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AfD-Demonstration am Mittwochabend in Erfurt - der Vizechef aus Steglitz-Zehlendorf, Andreas Wild, war dort Gastredner.

© Martin Schutt/dpa

Update

Parteivize aus Steglitz-Zehlendorf: AfD-Politiker für Flüchtlingslager in der Heide

"Ein paar Quadratmeter Heide" für "vorübergehende Flüchtlingslager" - der Vizechef der AfD Steglitz-Zehlendorf, Andreas Wild, provoziert bei einer Kundgebung in Erfurt.

Von Matthias Meisner

Beim thüringischen AfD-Vorsitzenden Björn Höcke ist Andreas Wild, stellvertretender Chef der Partei Steglitz-Zehlendorf, ein gern gesehener Gast. Mehrfach war Wild Teilnehmer von Demonstrationen in Thüringen - zuletzt am Mittwochabend in Erfurt, wo die Partei gemeinsam mit Pegida gegen einen geplanten Moscheeneubau demonstrierte. Als Redner sollte der AfD-Rechtsaußen dort einen markigen Auftritt haben - Wild forderte, Bürgerkriegsflüchtlinge künftig in vorübergehenden Lagern "in spärlich besiedelten Landstrichen Deutschlands" unterzubringen. Auch Höcke gehört zum rechten AfD-Flügel.

Der Deutschlandfunk dokumentierte zentrale Passagen der Rede von Wild, in der der Politiker - AfD-Listenplatz 16 bei der Abgeordnetenhauswahl im September - gegen den Islam polemisiert. "Stellen sie sich vor, es gäbe eine Religion, nach der man, um seinem Gott gefällig zu sein, fünf Mal am Tag auf die Straße pinkeln muss! Würden wir das auch im Rahmen der Religionsfreiheit tolerieren? Herr Gott noch mal, natürlich Nein."

Wild präsentierte dann eine Idee, wie man mit den Bürgerkriegsflüchtlingen umgehen solle, die schon in Deutschland sind. Er sagte: "Bereits in Deutschland lebende Menschen können wir derweil in spärlich besiedelte Landstriche Deutschlands bringen und sie dort geschützt unterbringen. Dafür genügen ein paar Quadratkilometer Heide. Wir brauchen dafür - für die vorübergehenden Flüchtlingslager - wir brauchen dafür Bauholz, Hämmer, Sägen und Nägel. Und natürlich darf da nicht jeder raus oder rein, wie es ihm gefällt." Barackenlager abseits der Ballungsräume also für Menschen, die die provisorischen Unterkünfte nicht einfach verlassen können.

AfD-Sprecher: "Nicht bierernst gemeint"

Der Berliner AfD-Sprecher Ronald Gläser erläuterte auf Anfrage des Tagesspiegels, Wild habe seine Bemerkung "nicht bierernst" gemeint. "Es wird keine Lager in der Heide geben." Allerdings habe der stellvertretende Vorsitzende des Parteibezirks Steglitz-Zehlendorf zu recht darauf hinweisen wollen, dass Deutschland "zu viele Anreize für arme Menschen aus der dritten Welt" geschaffen habe, die sich hierzulande "luxuriöse Zustände" erhofften - und deshalb etwa in Griechenland und Italien nicht bleiben wollten. "Das wollte Parteifreund Wild ausdrücken." Eine Distanzierung des Landesvorstandes von den Wild-Äußerungen ist laut Gläser nicht geplant.

Dazu müsste sich die Partei mit ihrem Bezirksverband Steglitz-Zehlendorf anlegen - dem mächtigsten und einflussreichsten der Hauptstadt. Sowohl Wild als auch der Bezirksvorsitzende Hans-Joachim Berg werden zum nationalkonservativen Flügel gerechnet, auf den ersten zehn aussichtsreichen Plätzen der Landesliste für die Abgeordnetenhauswahl stehen vier Mitglieder des Bezirksverbandes. Wild gilt - obwohl selbst nicht Mitglied - als mitverantwortlich für den Rechtsruck im Berliner Landesvorstand.

Andreas Wild, Vizechef der AfD Steglitz-Zehlendorf, im Januar in Jena. Auf dem Weg zu einer AfD-Demonstration war er dort nach Parteiangaben von einer Gruppe vermummter Männer angegriffen worden.
Andreas Wild, Vizechef der AfD Steglitz-Zehlendorf, im Januar in Jena. Auf dem Weg zu einer AfD-Demonstration war er dort nach Parteiangaben von einer Gruppe vermummter Männer angegriffen worden.

© Tagesspiegel/AfD-Landesverband Berlin

Wild selbst kam bei seinen Aktivitäten mehrfach in Konflikt mit Antifa-Aktivisten. Seiner eigenen Darstellung zufolge wurde er im Januar auf dem Weg zu einer AfD-Demonstration in Jena von einer "Schlägergruppe der Antifa" verletzt. Im April demonstrierten Aktivisten gegen die Eröffnung seiner Lichtenberger Arbeitsvermittlungsfiliale, enthüllten ein Transparent und beschimpften die AfD als "Faschistenpack". Damals konterte Wild, dies seien "Methoden der SA". Er sagte: "Ihr behandelt mich so, wie damals die Nazis die Juden behandelt haben."

In einer früheren Version des Textes hieß es unter Berufung auf das Portal antifa-berlin.info, Vize-Bezirkschef Wild habe in seiner Arbeitsvermittlung "Arbeit und Beratung" in Lichtenberg einen Neonazi-Aktivisten beschäftigt. Wild bestreitet das.

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