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Flugzeuggefühl soll die 1. Klasse im „Desiro“ von Siemens vermitteln, der auf der RE1 fahren wird.

© Odeg

Neue Linien, neue Züge, mehr Fahrten: Das ändert sich mit dem Fahrplanwechsel in Berlin und Brandenburg

Der Regionalverkehr in der Hauptstadtregion steht vor einem Umbruch der Superlative. Bahn und Odeg tauschen wichtige Linien, das Angebot steigt. Ein Überblick.

Jedes Jahr am zweiten Dezember-Sonntag ändert sich in Deutschland der Fahrplan aller Verkehrsbetriebe. Im Regionalverkehr stehe die Region vor dem größten Umbruch seit der Wende, sagte Guido Beermann (CDU), Infrastrukturminister in Brandenburg. Mit Berlins Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) stellte er am Montag die Neuerungen vor.

„Es ist die größte Fahrplanausweitung, die es je in Brandenburg gegeben hat“, sagte Beermann. Denn ab kommendem Sonntag, 11. Dezember, ist alles neu im Netz Elbe-Spree. Das Angebot steigt um 30 Prozent auf 28 Millionen Zugkilometer auf den nun 17 Linien pro Jahr. Bundesweit sei Brandenburg Spitzenreiter beim Zuwachs im Schienennahverkehr.

Zwischen 2017 und 2031 steige das Angebot um 45 Prozent, die anderen Länder kommen im Schnitt nur auf 25 Prozent. Die Länder Berlin und Brandenburg zahlen für die Verbesserungen viele Millionen Euro zusätzlich, Berlin kostet das zum Beispiel 20 Millionen Euro mehr.

Höhere Taktung und mehr Plätze bei Zügen in Brandenburg

Der RE1 kommt künftig drei Mal die Stunde (bisher zwei Mal), und das mit größeren Zügen. Der RE7 fährt ebenfalls drei Mal pro Stunde aus Lübben nach Berlin, ganz neu sind die Linien RE8 (Wismar <> Wittenberge <> Berlin <> Flughafen BER und Berlin <> Elsterwerda / Finsterwalde) und RB32 (Oranienburg <> BER T5 und BER T1-2 <> Ludwigsfelde).

Durch den RE8 steigt die Zahl der Sitzplätze zwischen Nauen und Berlin auf über 2000 pro Stunde und Richtung. Dort und beim RE1 waren die Züge im Berufsverkehr völlig überfüllt. Mehr Züge gibt es auch auf den Strecken nach Ludwigsfelde und Bad Belzig.

Die größten Änderungen gibt es bei der „Farbe“ der Züge. Die beiden Unternehmen Deutsche Bahn und Odeg tauschen alle wichtigen Regionalexpresslinien. Dies ist eine Folge der Anfang 2019 erfolgten Ausschreibung im VBB, die neuen Verträge gelten zwölf Jahre. Laut Beermann ist das Netz Elbe-Spree die größte Ausschreibung im deutschen Regionalverkehr mit 28 Millionen Zugkilometern. Zum Vergleich: Das Netz „Lausitz“, das ebenfalls am Sonntag neu startet, hat nur vier Millionen Zugkilometer.

Rot, gelb, grün: So sieht das Liniennetz ab 2022 aus.

© VBB

Die Odeg übernimmt im Auftrag der Länder sechs Linien im Netz Elbe-Spree. Bislang wurden jährlich 13 Millionen Zugkilometer gefahren, künftig sind es 18 Millionen (für die DB bleiben also nur zehn Millionen).

Auch auf der wichtigsten Linie der Region, dem RE1 (Magdeburg-Berlin-Frankfurt) fahren künftig die weiß-gelb-grünen Züge der Odeg – und zwar nagelneue Züge vom Typ Desiro HC von Siemens. Das „HC“ steht für hohe Kapazität, diese Züge bieten 600 bis 800 Sitzplätze. Laut Odeg erinnern „Innendesign und Ausstattung stark an ein Flugzeug – nur mit mehr Beinfreiheit“.

Umfangreich modernisierte Züge

Zunächst wird nur einer der drei stündlichen Züge ein langer mit 800 Plätzen sein. Hintergrund ist, dass die Bahnsteige auf vielen kleineren Stationen zu kurz sind. Der Bahnhofsausbau soll erst 2026 abgeschlossen sein, dann fahren zwei der drei Züge in der 800er-Version. Dann wird sich die Zahl der Sitzplätze zwischen Brandenburg und Frankfurt (Oder) verdoppelt haben im Vergleich zum bisherigen Halbstundentakt.

Der Laie wird den Unterschied nicht merken.

