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Ephraim Gothe ist Baustadtrat von Berlin-Mitte.

© Thilo Rückeis

„Nichts ist verkehrter“: Mittes Baustadtrat lehnt Einfamilienhäuser in Brandenburg ab

Ephraim Gothe fordert, dass Berlin und Brandenburg bei der Stadtentwicklung enger zusammenarbeiten. Er warnt vor Einfamilienhaus-Siedlungen wie in Melbourne.

Von Laura Hofmann

Dass ein Berliner Kommunalpolitiker der SPD positiv über die CSU spricht, kommt selten vor. Doch als Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe am Freitag zu einem Pressegespräch mit dem Titel „The Melbourne Experience“ empfing, sagte er: „Mein Lob gilt Herrn Söder.“ Warum? Der CSU-Parteivorsitzende hatte kürzlich gefordert, den Klimaschutz über eine CO2-Bremse im Grundgesetz zu verankern.

Und er ruft alle politischen Ebenen – Bund, Länder und Kommunen – auf, zum Erreichen der Klimaziele beizutragen. Hier kommt Gothe ins Spiel. Er fordert schon lange, die städteplanerische Entwicklung Berlins und Brandenburgs gemeinsam zu denken. Und nun sieht er seine Gelegenheit gekommen. Denn damit die Region bis 2050 klimaneutral werden kann, wie es das Pariser Klimaabkommen vorsieht, muss auch die Pendlerfrage gelöst werden.

Jedes Jahr wächst der Speckgürtel um rund 10.000 Einwohner, bis 2030 werden im Berliner Umland ungefähr 8,7 Prozent mehr Menschen wohnen als jetzt. Damit die nicht alle mit dem Auto in die Stadt reinfahren, sollten Wohnungen, so Gothes Wunsch, vor allem entlang der Schienenstränge im Brandenburger Umland entstehen. Denn Autopendler, die am Tag 100 Kilometer zurücklegen, sind für den Ausstoß von rund zehn Tonnen CO2 pro Jahr verantwortlich, während Bahnpendler nur zwei Tonnen erzeugen.

Aber Gothe geht es nicht um irgendwelche Wohnungen. „Nichts ist verkehrter, als in Brandenburg Einfamilienhäuser zu bauen“, sagt Gothe. Genau das geschehe aber zur Zeit, zum Beispiel in der Nähe des Bahnhofs in Wandlitz. Die Nachfrage nach dreigeschossigen Wohnhäusern mit vielen Wohnungen sei nicht da, heißt es dort.

„Das ist irre!“

Gothe fordert deshalb den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) und den künftigen Ministerpräsidenten von Brandenburg auf, die Wohnungsfrage im Umland zur Chefsache zu machen und den Kommunen beratend zur Seite zu stehen. Denn was geschieht, wenn Vororte fast ausschließlich aus Einfamilienhaus-Siedlungen bestehen, hat Gothe gerade im australischen Melbourne beobachtet. Dort fahren die Bewohner der „Suburbs“ mit ihren dicken SUVs überall hin, erzählt er. Die Highways werden immer weiter ausgebaut. „Das ist irre!“, findet Gothe.

Für Berlin wünscht er sich den Rückbau der autogerechten Stadt. Zum Beispiel an der Mühlendammbrücke, deren Neugestaltung ab 2022 geplant ist. Gothe begrüßt zwar die geplanten Fahrradstreifen und die Straßenbahntrasse, fordert aber nur zwei statt drei Autospuren pro Richtung. Die Autobrücke solle zur Stadtbrücke werden.

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