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Das Testzentrum am Tierpark Berlin.

© Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Exklusiv

Nach Verstößen gegen Hygienestandards: Berlin will alle 1600 Corona-Testzentren kontrollieren

Alle Bezirke wollen die Teststellen überprüfen. In Neukölln wurden bereits mehrere geschlossen. Lizenzen für neue Standorte soll es vorerst nicht mehr geben.

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Alle 1600 Berliner Corona-Testzentren sollen sukzessive kontrolliert werden. Darauf haben sich Senatsgesundheitsverwaltung und Bezirke am Freitag während einer Videokonferenz verständigt. Nach Tagesspiegel-Informationen wird es auch keine Lizenz mehr für weitere Teststellen geben.

Bei der regulären Videoschalte am Freitag zwischen Gesundheitsverwaltung und den Bezirken hätten alle Bezirke ihren Willen bekundet, die Teststellen zu kontrollieren, hieß es. Dabei können Mitarbeiter der Gesundheitsämter kontrollieren, oder es werden Verbundkontrollen mit Zoll- und Polizeibeamten, Mitarbeitern der Gesundheitsämter, Gesundheits- und Wirtschaftsverwaltung organisiert. Gesundheitssenatorin Kalayci sagte, man sei in engem Austausch mit dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, um dort zeitnah groß angelegte Kontrollen durchzuführen.

Bei den 1600 Berliner Corona-Teststellen befindet Berlin sich derzeit „in der Phase der Bereinigung“, wie Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) bereits am Donnerstag sagte. Mit Kontrollen und dem neuen Beschwerdemanagement soll geprüft werden, ob in den Teststellen die Standards für Testqualität, Hygieneregeln, Arbeitsrecht und Medizinprodukterecht eingehalten werden.

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Neukölln hatte bereits am Dienstagabend während einer Kontrolle mehrere Teststellen geschlossen. Und auch am Freitag zwischen 9.15 und 11.45 Uhr kontrollierten Mitarbeiter des Gesundheitsamtes Teststellen in der Sonnenallee, Karl-Marx-Straße und Hermannstraße. Das Ergebnis: Zwei weitere Teststellen wurden geschlossen. Inzwischen verloren sieben von rund 170 Teststellen im Bezirk ihre Zertifizierung, um Tests durchzuführen.

In einem Fall beanstandeten die Fachleute aus dem Gesundheitsamt, dass die Testung in unmittelbarer Nähe zum Lebensmittelverkauf in einem Laden stattfand. Es habe zu wenig Platz gegeben, um Abstand und Hygieneregeln einzuhalten.

Liecke: Alle Testzentren müssen kontrolliert werden

„Alle Testzentren in Berlin müssen kontrolliert werden. Es wäre wünschenswert, wenn alle Bezirke wie Neukölln zügig die Teststellen kontrollieren“, sagte Neuköllns Vize-Bürgermeister und Stadtrat für Jugend und Gesundheit, Falko Liecke (CDU) dem Tagesspiegel. In Neukölln wird es weitere Kontrollen geben.

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Der stellvertretender Bürgermeister in der City West und Bezirksstadtrat für Bürgerdienste, Wirtschafts- und Ordnungsangelegenheiten, Arne Herz (CDU), sagte dem Tagesspiegel, dass es im Bezirk bereits Kontrollen von Testzentren gegeben habe. „Es sollte sich niemand sicher sein, dass er keinen offiziellen Besuch erhält.“ Auch in Mitte soll es laut Gesundheitsstadtrat Ephraim Gothe (SPD) in der kommenden Woche Kontrollen der Teststationen geben. Genaueres werde noch besprochen.

Zudem sollen laut Teilnehmern der Runde keine neuen Teststationen mehr zulassen werden. Grund sei, dass es bereits genügend Teststellen gebe, zumal durch die seit Freitag gültigen Infektionsschutzregelungen nun bei weniger Gelegenheiten eine Testpflicht herrscht.

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So muss seit Freitag unter anderem keinen negatives Testergebnis mehr vorzeigen, wer die Außenbereiche von Restaurants oder Cafés nutzt. Auch im Einzelhandel, in Museen und Galerien muss kein negativer Corona-Test mehr vorgezeigt werden. Die Gesundheitsverwaltung gehe daher davon aus, dass das Testaufkommen zurückgehen werde, sagten Teilnehmer der Runde. Zugleich gebe es weiterhin sehr viele Neuanträge auf Zulassung, habe die Gesundheitsverwaltung erklärt. Etwa 30 bis 60 Anträge würden täglich eingereicht.

Sieben Neuköllner Teststellen verloren ihre Lizenz

Das gesamte Zulassungsverfahren wird zudem derzeit überprüft. Bisher war die Gesundheitsverwaltung für die Zertifizierung verantwortlich. Im Gespräch ist, ob die Gesundheitsämter die Zertifizierung bei Wiederzulassungen übernehmen. Angesichts des Personalnotstands in den Behörden wird das in den Bezirken sehr ambivalent gesehen.

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„Die örtlichen Gesundheitsämter können viel schneller vor Ort kontrollieren und Angaben überprüfen“, sagte Nicolai Savaskan, Leiter des Gesundheitsamtes in Neukölln. Mitarbeiter seiner Behörde hatten am Freitag bei einer zweiten Kontrolle in dieser Woche zwei Teststellen geschlossen. Inzwischen verloren sieben Teststellen im Bezirk ihre Lizenz. Auch andere Bezirke wie Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte kündigten zeitnahe, gemeinsame Kontrollen mit Zoll, Polizei sowie Vertretern von Gesundheits- und Wirtschaftsverwaltung an.

Mediziner Savaskan kritisierte unter anderem „fehlende medizinische und diagnostische Kriterien“ bei der Zulassung. Statt Online-Kurse zu belegen, müssten Tester durch approbierte Ärzte, Zahnärzte, Apotheker oder durch medizinisches Personal geschult werden, das von Medizinern angeleitet worden war. Bei Anträgen auf Wiederzulassung von Teststellen könnte dies in einem Kriterienkatalog aufgenommen werden.

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