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Totes Baby in Spandau: 23-Jähriger wieder frei - Ermittler gehen von Unglücksfall aus

Der 23-jährige Mann, der in der vergangenen Woche wegen des Todes eines Babys in Spandau festgenommen wurde, ist wieder frei. Ermittler halten einen Unglücksfall mit dem Morphiumpflaster für möglich

Eine überraschende Wendung gibt es im Fall des in Spandau tot gefundenen Babys. Polizei und Staatsanwaltschaft rückten vom Vorwurf einer vorsätzlichen Tötung ab und halten nun einen Unglücksfall nicht mehr für ausgeschlossen. Demnach soll das tödliche Morphiumpflaster, mit dem sich der acht Monate alte Junge vergiftet hat, von der Vormieterin der Wohnung stammen. Diese war Schmerzpatientin, nach ihrem Auszug soll die Wohnung nicht renoviert worden sein. „Der dringende Tatverdacht gegen den 23-Jährigen besteht aufgrund dieser Ermittlungsergebnisse nicht mehr“, hieß es am Freitagabend.

Wie berichtet war am Freitag vergangener Woche ein 23-Jähriger unter dringendem Verdacht des Totschlags festgenommen worden. Ihm war vorgeworfen worden, dem Sohn seiner Bekannten das Pflaster in den Mund gestopft zu haben. Bei der routinemäßig angeordneten Obduktion war ein Morphiumpflaster in der Speiseröhre gefunden worden, das Baby war an der starken Dosis Gift gestorben. Nach einer Woche Untersuchungshaft ist Andre Sch. nun auf freien Fuß gesetzt worden.

Das Baby steckte sich vermutlich das Morphiumpflaster in den Mund

„Es ist nicht auszuschließen, dass das Kind das Pflaster gefunden und sich ohne fremdes Zutun in den Mund gesteckt hat“, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Genau das hatte eine erfahrene Polizistin – und Mutter – schon vor einer Woche als ebenfalls mögliche Todesursache genannt. „Kinder stecken doch alles in den Mund“. Die Behörden bezeichneten das Pflaster nun als „unscheinbar“. Der 18 Jahre alten Mutter war das Pflaster nach dem Einzug offensichtlich nicht aufgefallen. Aylin S. war, wie berichtet, zur Tatzeit nicht in Berlin, sie hatte ihr Baby für mehrere Tage in die Obhut des Freundes gegeben. Die Vergiftung war erst eine Woche später bei der Obduktion erkannt worden, zuvor hatte es keine Anzeichen eines unnatürlichen Todes gegeben. Sofort danach war Sch. am Bahnhof Spandau festgenommen worden. Bei den Vernehmungen hatte er geschwiegen.

Kurz vor dem Tod des Babys hatte ein Apotheker-Verband vor den Gefahren und dem Missbrauch von Fentanyl-Pflastern durch Drogensüchtige gewarnt.Nach Angaben des Verbandes hätten sich „die Fälle gehäuft", in denen Drogenabhängige den Müll von Krankenhäusern durchwühlen, um an diese Pflaster zu gelangen. Selbst in gebrauchten Fentanyl-Pflastern ist noch eine hohe Dosis eines morphinähnlichen Stoffes enthalten. Auf Facebook hieß es bei der Familie der Mutter erleichtert: „Er ist unschuldig zu 100 Prozent, so wir wir es von Anfang an gesagt haben.“

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