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Zauberlehrlinge: Karen Goetze (l.) und Kirsi Hinze haben den Laden von Goetzes Tante übernommen.

© privat

Neuköllner Kultladen: Zauberkönig findet neue Heimat

Der beliebte Neuköllner Scherzartikelladen Zauberkönig eröffnet wieder. Im Schillerkiez hat das Geschäft ein neues Zuhause gefunden.

Groß war die Wehmut und auch die Abschiedsparty, die der Neuköllner Laden Zauberkönig im vergangenen Spätsommer feierte. „Dass der Ansturm so groß sein würde, hätten wir nicht gedacht. Aber es war auch sehr lustig“, erzählt Karen Goetze. Sie führt zusammen mit Kirsi Hinze das Zauberartikelgeschäft, 2012 hatte sie es von ihrer Tante übernommen. Ende Dezember musste der weit über die Neuköllner Grenzen hinaus bekannte Laden aus seinem alten Standort in der Hermannstraße 84 ausziehen. Die evangelische Kirchengemeinde, der die charmante Bude damals gehörte, hatte sie verkauft. Sie ist marode und muss abgerissen werden. Jetzt hat der Zauberkönig ein neues Zuhause: den Schillerkiez.

Neuer Standort mit vielen Vorzügen

Zunächst war unklar, ob Goetze und Hinze einen neuen Standort finden würden. In den Neubau, der gegenüber auf der Fläche des St. Thomas-Friedhofs entsteht, sollte der Zauberkönig eigentlich ziehen. Doch die Kirche änderte die Konditionen für den Mietvertrag – und die neuen Bedingungen waren für die Inhaberinnen nicht mehr attraktiv.

Doch es gibt noch Wunder: Innerhalb von zwei Wochen fanden Goetze und Hinze eine Gewerbefläche in der Herrfurthstraße 6a, an der Ecke Weisestraße. „Wir haben den Laden tatsächlich ganz oldschool über ImmoScout gefunden“, sagt Goetze lachend. Die neue Ladenfläche ist viel größer als der alte Standort und birgt viele Vorzüge: „Wir haben es warm und trocken, fließend Wasser und ein Klo sind auch da“, witzelt Hinze. Heute ist der neue Laden fast fertig eingerichtet, der charakteristische Zauberkönig-Schriftzug wird noch auf die Fassade gemalt. Alle Kartenspiele, Scherzartikel und auch die legendären, ziemlich echt aussehenden Zauberkönig-Kackhaufen haben es ins Sortiment des neuen Ladens im Schillerkiez geschafft.

Neue Nachbarn kommen gut an

„Alle zwanzig Minuten bleibt jemand stehen und sieht sich den Laden an. Von den meisten bekommen wir ihre ganz persönliche Kackhaufen-Geschichte zu hören“, berichtet Goetze. Wie etwa die des älteren Herren, der als Schüler in den 50er Jahren seiner Biologielehrerin einen der Haufen unter die Beine legte. Die Nachbarn freuen sich, dass ein bekannter Laden und zwei bekannte Gesichter in den Kiez ziehen. Erst kürzlich hatten die beiden einen Kommentar von einem Nutzer auf ihrer Facebook-Seite gelesen, der in etwa lautete: „Zum Glück kein Latte Macchiato und Avocadobrot, sondern Scheiße am Stiel.“ Irgendwie habe das die Inhaberinnen gefreut, sagen sie.

Für alle im Kiez

„Wir kommen natürlich mit gemischten Gefühlen hier her. Wir kommen und die Kneipe Syndikat nebenan muss gehen – auch, wenn sie bisher noch wacker bleiben“, bedauert Goetze. Aber gegen die steigenden Mieten könne man nichts machen. Hinze muss zugeben: „Unser Laden in der Hermannstraße hat nur so gut funktioniert, weil der Kiez aufgewertet wird. Wir können hier nur bestehen, weil hier Familien wohnen, die auch mal ein paar Euro für einen Spaß übrig haben.“

Aber die beiden jungen Frauen betonen auch: „Wir sind für alle im Kiez da.“ Die alten Stammkunden werden bestimmt etwas wehmütig sein und dem engeren, etwas familiäreren Laden in der Hermannstraße nachtrauern, vermuten die Besitzerinnen. In der Herrfurthstraße sind sie jetzt besser ausgerüstet: „Wir haben jetzt einen separaten Verkaufs- und Zaubertresen. Wir sind insgesamt viel besser aufgestellt.“

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