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Mit Menschlichkeit gegen Deutschlands dunkle Seite. Eine Kampagne gegen Rechts des Vereins "Gesicht zeigen!" mit 600 Plakaten bundesweit.

© Jörg Carstensen/dpa

Plakataktion in Deutschland: Mit den Nationalfarben gegen AfD und Pegida

Der Verein "Gesicht zeigen!" will sich die Deutsche Flagge von den Rechten "zurückholen" und klebt dafür 600 Plakate im Bundesgebiet. Am Freitag am Berliner Alexanderplatz.

Von Ronja Ringelstein

Ein schwungvoller Wisch mit dem Kleisterbesen und die letzte Falte ist aus dem Schwarz-Rot-Gold verschwunden. Das riesige Plakat in den deutschen Nationalfarben hängt seit Freitagmorgen an der S-Bahn-Unterführung am Alexanderplatz an der Karl-Liebknecht-Straße. "Deutschland, bleib stark! Mit Menschlichkeit gegen deine dunkle Seite", ist auf rotem Hintergrund zu lesen. Doch etwas stimmt nicht: Die schwarze Farbe scheint wie dickflüssiger Teer in die rote Farbe hineinzulaufen. Ein Symbol, erklärt Sophia Oppermann, Geschäftsführerin des Vereins "Gesicht zeigen!", denn: "In Deutschland selbst liegt die Gefahr - die dunkle Seite. Sie kommt nicht von außen", so Oppermann.

Immer wieder würde von der AfD, Pegida und "Bürgerwehren" die Nationalflagge für rechtspopulistische Zwecke missbraucht. Mit der Aktion will sich der Verein mit seinem Vorsitzenden Uwe-Karsten Heye die Deutsche Flagge "zurückholen". Heye, ehemaliger Redenschreiber Willy Brandts und Staatssekretär unter Gerhard Schröder (SPD), arbeitet seit 15 Jahren mit dem Verein gegen Rassismus, Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit. Anlass für die Gründung gab im Jahr 2000 die Zunahme rechter Gewalt in Deutschland, insbesondere eine Zunahme an Brandanschlägen gegen Migranten. Themen also, die auch heute wieder aktuell sind.

Die Zivilgesellschaft stärken und rechte Tendenzen bekämpfen

Gerade jetzt sei es besonders wichtig, die Zivilgesellschaft stark zu machen und rechte Tendenzen zu bekämpfen: "Wir haben nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa eine nationalistische Entwicklung. Und die Europäische Idee steht auf dem Spiel."

Es ist durchaus an der Zeit zu zeigen, dass die Wehrhaftigkeit Deutschlands nichts damit zu tun hat, die eigene Kultur gegen das Fremde zu verteidigen, sondern dass ein wehrhaftes Deutschland vor allem gegen Rechtsradikalismus und Nationalismus aufstehen muss.

schreibt NutzerIn slmAbraham

Die Deutsche Flagge dürfe man nicht den Rechten als "ihr Symbol" überlassen. Es sind die Farben der 1848er Revolution, als Deutschland erstmals versucht hat, demokratische Strukturen durchzusetzen. "Das ist misslungen. Die Farben aber sind geblieben und erinnern daran."

Uwe-Karsten Heye, Vorstandsvorsitzender von Gesicht Zeigen!, präsentiert am 05.02.2016 die neue Plakatkampagne von Gesicht Zeigen! gegen wachsende rechte Gefahr und zur Mobilisierung der Zivilgesellschaft in Berlin.
Uwe-Karsten Heye, Vorstandsvorsitzender von Gesicht Zeigen!, präsentiert am 05.02.2016 die neue Plakatkampagne von Gesicht Zeigen! gegen wachsende rechte Gefahr und zur Mobilisierung der Zivilgesellschaft in Berlin.

© Jörg Carstensen/dpa

Bis zum 24. März 2016 werden 600 Großflächenplakate im gesamten Bundesgebiet aufgehängt. "Ich glaube, es ist notwendig, den Menschen Mut zu machen, sich gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit zu stellen", erklärt Heye die Plakataktion. Der Verein möchte die Menschen dazu ermuntern, die Flagge auch im Namen eines weltoffenen und menschlichen Deutschlands mehr einzusetzen. "Wir haben es satt, dass die Rechten ständig die deutsche Flagge schwenken und alle anderen haben keine Chance dazu", sagt Sophia Oppermann. "Wir sind auch stolz auf dieses Land und wir stehen für die Werte, die diese Fahne und dieses Land haben." Das sei nämlich das, was im Grundgesetz zu allererst verankert ist: Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Der Verein appelliert an den Einzelnen mitanzupacken

Zu dem mutmaßlich vom Verfassungsschutz vereitelten Anschlag, an dessen Planung auch drei als Flüchtlinge registrierte Algerier beteiligt gewesen sein sollen, warnt Oppermann vor einem Schnellschuss: "Wir müssen weiterhin mit Menschlichkeit handeln. Und wir müssen dabei bleiben, dass wir es mit einzelnen Menschen, Individuen, zu tun haben." Und die große Mehrheit der Flüchtlinge suche einfach nur Schutz. Doch es gebe "riesige Probleme", um die man sich kümmern müsse, so Oppermann. "Man muss Ideen entwickeln, wie man das schafft. Und in dieser Situation möchten wir sagen: Leute, bleibt zusammen. Wir wollen der großen Mehrheit der Gesellschaft den Rücken stärken." Die Idee des Vereins sei schon immer ein Aufruf an den Einzelnen gewesen, sich einzubringen und mitanzupacken.

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