zum Hauptinhalt
Die Baugrube in der Köpenicker Pohlestraße. 

© Th. Loy

Update

Nach Baupfusch in Berlin-Köpenick: 240 Menschen dürfen in Wohnungen zurück – sechs Häuser weiter gesperrt

Nachdem eine Baugrube mit Wasser vollgelaufen war, mussten 360 Berliner ihre Wohnungen verlassen. Zwei Häuser sind weiter einsturzgefährdet.

Nach der Evakuierung von 18 Häusern in Berlin-Köpenick können am Dienstag etwa 240 Bewohner zurückkehren. „Die ersten Menschen sind wieder in ihren Wohnungen“, sagte eine Sprecherin des Bezirksamtes Treptow-Köpenick. Ein Teil der Pohlestraße sei wieder freigegeben.

„Mit allergrößtem Einsatz“ sei es dem Bezirksamt Treptow-Köpenick gemeinsam mit Stromnetz Berlin gelungen, die Stromversorgung in der Pohlestraße in fast allen Gebäuden wiederherzustellen, teilte das Bezirksamt am Montagabend mit. Die Anwohner könnten voraussichtlich am Dienstag ab 9 Uhr in ihre Häuser zurückkehren.

Sechs Häuser seien aber weiter gesperrt, darunter die beiden einsturzgefährdeten Gebäude an der Baugrube, die am Sonntag mit Wasser vollgelaufen war. Insgesamt mussten laut Bezirksamt 360 Menschen ihre Wohnungen verlassen. Gas, Wasser, Strom und Wärme mussten abgeschaltet werden.

Die Mieter eines Wohnhauses in der Pohlestraße waren stutzig geworden. Die Fenster ließen sich nicht mehr schließen. Über einem Türsturz hatte sich ein Riss gebildet. Schnell war klar: Hier besteht akute Einsturzgefahr. 

Es werde weiter mit Hochdruck daran gearbeitet, die von Einsturz bedrohten Häuser zu stabilisieren, sagte Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) im rbb-Inforadio. Jetzt würden Holzkonstruktionen angebracht. Es gehe auch um die Hauptversorgungsleitungen in unmittelbarer Nähe.

Bezirksbürgermeister spricht von einem „Desaster“.

Das Wasser aus der Grube sei abgepumpt worden. Riesige Bigpacks mit Erde seien dort hineingestellt worden. „Es ist eine wirklich große Geschichte“, so der SPD-Politiker.

Er sprach zugleich von einem „Desaster“. Wasser sei nicht allein das Problem an der Baustelle gewesen - „dass dort wirklich professionell gearbeitet wurde, daran bestehen ernsthafte Zweifel“, auch wenn der Bauherr dies abstreite. „Die Annahme, dass es an unsachgemäßen Bauarbeiten liegt, ist extrem hoch.“ Bereits zuvor erteilte Auflagen seien nicht umgesetzt worden.

Ein Großeinsatz von Polizei, Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Arbeiter-Samariter-Bund und DRK war am Sonntag angelaufen, insgesamt 18 Häuser wurden vorsorglich evakuiert, bis spät in die Nacht zu Montag. Die Menschen kamen in Notunterkünfte oder bei Freunden und Verwandten unter. Wann sie zurück in ihre Häuser dürfen, ist unklar.

Mit provisorischen Ankern wurde das benachbarte Wohnhaus stabilisiert.
Mit provisorischen Ankern wurde das benachbarte Wohnhaus stabilisiert.

© Th. Loy

Das an der Grube angrenzende Haus drohte laut Polizei abzusacken und eine Giebelwand abzubrechen. Versorgungsleitungen für Strom und Gas wurden gekappt. Das Technische Hilfswerk hatte am Morgen mitgeteilt, dass die Absicherungsarbeiten schwierig seien und bohrte Löcher durch die Außenwand des betroffenen Wohnhauses, um sie mit Ankern zu stabilisieren.

Auch das Nachbarhaus gegenüber sei in Bewegung geraten. Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) sagte in einem Video der „Berliner Morgenpost“, beide Gebäude müssten jetzt stabilisiert werden. Erst wenn das gelinge, könne darüber geredet werden, „ob zu einem Zeitpunkt X die Versorgung wiederhergestellt werden kann“.

[Der Autor dieses Textes, Thomas Loy, schreibt den Tagesspiegel-Newsletter für Treptow-Köpenick. Den gibt es hier:leute.tagesspiegel.de]

Kommunalpolitiker Igel verwies zudem auf die kälteste Nacht des Jahres, in der die Sicherung und Unterbringung der Menschen organisiert werden musste.

Eine Drohne kam zum Einsatz, um weitere Bewegungen im Erdreich zu dokumentieren und die Lage besser einschätzen zu können. Zeitweise waren laut Bezirksamt Treptow-Köpenick 150 Einsatzkräfte vor Ort.

Einsatzkräfte und Busse für die evakuierten Bewohner stehen nahe der Pohlestraße.
Einsatzkräfte und Busse für die evakuierten Bewohner stehen nahe der Pohlestraße.

© Fabian Sommer/dpa

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Ursächlich für den Vorfall sei eine unfachmännisch ausgeführte Baugrube, erklärte Philipp Cachée, Katastrophenschutzbeauftragter des Bezirksamts Lichtenberg. Dem widersprach ein vor Ort anwesender Bauleiter. Eine marode Wasserleitung sei die Ursache gewesen. 

Das Bezirksamt lieferte eine weitere Erklärung: Bereits Anfang Januar habe die Senatsverwaltung für Umwelt den Bauherrn aufgefordert, die Baugrube zu verfüllen, da keine Genehmigung für die Grundwasserbenutzung erteilt wurde. Nicht die maroden Wasserleitungen seien ursächlich für das Bersten eines Hydranten, sondern "das grob fahrlässige Befahren des Bürgersteiges mit schweren Kettenfahrzeugen durch die Baufirma".

Das Technische Hilfswerk wollte am Montag versuchen, die Giebelwand mit einer Holzkonstruktion abzustützen. "Es ist zwei Minuten vor 12 - ein Wettlauf gegen die Zeit", sagte Cachée.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Am Dienstag kündigte das Bezirksamt an, dass die Häuser der "Pohlestraße 8, 10 und 12, neben den gesperrten Häusern 7 und 11 sowie die Dorotheenstraße 13" vorerst nicht zugänglich seien. Alle anderen Häuser konnten ab 9 Uhr wieder bezogen werden. Die Bauarbeiten würden sich zudem bis in den Abend ziehen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Die Baugrube gehört zu einem Wohnungsbauprojekt der BSK Immobilien. Hier sollen Eigentumswohnungen entstehen. Im Internet wird für einen „eleganten Neubau“ in der ruhigen Straße nahe der Köpenicker Altstadt geworben. Unter anderem wird eine 100-Quadratmeter-Wohnung für mehr als eine halbe Million Euro zum Kauf angeboten. (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false