegeben, entschied das Gericht.

Bereits im März wurde ein mutmaßlicher Komplize von T. verurteilt. Gegen den 33-Jährigen verhängte eine andere Strafkammer des Landgerichts dreizehn Jahre Gefängnis. Ihm wurden vier Übergriffe zur Last gelegt, auch er wollte Freispruch. Im Urteil dagegen hieß es: „Sie haben gezielt Jagd nach jungen Frauen gemacht.“ Die Taten planvoll, besonders grausem und brutal gewesen. Beide Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

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