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Berlin: Nadia Rouhani: Allein gegen alle

Nadia Rouhani will es noch einmal wissen. Wie schon im Herbst 1999 tritt die Sprecherin der Bürgerinitiative Stuttgarter Platz in Charlottenburg wieder als parteilose Direktkandidatin für das Abgeordnetenhaus an.

Nadia Rouhani will es noch einmal wissen. Wie schon im Herbst 1999 tritt die Sprecherin der Bürgerinitiative Stuttgarter Platz in Charlottenburg wieder als parteilose Direktkandidatin für das Abgeordnetenhaus an. Rückenwind bekommt sie durch den Erfolg, den die Anwohner gerade erzielten: Die Bezirksverordnetenversammlung stoppte das Trigon-Bauprojekt mit einem Hotelhochhaus und einer Ladenpassage. "Ich kann Themen machen", meint die ehemalige Fernsehjournalistin.

Bewiesen hat sie dies ihrer Meinung nach schon vor drei Jahren als Initiatorin der Protestaktion "Fliegende Windel". Damals ging es um die Belästigung durch Hundekothaufen im Lietzenseepark. Vor laufenden Kameras warf die Mutter zweier Söhne damals zusammen mit anderen Eltern schmutzige Windeln auf die Wiesen.

Zum Thema Online Spezial: Berlin-Wahl 2001 WahlStreet.de: Die Wahlbörse bei Tagesspiegel Online Foto-Tour: Die Berliner Spitzenkandidaten Mit 8,7 Prozent (1901 Stimmen) erreichte die heute 38-Jährige bei ihrer ersten Kandidatur das beste Einzelbewerber-Ergebnis, das es bundesweit je gab. Für den Einzug ins Parlament genügte das allerdings nicht. Den Wahlkreis gewann Lothar Weise (CDU), der jetzt erneut antritt. Die SPD schickt die 35-jährige, türkischstämmige Geschäftsfrau Ülker Radziwill ins Rennen. Nach eigenen Berechnungen bräuchte Nadia Rouhani 6500 bis 7000 Stimmen im bezirklichen Wahlkreis 3, wenn die Wahlbeteiligung wie zuletzt bei rund 68 Prozent läge.

Im Streit um die Bebauung des Stuttgarter Platzes sieht die Kandidatin einen Beweis dafür, "dass wir unabhängige Bürger in den Parlamenten brauchen". Die BVV-Mehrheit habe die Forderungen der Anwohner schließlich erst nach jahrelangen Auseinandersetzungen erfüllt. In den vergangenen Monaten wollte Nadia Rouhani Mitglieder der Bürgerinitiative dazu bewegen, eine unabhängige Wählergemeinschaft für die BVV zu gründen. Die Idee scheiterte aber an Personalmangel: "Wir haben nicht genug Leute, die Mandate ausfüllen könnten."

Den Anstoß zur neuerlichen Kandidatur habe vor allem ihr Ärger über den Berliner Bankenskandal gegeben, sagt Nadia Rouhani. Im Wahlkampf muss sie allerdings mit einem eigenen Finanzproblem leben. Rund 10 000 Mark hatte sie 1999 in ihren ersten Versuch investiert, ins Abgeordnetenhaus zu kommen. Damals ließ sie unter anderem 16 000 Hauswurfsendungen drucken. Später musste sie eine Lebensversicherung auflösen und zum Kredit umwandeln, um die Kosten zu decken. Denn für eine Wahlkampf-Kostenerstattung wären zehn Prozent der Stimmen nötig gewesen.

Jetzt hat Nadia Rouhani "noch viel geringere Mittel" für ihre Wahlwerbung, die am kommenden Wochenende beginnen soll. Sie hofft aber, dass ihr mittlerweile höherer Bekanntheitsgrad dies ausgleicht. Das Geld reicht für Handzettel und kleinere Wahlkampfauftritte. Bei den Plakaten greift Nadia Rouhani dagegen auf 500 übrig gebliebene Poster von 1999 zurück. Sie überklebt sie ein wenig.

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