zum Hauptinhalt

© dpa/Peter Kneffel

Neuer Anlauf für eine Erhöhung: Pflegefamilien bekommen in Berlin weniger Geld als anderswo

Familien mit Pflegeeltern bekommen in Berlin weniger finanzielle Unterstützung als in anderen Bundesländern. Jetzt gibt es einen neuen Anlauf, das zu ändern.

Berliner Familien, die Pflegekinder aufgenommen haben, bekommen weniger finanzielle Unterstützung als Pflegefamilien in vielen anderen Bundesländern, etwa in Hamburg. Jetzt gibt es einen neuen Anlauf, das zu ändern.

„Pflegekinder stärker unterstützen! Pauschalen zum Lebensunterhalt erhöhen“, heißt ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus: „Der Senat wird aufgefordert, die Pauschale zum Lebensunterhalt für Kinder in Vollzeitpflege an den angemessenen Lebensunterhalt anzupassen.“

Die AfD-Fraktion hat einen ganz ähnlichen Antrag gestellt. Beide Anträge sind am Donnerstag Thema im Ausschuss für Bildung, Jugend und Familie des Berliner Abgeordnetenhauses.

„Nehmen wir ein Kind, das 2008 in Hamburg an eine Pflegefamilie vermittelt worden ist“, erklärt Peter Heinßen vom freien Jugendhilfeträger „Familien für Kinder“. „Das hat bis Ende 2022 rund 30.000 Euro mehr bekommen als ein Kind, das 2008 in Berlin vermittelt worden ist“ Heinßen ist von der CDU-Fraktion als Experte zu der Ausschusssitzung eingeladen worden. Dort will er eine Erhöhung des Lebensunterhalts für Pflegekinder fordern. Wichtig sei eine Anpassung an die Vorgaben des Deutschen Vereins. Das Fachgremium berät alle Behörden und Jugendhilfeträger. Die etwa 2000 Berliner Pflegekinder bekommen jeden Monat 240 Euro weniger als von dem Verein empfohlen wird. In Berlin sei die finanzielle Unterstützung seit 2012 nicht einmal an die Inflation angepasst worden.

240
Euro weniger als empfohlen bekommen Pflegekinder in Berlin pro Monat

Die schwierige finanzielle Situation sei ein Hemmnis, neue Pflegeeltern zu finden, erklärt Heinßen. Dabei sei das sehr wichtig – auch wegen des Fachkräftemangels in den Heimen. „Pflegekinder bringen ein anderes Päckchen mit als leibliche Kinder.“ Geschätzt etwa die Hälfte habe eine Behinderung oder eine psychische Beeinträchtigung durch die schwierige Situation in der Herkunftsfamilie. Viele Pflegekinder hätten das Fetale Alkoholsyndrom, weil die Mütter in der Schwangerschaft Alkohol konsumiert haben.

Außerdem fordern Experten wie Heinßen mehr Anerkennung von den Jugendämtern für Pflegeeltern, Entlastungsangebote sowie „angemessene Beiträge zur Altersversorgung“ und Elterngeld. „Im Koalitionsvertrag der Ampel steht, dass das eingeführt werden soll, es passiert aber nicht“, sagt Heinßen. „Es gibt Kommunen, die zahlen Elterngeld analoge Leistungen.“ Berlin bislang nicht.

Ob sich an der Situation der Berliner Pflegekinder und -eltern etwas ändern wird, ist fraglich: Die CDU hatte ins Abgeordnetenhaus jede Menge Anträge eingebracht, in denen sie forderte, dass Zahlungen erhöht und Leistungen von Pflegeeltern mehr gewürdigt werden sollen – bevor sie Regierungsverantwortung bekam. Inzwischen stellt die Partei mit Katharina Günther-Wünsch die zuständige Senatorin. Alle Anträge wurden zurückgezogen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false