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In Eberswalde fahren sie – die O-Busse. Aber nicht überall in der Stadt sind Oberleitungen durchsetzbar.

© Anja Cord/Imago

Berliner Nahverkehr: O-Bus könnte in Berlin groß rauskommen

Im Nahverkehrsplan des Senats spielt der Oberleitungsbus eine zentrale Rolle – etwa die Hälfte des Streckennetzes soll ausgestattet werden.

Durchgesetzt hat er sich in Berlin nicht – aber jetzt könnte er groß herauskommen: der Oberleitungsbus. Im aktuellen Entwurf des Nahverkehrsplans 2019 bis 2023 spielt er, wie berichtet, im Busbereich die Hauptrolle. Vorgesehen ist eine Mischform: Der Strom soll aus der Oberleitung und abwechselnd aus einer Batterie kommen, die während der Fahrt über die Oberleitung wieder aufgeladen werden kann. So bleibt der Bus flexibel und kann auch Strecken ohne Oberleitung befahren.

Ein solches Konzept hat die BVG bereits für Spandau entwickelt. Es sieht vier Linien mit einer Gesamtlänge von 25 Kilometern vor. Später könnte dieses Netz bis zum Bahnhof Zoo, ins Märkische Viertel und bis Kladow verlängert werden.

[Jetzt mal konkret: In Spandau wird im Frühjahr 2020 eine BVG-Linie mit Oberleitung diskutiert. Es droht ein Supermarkt-Abriss und der Bau von 450 Masten. Hier die Details im Spandau-Newsletter. Immer konkret: Unsere Bezirksnewsletter, die schon von 180.000 Haushalten abonniert worden sind. Die Newsletter gibt es, Bezirk für Bezirk, in voller Länge hier: leute.tagesspiegel.de]

Ein komplettes Oberleitungsnetz schließt der Entwurf des Nahverkehrsplans aus. Die Oberleitung sei in städtebaulich sensiblen Bereichen kaum durchsetzbar, heißt es dort. Außerdem sei sie vor allem bei Abzweigungen technisch sehr aufwendig. Nach Angaben der Planer würde es reichen, etwa die Hälfte des Streckennetzes mit einer Oberleitung auszustatten; auf den anderen Abschnitten käme der Strom aus der Batterie.

Solche „Streckenlader“ gibt es bereits in China und in den USA; aber auch in europäischen Städten wie Zürich, Gdynia (Gdingen), Cagliari und Linz sowie in Esslingen und Solingen, wo es herkömmlichen Oberleitungsbetrieb gibt. Auch Doppeldecker könnten mit einem Stromabnehmer ausgestattet werden.

Der Vorteil: Beim Mischsystem braucht man keine zusätzlichen Busse, die Reichweite ist fast unbegrenzt, die Batterie kann kleiner ausfallen, wodurch das Gewicht des Fahrzeuges sinkt. Die Fahrzeuge können länger im Betrieb bleiben, da der Verschleiß geringer ist als beim Dieselbus. Und die Busse könnten auch die vorhandene Oberleitung der Straßenbahn nutzen.

Fahren die Busse dagegen ausschließlich mit einem Batterieantrieb, ist die Reichweite begrenzt. Die Busse müssen im Depot oder an Endhaltestellen nachgeladen werden, was Zeit erfordert. Deshalb müssten zusätzliche Busse beschafft werden, was die Kosten nach oben treibt.

30 Batteriebusse sind bestellt

Die – noch – oberleitungsfreie BVG hat 30 Batteriebusse fest bestellt. Sie sollen – ähnlich wie in chinesischen Städten – auf kurzen Linien eingesetzt werden, damit die Batterie bis zum Laden auf dem Betriebshof Indira-Gandhi-Straße durchhält.

Ein völliges Umstellen des Bestandes von rund 1500 Bussen auf reinen Batterieantrieb sei wegen der vielen langen Linien in Berlin nicht möglich, schreiben die Planer. Batteriegelenkbusse sollen noch folgen, die wahrscheinlich auf der Linie 200 (Zoo–Michelangelostraße) fahren werden.

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