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2011 wurde zu Ehren von Eva Mamlok ein Stolperstein in der Neuenburger Straße 1 verlegt. In der Nummer 3 lebte sie zusammen mit ihrer Mutter Martha und ihrer Schwester Hilde Mamlok. 

© OTFW

„Nieder mit Hitler“: Erinnerung an eine jüdische Widerstandskämpferin in Berlin-Kreuzberg

Schon als 14-Jährige stellte sich Eva Mamlok mit Aktionen mutig gegen den Nazi-Terror. Mit nur 26 Jahren wurde sie im KZ Stutthof ermordet. Zu ihrer Tochter posteten Historiker:innen nun neue Informationen auf Twitter.

| Update:

Kreuzberg 1933. Die 14-jährige Eva Mamlok macht sich auf zum Hertie-Kaufhaus am Halleschen Tor, damals eines der größten Kaufhäuser in der Stadt. Ihr Ziel ist das Dach, darauf schreibt sie mit weißer Farbe in großen Lettern „Nieder mit Hitler“.

Eva Mamlok war eine jüdische Widerstandskämpferin. Ihr zu Ehren wurde 2011 ein Stolperstein in der Neuenburger Straße verlegt. In der Nummer 3 lebte sie mit ihrer Mutter Martha und ihrer Schwester Hilde Mamlok.

Nach der Aktion auf dem Kaufhaus-Dach wurde Eva Mamlok zum ersten Mal verhaftet, kam aber nach wenigen Tagen wieder frei, weil sie Jugendliche war. Als sie bei ihrer nächsten Aktion 1934, Blumen auf den Gräbern von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht niederlegte, wurde sie erneut verhaftet und ihr Verhalten in einem Schutzbrief als „staatsfeindlich“ bezeichnet. Bis Mai 1935 war die mittlerweile 16-Jährige im niedersächsischen KZ Moringen inhaftiert.

Nach ihrer Entlassung war sie weiter aktiv im Widerstand – zuerst als Mitglied bei der Sozialistischen Arbeiterjugend und nach deren Verbot im illegalen Widerstand. Eva Mamlok verteilte Flugblätter gegen den Faschismus und baute eine antifaschistische Mädchenwiderstandsgruppe auf.

Die meisten Mädchen in der Gruppe wie auch Eva Mamlok selbst mussten von 1939 bis 1941 Zwangsarbeit in der Schraubenfabrik „F. Wutzke Schrauben-Industrie und Fassondreherei GmbH“ am Moritzplatz ableisten.

Eva Mamlok hatte inzwischen eine Tochter, laut der Biografie auf stolpersteine-berlin.de wohl von ihrem Freund und politischen Mitkämpfer Peter Siemsen, der 1937 nach Argentinien auswanderte.

Historiker:innen posten neue Informationen zu Evas Tochter auf Twitter

Im Januar 2023 postete die Holocaustforscherin Anna Hájková auf Twitter die Ergebnisse einer Zusammenarbeit mit fünf anderen Historiker:innen und Interessierten: Miklas Weber (@Archivtier) hatte mittels der Plattform mappingthelives.org herausgefunden, dass 1939 ein Mädchen namens Tana Mamlok geboren wurde. Der Name von Evas Tochter war bisher nicht bekannt.

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Sam Mamlok, ein noch lebender Verwandter von Eva Mamlok, stellte Anna Hájková Tagebuchauszüge seiner Großmutter Gesine Mamlok zur Verfügung. Diese zeigten, dass die derzeitige Annahme, Evas Tochter wäre 1937 zur Welt gekommen, nicht richtig sei. Demnach wäre Peter Siemsen wohl nicht der Vater.

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Die Gruppe, die sich über Twitter fand, forscht aktuell weiter zum Leben der Widerstandskämpferin: „Eva Mamlok war eine Frau die, wie man so schön auf Englisch sagt, ‘larger than life’ war. Sie verdient eine gut recherchierte Biografie, und die bei @Stolpersteine_B ist noch ausbaufähig. Vielleicht kann man uns da bisschen unterstützen“, postete Anna Hájková.

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Und so ging es 1941 weiter: Nach weiteren politischen Aktionen folgte eine erneute Verhaftung. Drei Frauen der Mädchengruppe, darunter Eva, kamen in das Polizeigefängnis am Alexanderplatz. Sie wurden von einem Gericht wegen „Wehrkraftzersetzung“ zunächst zum Tode verurteilt, was dann zur KZ-Haft „abgemildert“ wurde.

1942 wurde Eva von Berlin nach Riga deportiert, befand sich bis 1944 im Ghetto von Riga. 1944 wurde sie in KZ Stutthof (östlich von Danzig) gebracht. Im Dezember desselben Jahres starb sie an „allgemeiner Körperschwäche“. (biografische Angaben im Artikel mit stolpersteine-berlin.de)

Evas Schwester Hildegard starb offenbar im Dezember 1941 an Tuberkulose, wie Anna Hájková herausfand. Evas Mutter Martha wurde wohl im Oktober 1942 nach Riga deportiert und ermordet. Auch Tana wurde 1942 aus der Alten Schönhauser Straße 4 deportiert, laut mappingthelives.org nach Auschwitz.

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