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Ben Wagin (links) und Grünen-Politiker Michael Cramer vom Baumpatenverein.

© Kitty Kleist-Heinrich

Skurriler Streit um Grabstätte: Pläne für Beerdigung des Berliner Künstlers Ben Wagin werden konkreter

Tag und Uhrzeit stehen fest – und nun wohl auch der Ort: Wagins Baumpatenverein bestätigt Seddiner See als letzte Ruhestätte. Doch es gibt noch Widerstände.

Die Pläne für die Bestattung des Berliner Künstlers Ben Wagin werden konkreter: Der verstorbene Bildhauer und Umweltaktivist soll am Sonntag, 15. August, um 11.30 Uhr in Brandenburg, im Ortsteil Kähnsdorf der Gemeinde Seddiner See, begraben werden.

Das teilte der Grünen-Politiker Michael Cramer, viele Jahre ein enger Freund Wagins, am Dienstag dem Tagesspiegel mit. Alle Vorbereitungen seien abgeschlossen, es sei alles mit dem Friedhof geklärt. Der Tag hatte bereits festgestanden, nur die Uhrzeit war noch offen.

Der Seddiner See entspreche Wagins letztem Willen, sagte Cramer. Der Künstler war Ende Juli im Alter von 91 Jahren gestorben. Der See habe den Bildhauer an jenen See erinnert, in dessen Nähe er geboren worden sei, sagte Cramer. Zudem liege dort ein Freund des Bildhauers begraben.

Gegen Wagins Bestattung in Seddiner See gibt trotzdem noch Widerstände: Während der Baumpatenverein, den Wagin gegründet und bis zu seinem Tod geleitet hat, sich nach Cramers Angaben in seiner Funktion als „Freundeskreis“ als Vollstrecker des letzten Willens des Bildhauers sieht, kämpfen andere Wegbegleiter Wagins vehement um ein Grab auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin, im Bezirk Mitte.

War Wagin geistig noch fit?

Der Buchautor Dieter Kirchner, der sich gegenüber dem Tagesspiegel als „sehr enger Freund von Wagin“ bezeichnete, ist überzeugt davon, dass der Künstler zuletzt „geistig nicht mehr auf der Höhe war“.

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Tage vor seinem Tod habe Wagin ihn am Telefon nicht mehr erkannt, obwohl sie bis dahin regelmäßig zwei Mal wöchentlich telefoniert hätten. Deshalb sei es ausgeschlossen, dass Wagin wenige Tage vor seinem Tod im Beisein von Mitgliedern des Baumpatenvereins erklärt habe, er wolle in Seddiner See begraben werden. Dies hatte Cramer versichert. Wagin habe stattdessen in Berlin seine letzte Ruhestätte finden wollen, sagte Kirchner.

Grünen-Politiker Cramer widerspricht Kirchners These vehement. „Ben war bis zu seinem Tod geistig voll da.“ Alles andere sei eine „blöde Ausrede“.

[Lesen Sie mehr: Ein Mann wie ein Baum: Ben Wagin – Berlins liebenswertester Anarchist (T+)]

Die Brandenburger Malerin und Aktionskünstlerin Nicole Siebert hält aber nach wie vor an der Grabstelle fest, die sie für Wagin auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof organisiert hat. „Der Platz ist gesichert, die Grabstelle für Ben Wagin steht bereit, daran hat sich nichts geändert“, sagte sie am Dienstag dem Tagesspiegel. Sie habe auch nicht die Absicht, die Grabstelle zurückzugeben.

Formal gesehen haben aber weder der Baumpatenverein noch Kirchner oder Siebert das Recht, über die Grabstätte zu entscheiden. Wagin hatte weder Frau noch Kinder, es ist unklar, wer seine Sachen und Werke erbt und damit auch die Grabstelle festlegt. Letztlich fiele das Erbe dem Land Berlin zu, und den Ort der Grabstelle müsste der Bezirk Mitte bestimmen. Der Bezirk teilte jedoch mit, er sei mit der Sache bislang nicht befasst.

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