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Claudia Pechstein.

© dpa

Razzia zur Rockerkriminalität: Pechsteins Haus am Scharmützelsee durchsucht

Polizeibeamte haben das Grundstück der Eisschnellläuferin am Scharmützelsee nach Waffen durchsucht. Der Grund sind Ermittlungen im Hells-Angels-Milieu.

Bei Ermittlungen im Rockermilieu ist die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein am Mittwoch ins Visier der Polizei geraten. Ausgerechnet am 40. Geburtstag der Berliner Sportlerin durchsuchten Fahnder der brandenburgischen Polizei Pechsteins Haus in Diensdorf-Radlow am Scharmützelsee. Gegen die fünffache Olympiasiegerin selbst bestehe aber kein Verdacht, gegen sie werde nicht ermittelt, stellte Ulich Scherding, Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) klar, die die Ermittlungen führt.

In dem Haus am Scharmützelsee, das Pechstein besitzt, aber nicht bewohnt, suchten die Fahnder offenbar nach Waffen. „Es besteht der Verdacht, dass auf dem Grundstück, das anscheinend nur selten genutzt wird, Tatwaffen oder Tatkleidung versteckt worden sind“, sagte Scherding. Die Razzia, die um 10 Uhr begann, habe im Zusammenhang mit einem Überfall im Rocker-Milieu im vergangenen Mai gestanden. Pechstein sei zuvor nicht von der Durchsuchung informiert worden.

Auf Pechsteins Grundstück wurde laut Staatsanwaltschaft nichts gefunden. Ob an anderen Orten der Razzia Beweismaterial beschlagnahmt worden sei, stehe bislang nicht fest, sagte Scherding. In Zusammenhang mit dem Überfall hatte die Polizei gestern sieben Objekte in Berlin und drei in Brandenburg durchsucht. In Berlin standen die Wohnungen von vier Beschuldigten im Visier der Ermittler, außerdem wurden das Vereinshaus der Hells Angels MC Nomads in Lichtenberg sowie eine Gaststätte und ein Bordell in Mahlsdorf mit dem Namen „Saunaklub Luxor“ durchkämmt. Auch in Strausberg (Märkisch-Oderland) wurden die Wohnung eines Verdächtigen sowie ein weiteres Objekt durchsucht.

Wie berichtet, wurde im Mai 2011 der Ex-Chef der Ost-Berliner Hells Angels, Holger B., auf seinem Grundstück in Altlandsberg bei Strausberg lebensgefährlich von mehreren Tätern mit Messern verletzt. Bei dem Überfall habe es sich um eine Rache-Aktion gehandelt, sagte Scherding. B. soll vor etwa vier Jahren wegen Unregelmäßigkeiten in der Vereinskasse unehrenhaft aus der Bruderschaft entlassen worden sein. Der Status „Bad Standing“, wie es im Milieu heißt, bedeutet, bei den Hells Angels nach dem Rausschmiss auf der schwarzen Liste zu stehen. Das kann unangenehme Folgen haben. Mitglieder dürfen nach Rockerlogik einen derart Entlassenen demütigen. Inzwischen seien fünf Verdächtige ermittelt worden, sagte Scherding. Die Spur zu Pechsteins Haus am Scharmützelsee habe über eine Sicherheitsfirma geführt, die vom Lebensgefährten der Sportlerin, dem Berliner Projektentwickler und Investor und Investor Matthias Große, mit der Bewachung des Hauses beauftragt worden sei. „Zwei der fünf Verdächtigen haben für die Firma das Grundstück am See bewacht“, sagte Scherding. Sie seien dem Umfeld der Hells Angels zuzurechnen.

Die Männer hatten offenbar Schlüssel für das Haus und ein Auto erhalten. Sie waren per Vollmacht berechtigt, das Grundstück zu betreten. Die Sportlerin hatte seinerzeit mitgeteilt, „keinerlei Kontakte oder Geschäftsbeziehungen zu den Hells Angels“ zu haben. Nach Tagesspiegel-Informationen wohnte sie allerdings chon damals nicht mehr im Haus, sie ist nur Eigentümerin. Weder Pechstein noch Große seien „verdächtig“, gegen sie werde nicht ermittelt, stellte Scherding klar.„Das hat zu etwas Aufregung an meinem Geburtstag geführt“, kommentierte Pechstein am Abend die Durchsuchung, „aber ich als Polizeibeamtin unterstütze alle Maßnahmen, die zur Aufklärung des Verdachts von Straftaten führen – auch dann,wenn die Maßnahmen, wie heute auf meinem Grundstück, ergebnislos bleiben.“ Den unerfreulichen Geburtstagsbesuch wollten weder Pechstein noch ihr Lebensgefährte kommentieren. „Wir sagen dazu nichts“, teilte Große auf Nachfrage mit. Auch der Manager der Sportlerin wollte sich nicht äußern.

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