Verkehrssenatorin Bettina Jarasch zu den „nur“ modernisierten Zügen der Bahn

Die Bahn übernimmt „ihre“ neuen Linien mit gebrauchten Zügen. Diese wurden allerdings modernisiert. WLAN und Steckdosen wird es auch in den roten Zügen der DB geben. Verkehrssenatorin Jarasch sagte, dass die Modernisierung so umfangreich sei, dass der Laie den Unterschied zu einem ganz neuen Zug nicht merken werde. Die Bahn fährt weiter den Flughafenexpress und übernimmt von der Odeg zum Beispiel den RE2.

Kleinere Probleme gibt es zum Start bei der Odeg. Die acht beim französischen Konzern Alstom bestellten Dieselzüge für die drei Nebenstrecken RB33, RB 37 und RB51 werden am Sonntag noch nicht einsatzbereit sein. Odeg-Chef Roland Pauli sagte, dass für fünf bereits gelieferte Züge die Zulassung im Januar erwartet werde. Die letzten drei Züge sollen Ende des ersten Quartal abgeliefert werden.

Nicht mehr rosa-verfärbt, sondern knallrot und mit Wlan: die modernisierten “Talent“-Züge der Bahn.

© Jörn Hasselmann

Bis dahin werde mit Ersatzzügen gefahren, sagte Pauli. Im Vergleich zu anderen Verkehrsverbünden in Deutschland sind die Probleme bei der Fahrzeugablieferung eher gering. Vor zehn Jahren war auch der Start der Odeg in die Hose gegangen, zunächst mussten gemietete Uralt-Waggons eingesetzt werden, weil die neuen keine Zulassung bekommen hatten.

Neue Technologien wie Batterie- oder Wasserstoff-Züge gab es nicht bei dieser Ausschreibung. Kein Unternehmen hatte alternative Antriebe angeboten – obwohl dies gewünscht war. Auf den nicht elektrifizierten Strecken werden also weiter Diesel-Züge rollen. VBB-Experte Dill sagte jedoch, dass man überlege, diese Züge durch den Einsatz alternativer Kraftstoffe umweltfreundlicher zu machen.

Schwieriger sei die Lage beim Personal. „Der eine oder andere Zug werde auch im Dezember sicherlich ausfallen“, sagte VBB-Manager Thomas Dill am Montag. Am Wochenende hatte die S-Bahn kurzfristig angekündigt, wegen vieler Krankmeldungen das Angebot bis Weihnachten auszudünnen. Die BVG macht dies schon seit August auf über 30 Buslinien. Dem Vernehmen nach gibt es wegen der angespannten Lage bei BVG und S-Bahn auch kaum Änderungen zum Fahrplanwechsel.

Die Änderungen in Berlin

Bei der BVG gibt es nur wenige Änderungen. Die wichtigste: Die Straßenbahnlinie 18, die bisher zwischen Riesaer Straße und S-Bahnhof Springpfuhl fährt, wird nach Friedrichshain verlängert. Zusätzlich zur Linie M8 verbindet sie künftig den S-Bahnhof Springpfuhl mit der Haltestelle Landsberger Allee/Petersburger Straße. Durch die Verlängerung gibt es somit mehr Fahrten zwischen S-Bahnhof Springpfuhl und Landsberger Allee/Petersburger Straße.

Bei der U-Bahn wird der Takt auf der Linie U9 etwas verstärkt. Werktags kommt zwischen 7 und 10 Uhr sowie zwischen 13 und 19 Uhr alle vier Minuten ein Zug, bislang gab es einen 4/5 Minuten-Takt. Ansonsten verändern sich auf einigen Buslinien die Abfahrtszeiten, einige Bushaltestellen bekommen einen neuen Namen.

Auf der Dresdener Bahn kommen die Bauarbeiten voran, die S2 fährt wieder bis Mahlow. In Lichtenrade wird der neue S-Bahnsteig in Betrieb genommen. Da wegen der Arbeiten bis auf weiteres nur ein Gleis zur Verfügung steht, fahren die Züge nicht im Takt: Die S2 fährt zwischen Lichtenrade und Schichauweg in einem ungefähren 5-/15-Minutentakt, wobei in Schichauweg viele Züge jeweils 5 Minuten Aufenthalt haben. Nur die Verstärkerzüge Lichtenrade <> Buch haben in Schichauweg in beiden Fahrtrichtungen keinen Zwangsaufenthalt. In Schichauweg werden wieder beide Seitenbahnsteige genutzt.

Auf der S1 wird in den Weihnachtsferien und den Sommerferien die Zahl der Züge verringert. Die zusätzlichen Verstärkerfahrten, die nur Mo-Fr während der Hauptverkehrszeiten verkehren und den 10-Minuten-Takt weiter verdichten, entfallen. Am Wochenende hatte die S-Bahn bereits angekündigt, wegen Personalmangels im Dezember das Angebot auf drei Linien (S1, S3 und S5) zu verringern.

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